Schrobenhausen
"Wir fangen ganz unten an"

Der FC Schrobenhausen will wieder Jugendarbeit machen – richten soll es Peter Fischer

15.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:51 Uhr

Was soll nur werden? Die Lage des FC Schrobenhausen stimmt viele Menschen betrüblich. Nun wird auf den Aufbau der Nachwuchsarbeit gesetzt, damit es mit dem Fußballclub und seiner ersten Mannschaft wieder aufwärtsgeht - Foto: M. Schalk

Schrobenhausen (SZ) Was haben Aue im Erzgebirge und Schrobenhausen gemeinsam? Mehrere Fußballvereine, die sich das Leben schwermachen. Sagt Peter Fischer und will das ändern. Ausgesucht hat er sich dafür den darniederliegenden Fußballpatienten FC Schrobenhausen.

Der 53-jährige Sachse ist Fußballer mit Leib und Seele, wie er selber sagt. Schon mit vier Jahren habe er in Aue angefangen mit dem Ballsport. Seitdem ist er davon nicht mehr losgekommen. Eine Knöchelverletzung hat ihn mit 22 Jahren dazu gezwungen, den aktiven Fußball als Spieler an den Nagel zu hängen. Schiedsrichter war er dann sieben bis acht Jahre: „Ich kenne die Regeln und weiß, wie die Spieler reagieren.“ Anschließend absolvierte er die Ausbildung zum Jugendleiter und hat gleich in der Nachbarschaft von Aue den FC Lößnitz wieder nach vorne gebracht. Vor vier Jahren kam Fischer aus privaten Gründen nach Schrobenhausen und verließ damit auch den Posten des Geschäftsführers des FC Lößnitz.

Jetzt ist Fischer dem Ruf von FCS-Präsidenten Winfried Buchhart gefolgt. Der hatte in der Generalsversammlung (wir berichteten) noch vollmundig jedem Kandidaten für den Jugendleiterposten versprochen: „Ich rolle ihm einen roten Teppich aus.“ Wörtlich genommen hat Fischer das nicht, aber er hat das Gefühl, dass er beim FC Schrobenhausen etwas bewegen kann.

Insgesamt fünf Jahre werde es wohl brauchen, so Fischer, „um die Jugendarbeit auf die Füße zu stellen“. Dafür müssten aber zunächst die nötigen Strukturen geschaffen werden. Fischers Urteil über den FCS, dessen Mitglieder vor zwei Monaten die Auflösung des Vereins abgebogen haben, fällt eindeutig aus: „Wir fangen ganz unten an.“ Darum sagt Fischer: „Ich bin froh, wenn wir im nächsten Jahr die erste Mannschaft melden können.“

Einen ersten Schritt für die aktive Nachwuchsarbeit beim wiederauferstehenden FCS macht Fischer bereits. Am Freitag, 9. Januar, um 16 Uhr gibt es auf dem städtischen Sportgelände das erste Training für jeden. Alle, von vier bis 14 Jahren, die Spaß am Fußball haben, sollen einfach vorbeischauen. Jungen wie Mädchen sind willkommen. Das Angebot solle es von nun an jeden Freitag geben.

Doch Fischer will noch mehr. Es müsse doch möglich sein, in Schrobenhausen die Jugendarbeit der Fußballvereine zu bündeln. „Die meisten Vereine spielen mit ihren Jugendlichen in den untersten Klassen: Was soll denn da für die erste Männermannschaft herauskommen“ Eine Bündelung der Kräfte sei für alle Vereine von Vorteil. Und wenn die Vereine auch fair miteinander umgingen, dürfte das doch kein Problem sein, meint Fischer. Ein bisschen Hoffnung setzt er auch auf Schrobenhausens fußballbegeisterten Bürgermeister Karlheinz Stephan: „Wenn er den Anstoß für einen runden Tisch gäbe, könnte das funktionieren.“

Erste eigene Versuche für eine Vereinskooperation hat Fischer schon unternommen. Zusammen mit dem FC Türkenelf möchte der FC Schrobenhausen die Jugendarbeit forcieren. Erste erfolgversprechende Gespräche dazu, so Fischer, habe es bereits gegeben.

Was Fischer auch ein wenig fehlt – sowohl in der Stadt als auch im FCS – ist das Wir-Gefühl. In den Vereinen, in denen er verantwortlich gearbeitet hat, sei es Usus gewesen, dass nach einem Spiel die erste Mannschaft noch eine Stunde zusammengesessen habe. „Das bringt doch Zusammenhalt und das gehört nun mal zum Fußball dazu“, sagt Fischer. Das fehle in Schrobenhausen vollends: „Entsprechend wird auch Fußball gespielt . . .“

Um das zu ändern, müsse der FCS aber auch mehr bieten als ausschließlich Fußball. Für Kinder und Jugendliche müsse es weitere Freizeitangebote des Vereins geben. Das sei nicht einfach in Zeiten mit Handy, I-Pad und Whatsapp. Fischer setzt dennoch darauf und hofft bei einem Erfolg bei den Jugendlichen auf die positive Mundpropaganda der Eltern untereinander. Die sei nicht zu unterschätzen.

Und – Fußball selber müsse wieder zum Ereignis in der Stadt werden. Schließlich trage der FCS doch den Namen der Stadt. Wenn der Vater auf der Tribüne des städtischen Sportgeländes die Heimspiele seines FCS anschaue, müsse für Mütter und Kinder neben Kaffee und Kuchen noch etwas geboten werden. Fischer: „Ein Fußballspiel muss ein Familienerlebnis werden.“