Schrobenhausen
"Wir sind kein Bastelverein"

Lernen, Kochen und viel multikulti: Das Zoom ist ein moderner Zufluchtsort für Jugendliche

24.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:46 Uhr

Foto: - kx

Schrobenhausen (SZ) Kochen, Airhockey, Sprayaktionen, helfen, lachen, zusammen Zeit verbringen. Das Jugendzentrum Zoom in Schrobenhausen ist für viele Jugendliche mehr als ein Ort, um Zeit totzuschlagen. Es ist ein kleines Kulturzentrum, ein Ort für Kreative und ein Ort für Freunde.

Viel Raum zum richtig Lautsein gibt es in Schrobenhausen nicht. Das Zoom aber ist noch so eine Insel, wo laute Musik erlaubt und erwünscht ist. Auch deshalb hat sich das Zoom mittlerweile zur anerkannten Location für Konzerte von überregional bekannten Künstlern gemausert. 300 Leute an einem Abend? Keine Seltenheit, wenn im Juze wieder ein Künstler auf der Bühne steht. "Hip-Hop ist gerade total angesagt bei den Schrobenhausener Kids", sagt Katja Faig, die Leiterin der Einrichtung.

Auch das Freitagskochen sei der Renner unter den jungen Erwachsenen. "Gerade haben wir einen Jugendlichen da, der ist Kochlehrling. Wir genießen da ein richtiges kulinarisches Verwöhnprogramm." Zum Basteln und Malen stimme die Altersklasse mittlerweile aber nicht mehr. Aus dem Alter sind die Kids raus.

Zu tun gibt es aber trotzdem genug. "In Schrobenhausen leben rund 3000 Jugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren. Sie kommen zwar nicht alle ins Juze, aber ein Großteil schon. Wir sind zwei Leiter, das ist einfach zu wenig", so Faig. Deshalb stellt das Jugendzentrum immer mehr Jugendliche ein, die mitarbeiten.

Sie helfen dann bei kleineren Reparaturen, beim Kochen und beim Abwasch und sind bei den Konzerten dabei. Aber natürlich müssen die Kids das nicht ohne Gegenleistung machen: "Sie bekommen pro Stunde Gutscheine, um sich mal eine Cola zu kaufen, oder eine Currywurst", erzählt Katja Faig.

Auch die jungen Flüchtlinge kommen gerne ins Zoom. Damit sie sich in Schrobenhausen gut einleben, nehmen Faig und ihr Kollege sogar gerne Überstunden in Kauf. Wenn etwa große Fußballspiele stattfinden, wie auch die EM in ein paar Wochen, veranstaltet das Zoom für seine Jugendlichen und die Flüchtlinge ein Public Viewing. Aber nicht nur "die Refugees", wie Faig sie nennt, lernen von den Einheimischen. Es funktioniere auch umgekehrt. "Wir können jetzt alle ein paar arabische Wörter sagen und schreiben", so Faig. Es sei also ein Geben und Nehmen. "Es klappt alles wunderbar, deswegen bekomme ich immer so einen Hals, wenn ich höre, dass Gerüchte umgehen wie, dass die Flüchtlinge im Jugendzentrum Mädchen begrapschen", empört sich die Leiterin. Das sei einfach nicht richtig. Im Gegenteil: Das Zusammensein funktioniere sehr gut.

Damit eine gute Zusammenarbeit erhalten bleibt, müsse natürlich auch für das geistliche Wohl beider Seiten gesorgt werden. "Die Refugees öffnen sich uns nach einiger Zeit und erzählen uns ihre Geschichte. Da sind manchmal echt heftige Sachen dabei", sagt Katja Faig. Deshalb könne im Notfall der Jugenddiakon angerufen werden, der dann vorbeikomme, um mit Betreuer und Jugendlichen zu reden. "Die meisten jungen Flüchtlinge sind einfach froh, wenn sich jemand mit ihnen beschäftigt und ihnen das Leben in Deutschland erklärt", ist Faig überzeugt. Fehlen Bezugspersonen, sei es nicht unüblich, dass sich die Kinder in Alkohol und Drogen flüchten. Deswegen sei auch die Drogenaufklärung ein ganz großes und wichtiges Thema im Zoom.

Im Grunde will sie jedem jungen Menschen im Jugendzentrum ein Gefühl von Zuhause geben - und wenn es nur für ein paar Stunden ist. "Wir zwingen die Kids nicht zu lernen, oder ihre Hausaufgaben zu machen. Es geht wie von alleine: zwei Stunden Kickern und Spaß und dann setzen sie sich wieder für eine Stunde hin und erledigen Arbeitsblätter von uns oder ihre Aufgaben von der Schule", meint die Zoom-Leiterin. Für die wärmeren Tage hat sie auch schon wieder einige Ideen. "Wir wollen ein Hochbeet bauen und unsere Hütte vor der Tür streichen oder töpfern." Für viele Jugendliche sei das JuZe ein Zufluchtsort, aber auch ein Ort, an dem sie in Ruhe lernen und ihre Zukunft planen können. "Und genau so soll das auch sein", sagt Faig.