Strobenried
Infiziert mit dem Plattler-Fieber

Die Plattler-Bixn zeigen, dass nicht nur Männer den schnellen urigen Volkstanz beherrschen

05.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

Die Bixn in Aktion: Da wird auf der Bühne nicht nur getanzt, sondern in guter alter Holzfällermanier auch gleich noch Holz gemacht.

Strobenried (SZ) Kurze Krachlederne, ein kecker knallroter Hut mit Feder, das farblich passende Karohemd - und fertig ist das perfekte Outfit, um einen schnellen Schuhplattler aufs Parkett zu legen: Seit rund einem Jahr tanzen sich die Plattler-Bixn in ihren Haferlschuhen durch das Schrobenhausener Land.

Denn wer immer gedacht hat, das Schuhplatteln sei eine reine Männersache, der hat sich gehörig getäuscht. Was Männer können, das können Frauen schließlich schon lange, dachte sich Sonja Burg aus Strobenried. Die 40-Jährige ist der Kopf der Plattler-Bixn. "Ich fand Schuhplatteln schon länger toll", erzählt sie. Warum? "Ich weiß es gar nicht genau. Aber das in der Gruppe kombiniert mit dem Traditionellen, das hat mir immer gefallen."

Dass sie aber heute mit acht weiteren Frauen in einer Gruppe schuhplattelt, das hätte sie sich vor rund eineinhalb Jahren selbst nicht gedacht. Angefangen hatte die Sache mit dem Schuhplatteln nur als einmalige Sache. "Ich wollte auf einer Geburtstagsfeier eine kleine Überraschungseinlage bringen", erzählt Burg. Schon damals hatte sie ihre Fühler ausgestreckt, wer da gerne mitmachen würde aus ihrem Freundeskreis - und einige der Damen zeigten sich tatsächlich interessiert. Marion Paul und Linda Neff zum Beispiel. "Wir waren sofort begeistert", erinnert sich Neff. "Ich liebe diese bayerische Tradition, und dass wir Frauen sind, macht es zu etwas Besonderem. Auch wenn wir uns natürlich nicht auf eine Stufe mit richtigen Trachtlern stellen würden." Zwar wurde aus der Plattler-Geburtstagsüberraschung letztendlich doch nichts, aber die Idee stand.

Der entscheidende Impuls kam schließlich von Burgs Ehemann, Rainer Burg. Der spielt bei den Steirer Lumpen Akkordeon und ist selbst ein großer Anhänger von bayerischen Traditionen. "Er hat mich immer wieder ermutigt, die Idee weiterzuspinnen. . .und am Ende auch überzeugt", sagt Burg lachend. Eine Gruppe beim Nachrichtendienst Whatsapp war schnell erstellt. "Ich hab einfach Freundinnen hinzugefügt, von denen ich dachte, die könnten auch Lust haben", so Burg. Und tatsächlich, neben wenigen Absagen, war die Resonanz größtenteils positiv: Sieben Frauen von 24 bis 42 Jahren und aus dem gesamten Schrobenhausener Land sagten zu - und die Plattler-Bixn waren geboren. Und im vergangenen Oktober stieß mit Christina Kneilling (kleines Foto) sogar noch ein neunter Kopf zur Truppe hinzu.

"Am Anfang war ich schon skeptisch", sagt Ramona Steinbüchler, die ebenfalls aus Strobenried kommt und Mitglied der ersten Stunde ist. "Aber ich war eben auch neugierig. Ich glaube, das ging den meisten von uns so." Und gesiegt hat schlussendlich doch die Neugier - und spätestens nach der ersten Trainingsstunde bei einem befreundeten Schuhplattler war nicht nur sie mit dem Plattler-Fieber infiziert. "Es schaut so einfach aus, dabei ist es richtig schwer. Und dann will man das einfach können", sagt die 27-Jährige.

Linda Neff und Marion Paul ging es nicht anders. "Obwohl wir nach den ersten Stunden handflächengroße blaue Flecke auf den Oberschenkeln hatten", erinnert sich Paul lachend. Aber ans Aufgeben wollte keine der Frauen denken, der Ehrgeiz hatte sie gepackt. "Wir haben da wirklich viel Arbeit reingesteckt", sagt auch Neff. Einmal in der Woche trafen sie sich zum gemeinsamen Training, den Rest der Woche hat jede für sich alleine geübt - schließlich stand der erste Auftritt schon in vier Monaten beim Waldfest in Oberlauterbach an. "Mein Gott, was waren wir da aufgeregt", erinnert sich Marion Paul. "Aber mit einem Beruhigungsschnaps ging es schon", wirft Neff zwinkernd ein. "Den brauchen manche heute noch", fügt Burg grinsend dazu. Wobei das wahrscheinlich nicht so ganz stimmt, wo die Plattler-Bixn mittlerweile doch schon richtige Routiniers sein dürften.

Denn bei dem einem Auftritt blieb es natürlich nicht. Das Showplatteln der Bixn auf sowohl traditionelle Volksmusik als auch moderne Lieder schlug ein wie eine Bombe. "Wir haben Auftritte bei Firmenpartys, Geburtstagsfeiern, Vereinsfesten und jetzt natürlich bei Faschingsbällen im gesamten Umland", zählt Burg stolz auf. Sogar eine Anfrage aus München habe es schon gegeben. "Aber die haben wir abgelehnt", sagt Neff schnell. "An demselben Wochenende war Sonjas Geburtstag und den gemeinsam zu feiern, ist freilich vorgegangen." Paul und Steinbüchler nicken zustimmend. Denn zwar verdienen die Plattler-Bixn bei ihren Auftritten auch etwas Geld, aber im Vordergrund stehe immer noch der Spaß. Und wenn es einen Geburtstag zu feiern gebe, dann gehe das ganz klar vor, da sei gar keine Diskussion nötig. Überhaupt, wer gedacht hat, dass es bei so viel geballter Frauenpower schon das ein oder andere Mal kracht, den müssen die toughen Ladys enttäuschen: "Zickereien gibt es nicht. Jeder kann seine Meinung sagen und alles wird demokratisch abgestimmt", sagt Burg. "Genau", pflichtet ihr Steinbüchler bei, "wir sind echt eine tolle Gruppe, wir funktionieren richtig gut zusammen." Wobei gerade das anfangs nicht so klar war. "Wir kannten uns ja untereinander zum Teil gar nicht. Sonja war die Einzige, die alle kannte", erklärt Neff. "Aber jetzt kann ich wirklich sagen, dass wir alle Freunde sind." Und damit ist das Schuhplatteln für die Frauen so viel mehr als nur ein Zeitvertreib: Es hat sie als Gruppe zusammengeschweißt und ist zu einer echten Leidenschaft geworden. "Wenn ich irgendwo eines unserer Lieder höre, muss ich mich wirklich zusammenreißen, dass ich nicht das Platteln anfange", sagt Paul lachend.

Dass sie aber in diesem Jahr zu wenig zum Schuhplatteln kommen wird, darum muss sie sich wahrscheinlich nicht sorgen. Bereits jetzt stehen elf weitere Auftritte im Terminkalender der Plattler-Bixn. Und viele weitere werden ganz sicher noch folgen.