Steingriff
Kunstwerke aus alten Dachbalken

Sanierung der Steingriffer Dreifaltigkeitskirche geht ihrem Ende entgegen – Aktion zur Finanzierung

06.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:43 Uhr

Das Kreuz als klerikales Kunstobjekt für Zuhause: Künstler Martin Knöferl (l.) und der Steingriffer Kirchenpfleger Bernhard Hanke lassen den Blick schweifen. Mit dem Verkauf der Kreuze soll zur Finanzierung der Generalsanierung der Steingriffer Dreifaltigkeitskirche beigetragen werden. Fotos (2): Staimer

Steingriff (SZ) Einer Großbaustelle gleicht die kleine Dreifaltigkeitskirche in Steingriff: Das Gotteshaus wird seit Monaten aufwendig saniert. Ein Teil der morschen Balken wurde von Martin Knöferl zu Kunstwerken verarbeitet. Mit ihrem Verkauf soll ein Teil der Renovierungskosten refinanziert werden.

„Zu schade, um das Holz zu entsorgen“: Der Gedanke huschte dem Steingriffer Kirchenpfleger Bernhard Hanke sogleich durch den Kopf, als er die ausgebauten alten Balkenteile der Dreifaltigkeitskirche mit ihren spannenden Strukturen liegen sah. Mit dem Hörzhausener Künstler Martin Knöferl war der richtige Mann gefunden, um einen Teil des alten Dachstuhls einer künstlerischen Verwandlung zuzuführen und obendrein durch den Verkauf der so entstandenen Kreuze zur Finanzierung der Bau-maßnahmen an der Dorfkirche beizutragen.

Versteckt hinter hohen alten Bäumen thront die Kirche zur Heiligen Dreifaltigkeit auf einer Anhöhe über dem Schrobenhausener Ortsteil Steingriff. Seit Ende April ist die Kirche fest in den Händen einer bunten Schar von Handwerkern. Zimmerleute, Dachdecker und Elektriker, Stuckateure, Maler und Pflasterer geben sich förmlich die Klinke in die Hand.

Bei einer Inspektion des Dachstuhls habe das beauftragte Statikbüro Alarm geschlagen, berichtet Hanke. Was auf den ersten Blick lediglich für den Fachmann zu erkennen war, blieb nach dem Ausbau der ersten Balken auch dem Laien nicht verborgen. Ameisen haben sich im Dachstuhl zu schaffen gemacht und die Balken angenagt. Eingedrungene Feuchtigkeit und ein Pilz hätten die Balken geschädigt, so Hanke weiter. Stellenweise zerbröselten die kräftigen Balken schon zu Staub. Als Mahnmal und Beweis hat Hanke einige Balkenfragmente aufbewahrt. Dem Kirchenpfleger ist noch heute ganz mulmig bei dem Gedanken, was hätte passieren können, wenn die morschen Stellen des Dachgebälks nachgegeben hätten.

Das ist jetzt Vergangenheit. Der Dachstuhl ist inzwischen ausgebessert worden. „So viel wie nötig und so schonend wie möglich“, sagt Hanke. Alte erhaltene Balken und neue fügen sich nahtlos aneinander. Auch die neue Dacheindeckung befindet sich an Ort und Stelle. „Das Halali ist schon geblasen. Die Ameisen sind tot“, feixt Hanke ausgelassen.

Erleichterung und auch eine Portion Stolz schwingen mit, wenn der Pfarrsekretär der Schrobenhausener Stadtpfarrei St. Jakob den Blick über den Tisch in der heimischen Gartenlaube schweifen lässt. Darauf drapiert sind die Kreuze, die unter der kunstsinnigen Hand von Martin Knöferl entstanden sind. Jedes ein Unikat. Unter der Prämisse interessante Oberflächen zu verarbeiten, suchten Hanke und Knöferl die spannendsten Stücke heraus.

„Reinspüren“ und „Hinfühlen“ stand für Knöferl an. „Wie fühlt es sich an, dass es gut passt“, sagt der Leiter der Koordinationsstelle für Supervision der Diözese Augsburg. Nach Feierabend ging es in die heimische Werkstatt in Hörzhausen. Balken wurden gelesen, geschaut, was man überhaupt noch rausbekommt an verarbeitbarem Material.

Sowohl in Ausarbeitung, als auch in Größe und Farbe gleicht kein Kreuz dem anderen. Das Fichtenholz ist fast unversehrt und hell, lediglich die Beilspuren des Behauens vor 250 Jahren sind als Zeugen der Vergangenheit zu sehen. An manchen Stellen wurden Risse mit Blattgold betont oder ein knorriger Nagel aus vergangener Zeit fand seinen Platz neben einem Astloch. Strahlendes Gelb, kraftvolles Rot, Blau und Grün: Die Mitte jedes Kreuzes ist mit einem durchscheinenden Glaselement versehen, das im Sonnenlicht besonders schön zur Geltung kommt.

Drei der insgesamt 32 Kreuze seien bereits an den Mann gebracht worden, so Hanke. Wer eines der Balkenkreuze erstehen möchte, kann sich bei Familie Hanke, Telefon (0 82 52) 8913 3, melden, um einen Besichtigungstermin zu vereinbaren. Ganz nach Geldbeutel und Gusto liegt der Preis zwischen 100 und 200 Euro.