Schrobenhausen
Nach 6000 Jahren immer noch frisch

Das Trinkwasser im Schrobenhausener Land hat einen langen Weg hinter sich

19.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:24 Uhr

Ganz ohne Technik geht es nicht: Der Schrobenhausener Wasserwart Helmut Euba überwacht, ob im neuen Hochbehälter Süd der Stadtwerke die Trinkwassergewinnung nach Plan läuft. - Foto: M. Schalk

Schrobenhausen (SZ) Ein kurzer Handgriff genügt und schon fließt frisches Wasser aus dem Hahn. Jeden Tag, zu jeder Stunde. Aber ist es wirklich frisch? Ja, sagen die Wasserversorger im Schrobenhausener Land. Auch wenn es schon einige Tausend Jahre unterirdischer Wanderung hinter sich hat.

Der tiefste Brunnen, aus dem die Schrobenhausener Stadtwerke für rund 15 000 Menschen rund um die Uhr Trinkwasser fördern, ist rund 200 Meter tief. Was von dort mit aufwendiger Technik in die Hochbehälter gepumpt wird, hat nach Worten von Stadtwerkevorstand Thomas Schneider einen langen Weg hinter sich. Unterirdisch hat sich das kühle, klare Nass seinen Weg aus der Alpenregion bis ins Schrobenhausener Land gebahnt. "Unser Wasser ist ungefähr 6000 bis 8000 Jahre alt", erklärt Schneider.

Auch die Edelshausener Arnbachgruppe fördert Wasser aus Tiefbrunnen. Der tiefste reicht bis 292 Meter in die Erde, erklärt kaufmännischer Leiter Helmut Bader. Wie fast überall im Schrobenhausener Land fördert auch die Arnbachgruppe größtenteils weiches Wasser zutage. Doch ein Brunnen in Weichering führt sehr hartes Wasser - 21 deutsche Härtegrade. Das müsse aufwendig entkalkt werden, so Bader, weil die Arnbachgruppe keine Versorgungszonen mit unterschiedlichem Wasser wolle, sondern ein Wasser aus einem Netz.

"Unser Wasser muss nicht aufbereitet werden", sagt Gerolsbachs Bürgermeister Martin Seitz ganz selbstbewusst über das, womit sein Kommunalunternehmen die Bürger versorgt. Ähnlich wie in Schrobenhausen müssen die Hohenwarter aufbereitetes Wasser der Paartalgruppe zu sich nehmen. Dabei ist aufbereiten ein großes Wort, wie Geschäftsführer Andreas Edin meint. Das Wasser sei sehr eisen- und manganhaltig. Das schade dem Menschen nicht, färbe das Wasser lediglich braun. Darum werde Sauerstoff zugeführt, Eisen und Mangan flockten aus, die Flocken würden mit Quarzsand wieder herausgefiltert. Nichts anderes macht auch die Halsbachgruppe, wie Geschäftsführer Josef Moll erklärt. "Es ist gut zu trinken", sagt Moll über das Halsbacher Wasser, das er übrigens am liebsten mit Saft mischt.

"Vor 30 Jahren haben noch viele Häuser einen eigenen Brunnen im Garten gehabt", erinnert sich Alexander Brot, Wassermeister der Gachenbacher Beinberggruppe an alte Zeiten. Das sei inzwischen vorbei. Überall werde das Trinkwasser genau nach den gesetzlichen Vorgaben überwacht. Und manchmal öfter als es vorgeschrieben ist. In Hohenwart werden monatlich Proben gezogen und untersucht, wie Edin erklärt. Auf einen fast wöchentlichen Rhythmus kommt nach Worten Baders die Arnbachgruppe. Und das lässt sich der Versorger einiges kosten: rund 14 000 bis 15 000 Euro pro Jahr.

Eine Kostenfrage sei es auch, die Labore nach Medikamentenrückständen im Trinkwasser suchen zu lassen, sagt Brot. Er verhandele derzeit mit dem Labor, das die Beinberggruppe beauftragt hat, welche Spuren infrage kämen. Alle anderen verzichten darauf. Schneider verweist darauf, warum. Das Wasser werde aus Tiefbrunnen gewonnen. Und vor etlichen Tausend Jahren seien Medikamente noch nicht so verbreitet gewesen wie heute. Was Schneider aber mehr umtreibt, sind die Arzneimittelrückstände im Abwasser. Das könnte in näherer Zukunft das viel größere Problem werden. Darum schaut Schneider auch gespannt auf den bayerischen Modellversuch in Weißenburg. Dort werde an einer sogenannten vierten Klärstufe gearbeitet, die "anthropogene Spurenstoffe" eliminieren soll. Was das für die Kläranlagen bedeutet, weiß Schneider noch nicht, aber er hat eine Vorstellung davon, wie sich das auf die Abwassergebühren auswirken könnte - mit 50 Cent Aufschlag etwa.