Schrobenhausen
Nach der Schule kräftig trommeln

VORWEIHNACHT DER GUTEN HERZEN: Musikpädagogik im Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef

06.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:57 Uhr

Selbst ist der Musiktherapeut: Das Monochord, auf dem Markus Schwarz hier spielt, hat der 46-jährige Hohenwarter selbst gebaut. Das Instrument berühre mit seiner Schallfrequenz den Körper an einem sehr tiefen Punkt, sagt Schwarz. - Foto: Sailer

Schrobenhausen (SZ) Mit Musik geht manches besser, auch im Kinder- und Jugendhilfezentrum Schrobenhausen. Dort ist mit Markus Schwarz seit geraumer Zeit ein Musiktherapeut tätig. Seine Arbeit wird zu einem guten Teil über Spenden finanziert. Über die Vorweihnacht der guten Herzen kann man helfen.

Bei einem Musiktherapeuten denken viele erst einmal an jemanden, der selbst Musik macht und gleich mehrere Instrumente beherrscht, erzählt Markus Schwarz. Doch dem 46-Jährigen geht es eigentlich nicht um die Musik an sich. "Ich spiele mit einem Instrument", sagt Schwarz, wobei er besonders das "mit" betont. Der Familienvater aus Hohenwart möchte Kinder erreichen. "Es ist eine leichte Form, mit Kindern und Menschen in Kontakt zu kommen", erklärt er seine Intention von Musiktherapie.

Wo er arbeitet, geht es laut zu. "Bei mir dürfen die Kinder richtig auf die Pauke hauen. Sie sollen durch die Instrumente ihre Gefühle zeigen", erklärt der Hohenwarter. Im Schrobenhausener Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef leitet Schwarz eine Trommelgruppe. Neun Jugendliche treffen sich dort regelmäßig nach ihrem anstrengenden Schultag. Dabei sollen die Teenager die Fähigkeit entwickeln, miteinander etwas zu erreichen. "Die Jugendlichen sind sehr ausdauernd und zeigen großes Engagement", lobt Schwarz die Gruppe. Es sei ein tolles Erlebnis den Vergleich zu ziehen, wie sich die Jugendlichen seit der Gründung der Gruppe entwickelt haben. "Es macht mir jeden Tag Spaß, in die Arbeit zu gehen", sagt der 46-Jährige mit einem Lächeln im Gesicht.

Ein wichtiger Aspekt bei seiner Arbeit, ist für ihn die sensorische Integration. Seit Anfang des Jahres hat Schwarz die Qualifikation zum SI-Pädagogen. Dabei werde das menschliche Sinnessystem gefördert und angeregt. Das System basiere auf der Theorie von Jean Ayres, erklärt Schwarz. Oft fragten sich Eltern, woran es liegen könnte, dass ihr Kind unkonzentriert sei, sich ablenken lasse, Schlafschwierigkeiten habe, ungeschickt mit der Feinmotorik sei, hyperaktiv sei, und, und, und. Die Liste sei lang. Die Sensorische Integration beginne bereits im Säuglingsalter und reiche bis in die Pubertät. Es sei ein weitgehend unbewusster neurologischer Prozess. Durch die sensorische Integration könnten Kinder lernen, sich in ihrer Umwelt effektiv und angemessen zu verhalten. Alle Abschnitte des zentralen Nervensystems würden aufeinander abgestimmt, so dass sich der Mensch mit seiner Umgebung auseinandersetzen könne.

"Bei der sensorischen Integration arbeitet man weniger an den Defiziten, sondern an den Ursachen. Das Kind merkt dabei gar nicht wirklich, dass es arbeiten muss", sagt Schwarz. Die Kinder kommen gerne zu ihm. In einem kinderfreundlichen Bewegungsraum, können die Kleinen durch das Spiel- und Bewegungsangebot ihr Sinnessystem ausprobieren und ansprechen lassen. Schwarz nimmt das Kind beim Spielen auf Video auf. Später sieht er sich das gemeinsam mit den Eltern des Kindes an. Dadurch können sie gemeinsam herausfinden, welche motorischen Systeme das Kind hat und welches es vermeidet. Das sind alles Punkte, die zusammenhängen. In Zusammenarbeit mit den Eltern werden Methoden gefunden, um das Kind nach seinen Bedürfnissen zu unterstützen.

"Ich hole die Kinder emotional da ab, wo sie gerade sind und versuche sie bestmöglich zu fördern", fasst Markus Schwarz in knappen Worten zusammen, was er tut. Er arbeitet als Musiktherapeut im heilpädagogischen Fachdienst, als SI-Pädagoge und Heilerzieher. Neben dem Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef ist er auch bei Regens Wagner in Hohenwart beschäftigt. Übrigens: Den Traum von einer eigenen Praxis hatte Schwarz schon lange, nun hat er ihn verwirklicht - gemeinsam mit Barbara Schreyer und Virág Bozsoki-Kovács in Schrobenhausen.