Schrobenhausen
"Wir meinen es doch ehrlich"

HELFERKREISE: Blicke hinter die Kulissen bei den ehrenamtlichen Betreuern

02.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:15 Uhr

Auch das Containerdorf in Schrobenhausen ist angesichts der Diskussion im Blickpunkt. Dass es alles in allem im Schrobenhausener Land sehr ruhig bleibt, ist auch Ergebnis der Arbeit der verschiedenen Helferkreise in den Kommunen. - Foto: SZ

Schrobenhausen (SZ) Ohne die Menschen, die sich im Schrobenhausener Land ehrenamtlich für Asylbewerber engagieren, ginge es nicht - darüber herrscht allgemeiner Konsens. Doch wie läuft es zurzeit im Schrobenhausen Land? Die Schrobenhausener Zeitung hat sich in den Helferkreisen umgehört.

"Es klappt, weil es klappen muss", sagt Resi Müller, die sich im Helferkreis Gachenbach engagiert. Es ist einer jener Sätze, die so oder so ähnlich von vielen Helfern zu hören sind. Auch wenn sich das, was ihnen besonders auf der Seele brennt, im Einzelfall unterscheidet, lässt sich doch auch vieles auf einen Nenner bringen.

Der Umgang mit Flüchtlingsfamilien bereitet mancherorts kaum Probleme, oft werden Familien von der Bevölkerung besser akzeptiert als das bei alleinstehenden jungen Herren der Fall ist. Viele derjenigen, die sich für Flüchtlinge einsetzen, hängen ihr Tun nicht an die große Glocke, sondern stecken ihre Energie vielmehr ins Anpacken, und sei es nur mit kleinen Handlungen. Denn auch die läppern sich irgendwo zusammen und tragen dazu bei, dass bis dato nichts aus dem Ruder gelaufen ist. Oft gehen die Helfer mit bemerkenswerter Kreativität an die Sache ran und erreichen mit einfachen Mitteln eine Menge. So wie etwa in Karlshuld, wo der Helferkreis für die Flüchtlinge, die sich nichts unter dem Begriff "Weihnachten" vorstellen konnten, kurzerhand eine kleine Adventsfeier organisierte. "Lauter Gehversuche", seien das, die nur über die Ehrenamtlichen stattfinden könnten, ist Roman Mück, in Karlshuld für die Flüchtlingskoordination zuständig, überzeugt. Denn wer sich in eine Gesellschaft integrieren wolle, müsse natürlich wissen, wie die Menschen hier leben. Und integrieren wollen sich die Asylbewerber, "auf alle Fälle", ist Mück überzeugt. Das deckt sich mit Erfahrungen aus vielen anderen Gemeinden.

Und es gibt noch mehr Gemeinsamkeiten: Die Kinder sind es, die die Integration vielerorts voranbringen. Denn wenn sie Schule oder Kindergarten besuchen, geht es schnell aufwärts mit dem Anschluss der ganzen Familie im Ort.

Oft ist bei den Menschen, die sich in Helferkreisen engagieren, anfangs eine gewisse Unsicherheit zu spüren. "Super läuft's", heißt es dann zwar schnell mal, erst bei genauem Nachfragen kommen dann die einen oder anderen Probleme hoch. Fehlende Fahrmöglichkeiten und psychologische Betreuung oder die Verständigung sind oft genannte Sorgen. Und ja, auch das Zusammenleben der Flüchtlinge untereinander bereitet mancherorts Schwierigkeiten. Die richtigen Worte finden, um einerseits die Probleme zu benennen, die es zweifelsohne gibt, andererseits jedoch bloß nicht den Hetzern Nachschub für ihre dumpfen Parolen liefern - diese Gratwanderung scheint vielen zu schaffen zu machen. Denn selbstverständlich gehen die Hetzparolen grade an den Helferkreisen nicht vorüber.

Weshalb sie sich überhaupt engagieren? Mit dem Wort Nächstenliebe können viele in dem Zusammenhang gar nicht so viel anfangen. Freilich spiele die Mitmenschlichkeit eine große Rolle, man könne die Menschen doch nicht einfach auf der Straße stehenlassen, sagen viele. Irgendwo steckt jedoch auch ein wenig Eigennutz dahinter, wie die Gespräche zeigen. Denn von gelungener Integration profitiere ja schließlich jeder. Was auch viele eint: die Klagen Richtung Bundespolitik. Er engagiere sich auch deshalb, "weil die große Politik alles auf die kleinen Kommunen durchgeschoben hat und wir unseren Bürgermeister nicht im Regen stehenlassen können", formuliert es beispielsweise Ludwig Berger aus Brunnen. Und Erich Dier aus Waidhofen nennt noch einen Punkt, weshalb der Einsatz Ehrenamtlicher gar nicht hoch genug gewürdigt werden kann: "Wir meinen es doch ehrlich mit den Flüchtlingen."