Schrobenhausen
Wohnungslosenproblematik: Doch ein Neubau?

Stadtverwaltung soll die Zuschusssituation abklären – Jugendheim als Standort nicht für alle vom Tisch

19.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:58 Uhr

Schrobenhausen (mpy) Die Situation von Wohnungslosen in Schrobenhausen wird immer prekärer. Im Stadtrat wurde die Problematik am Dienstagabend einmal mehr diskutiert – und es zeichnet sich eine Lösung ab: Zumindest wird jetzt einmal ein möglicher Neubau an der Bürgermeister-Götz-Straße durchgerechnet.

Dabei wies Reinlinde Schmidt, die die Thematik im Rathaus bearbeitet darauf hin, dass man bei Obdachlosen heute nicht mehr vom klassischen Fall von vor 20 Jahren ausgehen dürfe. „Das ist nicht der arbeitslose Alkoholiker, sondern wir reden hier über Familien, die einen Schicksalsschlag erlitten haben, die gestern ein ganz normales Leben führten – und heute ohne Wohnung dastehen.“ 18 Personen müsse die Stadt aktuell betreuen, Tendenz stark steigend. „Und es ist unheimlich schwer, am angespannten Schrobenhausener Mietmarkt etwas Neues zu finden.“

Das waren die Fragen, die der Stadtrat zu diskutieren hatte: Wo und in welcher Form soll den Menschen geholfen werden? Im Endeffekt standen zwei freie Grundstücke zur Wahl – der freie Platz hinter dem Jugendheim und eine Fläche neben dem Fischerheim an der Bürgermeister-Götz-Straße – und zwei Alternativen: Neubau oder Container. Es wurde hart um eine Lösung gefochten.

Peter Mießl (SPD) brachte gleich noch einmal das Jugendheim ins Spiel, das der Stadtrat gerade erst als Standort abgelehnt hatte. Der CSU gefiel die Idee einer Lösung mit gut isolierten Containern, weil man dann flexibel und schnell auf den Bedarf reagieren könne, wie zum Beispiel Gerhard Winter argumentierte.

Eine eindeutige Position vertrat Georg Berger (proSob). Stefanie Buchner-Joppich von der Caritas habe klar dargestellt, dass der Druck wachse, und angesichts der Zuschusssituation würde sich ein Neubau auf städtischem Grund rechnen.

Dagegen sprangen auch Franz Mühlpointner (BVS), Rudi Koppold (FW) und Stefan Eikam noch einmal auf den Jugendheim-Zug auf. „Natürlich kann der Stadtrat seinen eigenen Beschluss kippen – aber müssen wir das wirklich von vorne machen“, fragte da Bürgermeister Stephan.

Stefan Eikam bat, sich die Situation der Betroffenen vor Augen zu führen: „Das sind Personen, die nicht mobil sind, die Familien haben Bedürfnisse, benötigen vielleicht Zugang zu sozialen Einrichtungen.“ Es dürfe nicht darum gehen, dass man die Betroffenen „an einem Ort versteckt, wo man sie nicht sieht“. Und ein Container sei nicht vergleichbar mit einer vernünftigen Wohnung.

„Wir sind gegen Container“, meldete sich da auch Rudi Koppold zu Wort, „lasst uns jetzt das Jugendheim herrichten, und später bauen wir was Gescheites!“ Die 300 000 Euro für den Umbau des Jugendheims könne man auch gleich in einen Neubau stecken, hielt Uli Hartmann (CSU) dagegen. Und der Standort an der Bürgermeister-Götz-Straße sei gar nicht so sehr vom Schuss, in der Pöttmeser Straße gebe es viele Märkte.

„Mir gefällt die Diskussion nicht“, sagte Christian Spreitzer (proSob), „einen günstigsten Zeitpunkt wird es nie geben!“ Und auch Franz Mühlpointner schwenkte jetzt um und sagte: „Ein Neubau würde schon Sinn machen!“

Der Kompromiss, über den abgestimmt wurde, stieß dann auch auf eine große Mehrheit: 19:3-Stimmen dafür, die Zuschusssituation für einen Neubau an der Bürgermeister-Götz-Straße prüfen zu lassen.