Steinerskirchen
Steine aus dem frühen Mittelalter

In Steinerskirchen wird der Innenraum der Wallfahrtskirche renoviert

29.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:24 Uhr

Zur Baustelle ist der Innenraum der Wallfahrtskirche geworden. Weil Salpeter in den Mauern ist, bröckelt der Putz ab. Dahinter kommen Steine zum Vorschein, die zum Teil aus dem achten Jahrhundert stammen könnten. - Foto: Straßer

Steinerskirchen (SZ) Der Innenraum der Steinerskirchener Wallfahrtskirche wird noch bis Mitte Mai renoviert. Beim Abschlagen des bröcklig gewordenen Putzes kommen die Handwerker auch der Geschichte des uralten Baus auf die Spur.

Ein ungewohnter Anblick: das Kirchenschiff ohne Bänke, Gemälde und Figuren. Der Hochaltar, in Tuch eingepackt, wirkt ein wenig wie moderne Kunst. Zwei Mitarbeiter der Baufirma Pettmesser klatschen die erste neue Putzschicht an die freigelegten Wände. Wolfgang Rüppel von der Oase Steinerskirchen weist auf einen Bruchstein, zwischen Backsteinen tief in der dicken Kirchenmauer eingemauert: "Der stammt vielleicht noch aus dem achten Jahrhundert." Denn vor mehr als 1200 Jahren, erklärt Rüppel, wurde vermutlich die erste, namensgebende steinerne Kirche auf dem Steinerskirchener Berg errichtet.

Ein Jahrtausend lang schon bringen Menschen hier ihre Gedanken, Sorgen, Hoffnungen vor Gott, feiern zusammen Gottesdienst. Wolfgang Rüppel, der sich seit seiner ersten Begegnung mit diesem Ort für dessen Geschichte interessiert, hat in der kleinen Kirche geheiratet, seine Kinder wurden hier getauft - wie so viele andere.

Im Moment heiratet in Steinerskirchen niemand, die Gottesdienste wurden vorübergehend in die Martinsklause im benachbarten Kloster verlegt. Grund für die Renovierung sind die inzwischen vom vielen Kerzenlicht angerußten Wände und der bedenkliche Zustand des Putzes. "Da ist Salpeter in der Mauer", erklärt Alexander Bachmann von der Firma Pettmesser, "deswegen bröckelt der Putz. Wenn man da nichts macht, kriecht das weiter hoch, und am Ende kommt das Ganze viel teurer, als wenn man es jetzt gleich erledigt."

Vor ein paar Tagen waren die Elektriker da und haben Leitungen neu verlegt, für den Fall, dass die Fußbodenheizung aus den 60er-Jahren doch einmal den Geist aufgibt. Künftig haben Kirchenbesucher also die Chance auf eine elektrische Sitzheizung. Die Elektriker hatten ihre Stereoanlage dabei und beschallten den Altarraum mit Popmusik. Die alte Kirche jedoch verliert niemals ihre würdevolle Atmosphäre.

Ohne die Kirchgänger und die Menschen, die sich mit Steinerskirchen verbunden fühlen, wäre die auf 120 000 Euro veranschlagte Maßnahme schwerlich zu finanzieren, meint Kirchenpfleger Christian Lucya. "Wir bekommen dankenswerterweise Unterstützung von der Diözese Augsburg, von kommunaler und hoffentlich auch von staatlicher Seite, aber so ein Vorhaben ist natürlich für die kleinste Pfarrei der Diözese schon ein Kraftakt."