Schrobenhausen
Vorher an nachher denken

Beim gestrigen Aktionstag Disco-Fieber wurden die Elftklässler des Gymnasiums vor den Gefahren von Alkoholfahrten gewarnt

14.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:30 Uhr

Eine aufmerksame Zuhörerschaft hatte Notfallseelsorger Walter Last ( Foto r.) beim gestrigen Aktionstag Disco-Fieber. Die Elftklässler des Gymnasiums waren von seinem Vortrag ebenso erschüttert wie von den Schilderungen des stellvertretenden Kommandanten der Feuerwehr Schrobenhausen, Robert Ottillinger (Foto l.,l.). - Fotos: Fabian Nestele

Schrobenhausen (SZ) "Warum" - diese Frage zog sich gestern durch den ganzen Vormittag. Rund 120 Elftklässler des Gymnasiums Schrobenhausen waren zusammen mit ihrer Lehrerin Veronika Eggert zum Disco-Fieber-Aktionstag gekommen. Die Stühle im Vortragsraum des Feuerwehrhauses reichten für diesen Ansturm nicht aus, einige Schüler setzten sich auf die Fensterbänke oder begnügten sich mit einem Stehplatz. Und auch diejenigen, die stehen mussten, blieben bis zum Ende des Vormittags an ihren Plätzen - so beeindruckend waren die Filme und die Vorträge, die die Jugendlichen vor Disco-Unfällen und deren möglichen Folgen warnten.

Was sind eigentlich Disco-Unfälle? Wilhelm Zwergel, Verkehrsexperte bei der Polizeiinspektion Schrobenhausen, gab eine Definition: Sie passieren zwischen 20 und 6 Uhr auf Freizeitfahrten zu Vergnügungsstätten; die Unfallverursacher sind zwischen 18 und 30 Jahre alt; und es sind Alkohol, Drogen, überhöhte Geschwindigkeit oder Übermüdung mit im Spiel. Führerscheinneulinge sind besonders gefährdet, einen Fahrfehler zu machen. "Junge Erwachsene sind an mehr als der Hälfte aller Verkehrsunfälle schuld", betonte Zwergel.

Robert Ottillinger, der stellvertretende Kommandant der Feuerwehr Schrobenhausen, hatte zahlreiche Fotos von völlig demolierten Unfallautos mit dabei, die an eine Leinwand projiziert wurden. Die Bilder sprachen für sich. Im Saal war es mucksmäuschenstill, als er den Ablauf der einzelnen Einsätze und die - oftmals tödlichen - Verletzungen der Unfallopfer schilderte. "Wenn man mitten in der Nacht als Feuerwehrmann zu so einem Unfall hinkommt, dann braucht man nichts mehr", beschrieb Ottillinger die Belastung, mit der auch die Einsatzkräfte zu kämpfen haben. Auch Janine Seidl vom BRK-Kreisverband Neuburg-Schrobenhausen schilderte die hohen Anforderungen, die an die Helfer am Unfallort gestellt werden. "Jede Fehleinschätzung beeinträchtigt nachhaltig den Erfolg des gesamten Einsatzes", sagte sie. Notfallseelsorger Walter Last, der durch den Vormittag führte, erzählte den sichtlich erschütterten Schülern vom Ablauf eines Kriseninterventionseinsatzes - vom nächtlichen Anruf und der Fahrt zum Unfallort bis zur schwersten Aufgabe überhaupt, der Benachrichtigung der Eltern vom Tod ihres Kindes. Damit solche Unfälle verhindert werden, riet Last allen Mädchen im Raum: "Setzt euch nicht mit ins Auto, wenn euer Freund Alkohol getrunken hat."

Bei vielen Unfällen spielt aber auch der Faktor Zeit eine große Rolle - darauf ging Fabian Kress, ebenfalls von der Feuerwehr, ein. Er berichtete von einem Vorfall, den er selbst auf der B 300 erlebt hat. Ein Auto überholte ihn mit hohem Tempo und landete wenige hundert Meter weiter im Straßengraben. Der Unfallfahrer wurde schwer verletzt in die Klinik gebracht. Kress selbst half bei seiner Versorgung mit und versäumte dadurch einen Termin. Und er merkte: "Auf einmal hatten wir alle Zeit." Sein Tipp für die Schüler lautete denn auch: "Lasst euch Zeit." Dazu riet auch Andy Höhne, der seit einem schweren Unfall vor 26 Jahren querschnittgelähmt ist. Besonders bitter: "Ich hatte früher einen sehr großen Freundeskreis. Geblieben sind mir fünf Leute", erzählte er.

Zum Schluss seines Vortrags zeigte stellvertretender Kommandant Ottillinger Bilder von Gedenkkreuzen am Straßenrand. "Das bleibt dann übrig von alkoholisierten Disco-Fahrten", lautete sein bedrückendes Fazit.