Schrobenhausen
Ein Foto der Hinterkaifeck-Opfer

Zufallsfund bei Recherche für die Hohenwarter Gemeindechronik

29.06.2012 | Stand 03.12.2020, 1:20 Uhr

Dieses Bild entdeckte Historiker Hans Perlinger bei seinen Recherchen für die Hohenwarter Gemeindechronik. Es zeigt den Hof von Hinterkaifeck vor dem Mord - Foto: Markt Hohenwart

Schrobenhausen (SZ) Es gibt Neues aus Hinterkaifeck: Bei Recherchen für die Hohenwarter Gemeindechronik ist jetzt ein Foto aufgetaucht, das womöglich erstmals zwei der Mordopfer erkennen lässt, wenn auch ziemlich unscharf.

Es ist eine kleine Sensation. Denn bis jetzt gibt es etwas, das der oder die Täter und die Opfer gemeinsam haben: Sie haben kein Gesicht. Dabei gilt es als sicher, dass noch Bilder von der Familie Gruber/Gabriel existieren, unter anderem ein Hochzeitsfoto vom später in Frankreich gefallenen Karl Gabriel und seiner Gattin Viktoria aus dem April 1914. Bis heute aber halten die Nachfahren alles unter Verschluss.

Jetzt ist erstmals ein Bild aufgetaucht, auf dem mit hoher Wahrscheinlichkeit mindestens zwei der Opfer zu sehen sind. Der Historiker Hans Perlinger stieß darauf zufällig bei seinen Recherchen für die Hohenwarter Gemeindechronik.

Der Hohenwarter Gemeindekämmerer Ernst Petz war an ein Album eines ehemaligen Lehrers aus Lindach gekommen, Perlinger wertete es jetzt aus und staunte nicht schlecht, als er auf einem der Bilder den Hof von Hinterkaifeck erkannte. Im Album steht eine Jahreszahl: 1922 – das Jahr des Mordes.

Nachdem der Mord am 31. März passierte und Schnee lag, muss das Bild allerdings früher entstanden sein, zumal ja noch Blätter an den Bäumen hängen und der Schatten auf das Dach von einer eher hoch stehenden Sonne kommt. Im Februar 1922 gab es wohl eine kurze Wärmeperiode, wie die Experten der Internet-Foren, die sich mit dem Fall Hinterkaifeck fast wissenschaftlich beschäftigen, bereits recherchierten. Sie gehen davon aus, dass das Foto entweder wenige Wochen vor dem Mord oder im Jahr davor entstand. Dass das Bild nach dem Mord aufgenommen wurde und beliebige Passanten zeigt, gilt vor allem deshalb als unwahrscheinlich, weil die Bauteile für die geplante Erweiterung des Hofes im Gegensatz zu den Polizeifotos vom März 1922 noch nicht zu sehen sehen. Und abgeholt wurden die Bauteile erst Jahrzehnte später vom Hasen Kare.

Drei Personen sind auf dem Bild zu sehen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist der Mann links auf dem Fahrrad der damalige Wangener Bürgermeister Georg Greger (1867 - 1947).

Beim Bauern vorne rechts handelt es sich wohl um Andreas Gruber selbst, der längst nicht der Hühne war, wie ihn sich so mancher bisher vorgestellt haben mag. Andreas Gruber war zirka 1,65 Meter groß, von kräftiger Statur und blond, über die Jahre ergraut.

Zweifel gibt es bezüglich der Identität der dritten Person. Manche glauben, es müsse sich um Andreas Grubers Gattin Cäzilie Gruber, eine geborene Sanhieter handeln. 1922 war sie allerdings schon fast 73 Jahre alt, und die Frau auf dem Foto steht sehr aufrecht, mit sehr viel Spannkraft.

Vieles spricht dafür, dass es Grubers Tochter, Viktoria Gabriel ist, also Karl Gabriels Witwe. Sie kam im Februar 1887 zur Welt und war 1921 34 Jahre alt. Auf dem Foto trägt sie sehr große Schuhe, wahrscheinlich hat sie sich welche von ihrem Vater geliehen.

Viktoria Gabriel galt nicht nur als sehr attraktive Frau, sie hatte wohl auch eine hervorragende Stimme, erwarb sich mit ihrer Sangeskunst im Kirchenchor den Beinamen „Lerche von Kaifeck“. Jetzt gibt es erstmals ein Bild von ihr, wenn auch ein reichlich Unscharfes.