Karlshuld
„Die Kommunen saufen ab“

Landrat Roland Weigert spricht Klartext beim Neujahrsempfang in Karlshuld

01.01.2018 | Stand 02.12.2020, 17:00 Uhr
Beim Neujahrsempfang machten Landrat Roland Weigert und zweiter Bürgermeister Michael Lederer die Finanznot der Kommunen deutlich. −Foto: Hammerl

Karlshuld (SZ) Vor dem Karlshulder Rathaus ließen es die Neuschwetzinger Böllerschützen so richtig krachen, drinnen im Feuerwehrhaus nahmen beim anschließenden Empfang Landrat Roland Weigert und zweiter Bürgermeister Michael Lederer kein Blatt vor den Mund, was die finanzielle Lage der Kommunen betrifft.

„Die Zeiten sind so schwierig wie noch nie“, sagte Weigert, „während Bund und Länder schuldenfreie Haushalte aufstellen, saufen die Kommunen ab“. Er sprach das Paradoxon einer Zeit großen Wohlstandes an, bei gleichzeitiger „brüllender Finanznot der Kommunen“, so dass „wir unsere Aufgaben kaum noch erfüllen können“. Die Gemeinde Karlshuld stehe noch vergleichsweise gut da – zum einen, weil stets vorsichtig gewirtschaftet wurde, zum anderen, weil Karlshuld kaum gemeindeeigene Straßen habe, sondern von Staats- und Kreisstraßen durchzogen werde. „Karlshuld wird im Straßenbau kaum gefordert, hat aber die am besten ausgebauten Straßen – davon profitiert die Gemeinde“, meinte Weigert. Dass der Gemeinderat sich vorgenommen habe, weiterhin schuldenfrei zu bleiben, nannte er löblich, denn das bedeute Generationengerechtigkeit.
 
Wie zuvor Zweiter Bürgermeister Lederer bat auch er um Geduld, bis so manche Projekte finanziert werden könnten. Beide spielten vor allem auf das geplante neue Feuerwehrhaus an. Denn zuvor hatte Manfred Pelzer, Vorsitzender der Karlshulder Feuerwehr, die den Neujahrsempfang mit Würstchen und Getränken im alten Feuerwehrhaus vorbereitet hatte, mit dem sprichwörtlichen Zaunpfahl gewunken – er rechne damit, bald den Empfang im neuen Haus ausrichten zu können. Doch das müsse noch etwas warten, stellte Lederer klar. Alle drei Jahre habe die Kommune neu bauen müssen, um die gesetzlichen Vorgaben zur Kinderbetreuung erfüllen zu können. Der Staat setze auf Hortbetreuung anstelle von Ganztagsschulen, erklärte Lederer. Ganztagsschulen müsste der Staat zahlen, den Hort jedoch die Kommunen. Viele andere Investitionen müssten daher nach hinten geschoben werden.
  
„Es wird immer schwieriger, einen ausgeglichenen Haushalt zusammenzubringen,“ sagte Lederer und ergänzte, die Zeiten der hohen Festgeldkonten seien wohl vorbei. Neben dem Feuerwehrhaus nannte er den Bauhof und die Mehrzweckhalle der Schule als dringliche Projekte. „Ich denke, wir packen das auch in Zukunft an – aber eben langsamer,“ schloss Lederer. Frühlingshafte Temperaturen hatten wieder zahlreiche Zuschauer vors Rathaus gelockt, wo die Böllerschützen unter Kommando von Böllerschützenmeister Robert Heinrich Salut, langsame und schnelle Reihe schossen, und die Blaskapelle Karlshuld unter Leitung von Christian Mattes das Neujahrsanschießen musikalisch begleitete. An Weigert gerichtet scherzte Pelzer: „Ich hoffe, die Feinstaubbelastung ist es nicht zu hoch geworden“. Die wurde zwar nicht gemessen, die Lautstärke der Böllerschützen aber hatte auf jeden Fall das Maß mancher Musiker überschritten, denn einer Musikantin fiel vor Schreck eine Beckenscheibe krachend herunter.