Gritschenbräu braut nicht mehr

26.11.2009 | Stand 03.12.2020, 4:27 Uhr
Strategische Partnerschaft: Annemarie Höcht (Gritschenbräu) und Gerhard Bonschab (Herrnbräu) haben eine Kooperation ihrer jahrhundertealten Brauereien vereinbart. −Foto: Spindler

Schrobenhausen (jsp) "Wir haben nicht den Namen oder die Brauerei verkauft", sagt Annemarie Höcht. Aber eine Partnerschaft mit der Ingolstädter Herrnbräu ist die Gritschenbrauerei eingegangen. In Schrobenhausen wird damit nach mehr als 400 Jahren die Bierproduktion eingestellt.

Mehrere Monate der Verhandlungen liegen hinter Gerhard Bonschab, Geschäftsführer der Ingolstädter Brauerei Herrnbräu, und der Schrobenhausener CSU-Bezirksrätin und Mitgesellschafterin der Gritschenbrauerei, Annemarie Höcht. "Wir haben lange überlegt und darüber nachgedacht", sagt Höcht weiter. Aber nun passe alles zusammen, so Höcht mit Blick auf Bonschab.

Eine "strategische Partnerschaft" seien die beiden seit Jahrhunderten existierenden Brauereien miteinander eingegangen, sagt Bonschab. Dahinter verbirgt sich ein mehrstufiger Plan, der auf etliche Jahre angelegt ist. Dabei hat es Bonschab vor allem auf die historischen Rezepte der seit 1593 existierenden Schrobenhausener Gritschenbräu abgesehen. Daraus ließen sich einige Spezialitäten herstellen, denkt Bonschab laut über die Zukunft der Kooperation nach.

Die alten Rezepturen aus dem Hause Höcht will Bonschab seinem Ingolstädter Braumeisterteam übergeben. Das soll schauen, wie daraus Bierspezialitäten für den heutigen Markt zu produzieren seien. Bonschab ist sich sicher, dass solche Produkte auf dem Biermarkt besonders gut ankämen, die Kunden wollten keine Mixgetränke nach der Art Bier mit Lemonaroma mehr haben. Das habe auch der jüngste Herrnbräu-Coup – das Panther-Weißbier – bewiesen. Auf diesen Erfahrungen wolle die 1471 gegründete Herrnbräu auch mit der Marke Gritschenbräu aufbauen.

Wie lange die neuen Spezialitäten Schrobenhausener Provenienz auf sich warten lassen müssen, will Bonschab nicht sagen. Das sei ein längerer Prozess. Probesude müssten angesetzt und von Fachleuten verkostet werden. Aber eines ist sicher: Gebraut werden die Spezialitäten auf jeden Fall in den Ingolstädter Produktionsstätten von Herrnbräu.

Das bestätigt auch Annemarie Höcht. Der Brauereibetrieb am Gritscheneck sei eingestellt worden. Und das schon vor Monaten. Was derzeit noch aus der Schrobenhausener Produktion an den Mann gebracht werde, sei Ende August hergestellt worden. "Nur noch kurze Zeit", so Höcht, werde es das heimische Bier aus eigener Produktion geben.

Dem damaligen Entschluss der Eignerfamilie Höcht, die Produktion einzustellen, waren zahlreiche Gespräche mit den Aufsichtsbehörden vorausgegangen. Das Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen bestätigte auf Anfrage das Vorliegen eines Schriftstücks, in dem die Firmenverantwortlichen eine autonome Entscheidung über die Zukunft ihres Unternehmens getroffen hätten, so das Landratsamt. Dabei wies die Behörde darauf hin, dass nach Kontrollen des Brauereibetriebes diverse Auflagen ausgesprochen worden seien, wonach die Brauerei lebensmittelrechtlichen Standards zu erfüllen habe.

"Wir gehen davon aus, dass die Verantwortlichen jetzt zu dem Schluss gekommen sind, dass etwa auf Grund des Alters der Gebäude und der Einrichtungen die Einhaltung der lebensmittelrechtlichen Standards nicht mehr wirtschaftlich gewährleistet werden kann und sie sich deshalb für die Einstellung des Braubetriebes entschieden haben", so die Behörde weiter.

Ein weiteres Thema des Bonschab’schen Mehrstufenplans der Kooperation werden die Wirtshäuser von Gritschenbräu sein. Denkbar ist laut Bonschab in der langfristig angelegten Partnerschaft, die Wirtschaften in und um Schrobenhausen wieder aufleben zu lassen. Das ist "ein gewaltiges Aufgabenfeld", wie Bonschab sagt. Zunächst müssten die Gasthäuser untersucht werden, um zu sehen, welchen Handlungsbedarf es im Detail gebe.

Das erste Objekt, das sich einer Analyse stellen muss, wird das Bräustüberl am Gritscheneck selber sein. "Es muss alles geprüft werden", betont Bonschab, um eine neue Schankkonzession zu erhalten. Annemarie Höcht allerdings ist sich sicher, dass in ihrem Bräustüberl in Bälde wieder Gäste bewirtet werden.