Schrobenhausen
Vorhang auf für gelebte Integration

Probenendspurt für die "Bremer Stadtmusikanten" Premiere am heutigen Dienstag in der Schrobenhausener Stadthalle

25.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:30 Uhr

Somaieh (Mitte) wird zum Hahn: Birgit Berlitz (l.) und Afra Kriss unterstützen bei der Kostümanprobe - Foto: Staimer

Schrobenhausen (tsj) "Wir sind mit den Bremer Stadtmusikanten in der Schlussprobenwoche angelangt. Alles baut sich langsam aber sicher zusammen", bringt Regisseur Hans Kriss den Stand der Theaterarbeit mit jugendlichen Flüchtlingen und Einheimischen auf den Punkt. Bis zur Premiere heute Abend in der Stadthalle lief der heiße Probenendspurt.

In der Tat: Das Theaterprojekt "Die Bremer Stadtmusikanten" des Vereins Offene Türen - Internationaler Treff nimmt Form an. Man merkt, die 13 Teenager aus Afghanistan, Bayern und Syrien und ihr Theaterteam sind nach fast einem halben Jahr Vorbereitung auf der Zielgeraden angekommen.

"Wir sind kein therapeutisches Projekt. Wir spielen Theater", lässt Hans Kriss keinen Zweifel an der Ernsthaftigkeit aufkommen. Das merkt man auch an seiner Regiearbeit. Genau wie für Profis oder seine erfahrenen Laien aus anderen Theaterproduktionen verlangt er auch von den Jugendlichen vollen Einsatz. Vom Regietisch vor der Bühne aus kommen die Anweisungen - kurz, knackig und präzise. Hier ein "Lauter!", da ein "Okay, weiter!". "Heute ist Konzentration gefordert", kommentiert Birgit Berlitz im anerkennenden Flüsterton.

Bei dieser ersten Probe mit den Musikern gilt es noch etliche Schnittstellen abzustimmen. Übergangsszenen von einem Bild zum nächsten werden einige Male durchgespielt, bis sie passen. Die Musiker wünschen sich ein Stampfen von der Bäuerin, die dem Hahn an den Kragen will, für ihren instrumentalen Einsatz. Den bekommen sie dann auch beim nächsten Durchlauf. Und schon läuft es wie am Schnürchen.

Super findet Hans Kriss: "Die Stadt hat uns dankeswerterweise die Stadthalle vollkommen unkompliziert überlassen." Auf der großen Bühne können sich die jungen Spielerinnen und Spieler voll entfalten.

"Wo ist das Glöckchen", ertönt der Ruf nach einem wichtigen Requisit, das nicht auffindbar scheint und dann doch dank eines Trupps hilfreicher Geister den Weg an seinen Platz findet. Eine Obstschale im XXL-Format gefüllt mit allerlei süßen Beeren sorgt für einen gesunden, schmackhaften Snack. Im Vorbeigehen bedienen sich alle nach Herzenslust.

Zum ersten Mal tragen die jungen Schauspieler auch ihre Kostüme. Das sorgt natürlich zusätzlich für Spannung. "Esel, auf die Bühne", schallt Hans Kriss' Stimme durch die Stadthalle. Der ist aber gerade bei der Kostümanprobe und drückt auf die Tube. Mohammad, der den Esel im Stadtmusikanten-Quartett gibt, nutzt die Gelegenheit, um eine neue Vokabel zu lernen. "Was ist das da hinten", fragt er und deutet auf das Hinterteil seines Grautierkostüms. "Der Schwanz", schallt es ihm entgegen. Immer wieder zeugen Lacher und Pruster mitten in der Szene davon, dass es den jungen Leuten sichtlich und hörbar Spaß macht, die Bühne mit ihrem Stück und Leben zu erfüllen. Viele der jugendlichen Flüchtlinge schnuppern das erste Mal Theaterluft. "Damit sie wissen, was auf sie zukommt, stand vor der Aufnahme der Probenarbeit zu den ,Bremer Stadtmusikanten' der Besuch des Kinderstückes ,Heute bin ich'", erzählt Ina Wölfel vom Betreuerteam. Um zu wissen, was denn eine Bühne überhaupt ist. "Es ist so schön, wie sich alles fügt", kommt es ihr über die Lippen beim Blick auf das sich entspinnende Bühnengeschehen.

So steht auch der Schminktrupp vom Gymnasium - quasi direkt von der "Lokalbahn"-Produktion abgezogen - in den Startlöchern für die Maske. Und Theater braucht Kulissen: Im Rahmen eines Mal- und Werkprojekts der Volkshochschule haben junge Flüchtlinge zusammen mit den Künstlerinnen Angelika Schweiger und Ulrike Halfmann das Bühnenbild gestaltet. Dieses Projekt im Projekt wurde von der Bauer-Stiftung finanziert.

Aus dem Audi-Flüchtlingsfond gab es eine satte Unterstützung in Höhe von 4000 Euro, mit denen allerlei Materialien, professionelles Bühnenlicht, ein Theaterbesuch und ein Probenpicknick im Wald gestemmt werden konnten (siehe Kasten). Die Manpower wird von allen in unzähligen Stunden Ehrenamtlichen eingebracht. "Das ist ein Gemeinschaftsprojekt", betont Hans Kriss.

Die Detailarbeit hat dann auf den letzten Metern bis zur Premiere heute ihren Platz. "Geprobt wurde täglich", erzählt Afra Kriss. Zuerst in den Szenengruppen und ab Samstag dann immer alle - inklusive Musiker und Beleuchtungsteam.

Die Premiere des Theaterstücks "Die Bremer Stadtmusikanten" findet am heutigen Dienstag, 26. Juli, in der Schrobenhausener Stadthalle statt. Zwei weitere Aufführungen gibt es am Donnerstag und Freitag, 28. und 29. Juli. Beginn ist jeweils um 18.30 Uhr. Ab 18 Uhr ist Einlass. Der Eintritt ist frei. Spenden für die Arbeit der Schrobenhausener Helferkreise sind willkommen.