Schrobenhausen
Dramatische Lebensgeschichten

Berühmte französische Frauen standen im Mittelpunkt einer besonderen Lesung

23.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:55 Uhr

Berühmte französische Frauen standen bei einer Lesung am Montag im Pfarrstüberl im Mittelpunkt. Dazu gab es französischen Melodien. - Foto: Dürrmann

Schrobenhausen (SZ) Die dramatischen Lebensläufe berühmter französischer Frauen standen im Fokus der Lesung am Montagabend im Pfarrstüberl des Pfarrzentrums. Organisator Hartmut Giehl überraschte den überschaubaren Kreis der Zuhörer mit französischen Melodien, die er auf dem Saxofon spielte.

Die Veranstaltung ging passend los. Hartmut Giehl intonierte auf seinem Altsaxofon die Nationalhymne der Französischen Republik, die Marseillaise. Giehl selbst widmete sich in seiner Geschichte dem Leben und Sterben der als "Jungfrau von Orléans" bekannten Jeanne d'Arc. Die französische Nationalheldin verhalf im Hundertjährigen Krieg den Truppen des Daupins (Thronerben) zu einem Sieg über die Engländer. Bei der Krönung ihres Gebieters König Karl VII. kniete sie nieder und sprach: "Edler Herr, jetzt ist Gottes Wille vollbracht." Später fiel die Johanna von Orléans in die Hände der Engländer und wurde im Alter von 19 Jahren auf dem Marktplatz von Rouen auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Papst Benedikt XV. erklärte sie im Jahre 1920 zur Heiligen.

Karola Gruschwitz las über die Frauenrechtlerin Olympe de Gouges. Die im Jahre 1748 in der französischen Stadt Montauban geborene Revolutionärin verfasste die Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin (1791). In einem Zitat bezeichnet Olympe de Gouges die "liebreizenden Männer" als "aufgeblasene, buntscheckige und maskierte Adonisse, selbstherrliche miese Spötter, die sich den ganzen Vormittag gestiefelt und gespornt auf der Straße herumtreiben." Diese unerwünschte Einmischung in die den Männern vorbehaltene Politik führte zu ihrer Hinrichtung im Jahre 1793.

Dann war Marie Tussand, die Gründerin des nach ihr benannten Londoner Museums "Madame Tussands" an der Reihe. Rosmarie Müller las aus einem Artikel von Bernhard Funke, skizzierte zuerst das Geschehen im Museum selbst, um dann auf das Leben der Marie Tussand, geborene Grosholtz, einzugehen. Diese hatte die außerordentliche Begabung, Perücken zu knüpfen und Wachsköpfen Glasaugen einzusetzen, aber auch einen ordentlichen Geschäftssinn. 1802 überließ Tussand die Ausstellung in Paris und ihr Söhnchen Francois ihrem Mann, tingelte drei Jahrzehnte mit ihren wächsernen Schätzen durch England, Schottland und Irland, um dann 1794 das Wachsfigurenkabinett von ihrem "Onkel" Philippe Curtius zu erben.

Die nächste Leserin Heidi Waldschmitt befasste sich mit der ersten professionellen Ballonfahrerin Madeleine Sophie Blanchard, die zusammen mit ihrem Mann von den Kreidefelsen bei Dover mit dem Ballon aufstieg und zweieinhalb Stunden später in Calais landete. Später, als sie allein ihre Ballonfahrten unternahm, umgab sie ihre Gondel mit einem Feuerwerk und begeisterte damit die Massen. Mit nur 41 Jahren trug man sie zu Grabe. Die junge Frau war abgestürzt. Am 7. Juli 1819 fing ihr Ballon über dem Tivoli in Paris bei einem ihrer nächtlichen, tollkühnen Feuerwerksspektakel Feuer und sie stürzte aus 300 Metern Höhe ab.

Eine nächste berühmte französische Frau war die leidenschaftliche Gipfelstürmerin Henriette d'Angeville (gelesen von Sabine Bauer). D'Angeville war die erste Frau, die aus eigener Kraft im September 1838 den Mont Blanc bezwang. Der Proviant der Gruppe umfasste unter anderem zwei Hammelkeulen, zwei Ochsenzungen, 24 Hühner, 18 Flaschen Rotwein, ein Fass Weißwein und viel Brot. 1871 starb sie in Lausanne.

Karola Gruschwitz war dann ein zweites Mal mit einer Geschichte zugange: über Camille Claudel, der einzigartigen Künstlerin der modernen Plastik. Diese schaffte den Durchbruch zur eigenständigen Bildhauerin mit dem Werk "Sakuntula" bei der Ausstellung im Salon des Champs Elysèes im Jahre 1888: eine Frau und ein Mann in inniger Umarmung. In Anzeichen geistiger Umnachtung zerstörte sie 1906 alle ihre Skulpturen, wurde von ihrer Familie in eine Irrenanstalt abgeschoben, wo sie 30 Jahre ihres Lebens verbrachte. 1943 verstarb Claudel in Montdevergues. In einem Brief an ihren Bruder Paul schrieb sie: "Ich habe Besseres verdient."

Ingelore Schultes beschäftigte sich mit der zweifachen Nobelpreisträgerin Marie Curie. 1867 in Warschau geboren, lebte und wirkte sie in Frankreich. Sie untersuchte 1896 die von Henri Becquerel beobachtete Strahlung von Uranverbindungen und prägte für diese das Wort "radioaktiv". Marie Curie ist neben Linus Pauling die einzige Person, der Nobelpreise auf zwei verschiedenen Fachgebieten, nämlich Physik und Chemie, verliehen wurde. Während des Ersten Weltkriegs half sie als Krankenschwester in der französischen Armee beim Röntgen verwundeter Soldaten. Marie Curie starb im Alter von 67 Jahren. Sie litt an akuter Leukämie, hervorgerufen durch den ungeschützten Umgang mit Radiumstrahlen. Alles in allem war es ein gelungener Abend, der mehr Besucher verdient hätte.