Schrobenhausen
Wenn das Ordinariat anklopft

Stadtpfarrer Josef Beyrer ist seit 20 Jahren in Schrobenhausen im Amt Ein Wechsel bahnt sich an

22.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:30 Uhr

Er liebt Bücher: Schrobenhausens Stadtpfarrer Josef Beyrer hat in 20 Jahren im Pfarrhaus einiges an Literatur angesammelt. - Foto: kx

Schrobenhausen (SZ) Das Dienstjubiläum steht kurz bevor: Josef Beyrer, Stadtpfarrer in Schrobenhausen, ist am 1. September seit 20 Jahren im Amt. Seinen Ruhestand wird der 53-Jährige aber in 17 Jahren wohl nicht in St. Jakob antreten. Ein Wechsel steht an.

Wenn ein Pfarrer längere Zeit - und dazu zählt Beyrer 20 Jahre - in einer Pfarrei arbeite, "dann klopft das Ordinariat an und fragt vorsichtig nach, ob man nicht wechseln will". Bei Josef Beyrer hat das zuständige Ordinariat bereits angeklopft, wie er selber sagt. Beim ersten Mal, so sagt er launig, reiche noch eine einfache Ausrede. Doch beim zweiten und ganz besonders beim dritten Mal müsse ein Geistlicher schon sehr gute Argumente vorbringen, um zu bleiben. Damit steht für den gebürtigen Allgäuer fest: "In einiger Zeit wird ein Wechsel anstehen."

Dem gewinnt Beyrer durchaus etwas Positives ab. Die Gemeinde müsse auch mal jemand Neuen kennenlernen, sagt Beyrer. Und er beweist durchaus auch ein wenig selbstkritischen Humor: In den vergangenen 20 Jahren habe sich die Zahl der Gottesdienstbesucher in St. Jakob halbiert. Beyrer lacht und sagt: "Wenn ich noch 20 Jahre bleibe, dann bin ich der, der als Letzter herausgeht und das Licht ausmacht." Das müsse nicht sein, meint Beyrer.

In den zwei Jahrzehnten seiner seelsorgerischen wie organisatorischen Arbeit hat er vier Kirchen saniert. Die Frauenkirche in der Lenbachstraße, die Salvatorkirche in der Vorstadt und die eigene Kirche. Es sei schon ein Schreck gewesen, als er von der Nachricht überrascht wurde, dass die Rippen von der Innenverkleidung des Kirchendaches heruntergefallen waren. Zuletzt stand die Restaurierung der 400 Jahre alten Filialkirche in Steingriff an. Viel Geld habe er in der Zeit bewegt und damit auch immens viel Verantwortung getragen, so Beyrer. Aber, er habe auch viel gelernt: "Ich bin auf jedes Gerüst geklettert und habe mir von Fachleuten genau sagen lassen, wie man das heute repariert und saniert." Das seien Einblicke, die nicht jedem einfach so gewährt würden.

Beyrer hat aber auch Niederschmetterndes erlebt. Die Affäre um seinen Amtsvorgänger und ehemaligen Eichstätter Bischof Walter Mixa rund um das Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef. Beyrer: "Das war der Tiefpunkt dieser 20 Jahre." Beyrer spricht von der "riesigen menschlichen Enttäuschung", die er in der Zeit erleben musste. Aber auch von der Unterstützung, die er im Kampf um den Erhalt der sozialen Einrichtung durch Heimleiter Herbert Reim, Landrat Roland Weigert und Bürgermeister Karlheinz Stephan erfahren habe. Das Kinderheim habe damals "auf der Kippe" gestanden. Inzwischen sei die Einrichtung fit, um sich den Perspektiven der Zukunft zu stellen.

Beim Bergwandern im Urlaub oder im Alltag beim Lesen erholt sich Beyrer von den Anstrengungen des Berufs oder Tiefschlägen. "Querbeet", so Beyrer, lese er alles - vom Krimi, über Biografien bis hin zu Juli Zehs Roman "Unterleuten". Etliche Meter messen die Regale mit Beyrers Büchern im Pfarrhaus.

Nur eine persönliche Leidenschaft ist ihm etwas zu kurz gekommen: "Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich mehr im Pfarrarchiv forschen." Eine Stadt und eine Pfarrei seien doch durch ihre Geschichte lebendig. Und so manches Kurioses finde sich auch in den Archiven.

Und noch etwas reduziert Beyrer: den Unterricht in der Grundschule und im Gymnasium. Die Stunden im Gymnasium gibt er jetzt auf: "Es fällt mir schwer, weil ich gerne unterrichtet habe." Doch Beyrer muss sich nach dem Weggang von Dominik Zitzler (wir berichteten) mehr um die Pfarrei in Hörzhausen kümmern.