Schrobenhausen
"Unsere Kinder verbringen viel Zeit draußen"

SZ TRIFFT Bianca Möllers, die den Waldkindergarten nach Schrobenhausen holte

17.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:14 Uhr

Die Idee der Waldpädagogik hat es ihr angetan: Bianca Möllers hat die Idee des Waldkindergartens nach Schrobenhausen geholt. Im Dezember 2013 ging es los - Foto: Staimer

Schrobenhausen (SZ) „Hier fehlt was“: So lautete für Bianca Möllers die Diagnose als ihr Entschluss fest stand, mit ihrer Familie von München zurück nach Schrobenhausen zu ziehen. Was die zweifache Mutter so vermisste, war ein Waldkindergarten. Ihre zwei kleinen Töchter sollten viel Zeit in der Natur verbringen dürfen, achtsam mit ihr umgehen lernen, draußen toben, Wald und Wiese hautnah erfahren, ehe sie zur Schule kommen.

Einen Waldkindergarten in Schrobenhausen aus der Taufe zu heben, das war ihr Plan. Inzwischen gibt es ihn.

„Meine Mädels haben sich in unserem Münchner Waldkindergarten wohl gefühlt“, erzählt Möllers. Sie selbst arbeitete dort über eineinhalb Jahre aktiv im Vorstand mit, lernte die Strukturen von innen kennen – ein hilfreiches Rüstzeug für das Projekt. Um so etwas in Schrobenhausen zu realisieren, war viel zu tun. Vieles musste organisiert, bürokratische Hürden genommen werden, ehe der Waldkindergarten „Wurzelzwerge“ am 1. Dezember 2013 starten konnte.

Im November 2012 fand der erste gemeinsame Ortstermin im Waldkindergarten Kühbach statt, um sich von der Praxis ein Bild zu machen. Mit von der Partie: Bürgermeister Karlheinz Stephan und Manfred Irrenhauser-Kress vom Amt für Soziale Angelegenheiten. Im Juli vergangenen Jahres waren die Vorbereitungen abgeschlossen, das Thema landete vor dem Stadtrat. Der stimmte mehrheitlich zu.

Damit fing die eigentliche Arbeit an. Bianca Möllers zählt auf: die Betriebserlaubnis des Jugendamtes, ein Bauwagen als wetterfestes Basislager musste angeschafft und ausgestattet werden, das Gesundheitsamt war in Sachen Hygienefragen involviert, der Holzofen musste vom Bezirkskaminkehrer abgenommen werden, feuerrechtliche Bestimmungen eingehalten werden.

Sehr „zuvorkommend“ erlebte Bianca Möllers Förster und Jäger bei den gemeinsamen Ortsbegehungen im Wald. Von den Waidmännern gab es hilfreiche Tipps, welche Waldplätze gut geeignet seien, um sich mit Kindern dort aufzuhalten. Vom SSV, dem Pächter des städtischen Geländes, musste die Erlaubnis eingeholt werden, den Bauwagen unweit des SSV-Heims aufzustellen. „Gut zu wissen: Der SSV stellt uns sogar bei Extremwetterlagen das Dachgeschoss zur Verfügung“, freut sich Möllers. Dann noch die Baugenehmigung, um den Bauwagen aufstellen zu dürfen. „Wir mussten einen richtigen Bauantrag mit Zeichnungen einreichen“, erzählt Möllers.

„Mir war am Anfang wirklich nicht bewusst, was alles dahinter steckt“, sagt die gebürtige Schrobenhausenerin. Mit ihrer ruhigen, freundlichen Art deichselte die selbstständige Marketingberaterin vieles neben Job und Familie von München aus – tatkräftig unterstützt von ihren Schrobenhausener Mitstreitern vor Ort.

Stückchen für Stückchen kam die Wurzelzwerg-Waldkindergarten-Aktionsgruppe ihrem Ziel näher. Die Unterstützung von allen Seiten war groß. Eine Hand voll Schrobenhausener Firmen und Privatleute traten obendrein als Sponsoren auf den Plan. „Mit Spenden wird vieles einfacher“, sagt Bianca Möllers. Schnitzmesser, Sägen, eine Feuerschale und weitere Outdoorutensilien wurden damit angeschafft. Ein Team aus Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen mit Outdoorerfahrung und waldpädagogischen Zusatzqualifikationen wurde gefunden.

Das erste Kindergartenjahr liegt nun hinter den Wurzelzwergen. Man hat sich gut eingelebt. „Im Prinzip unterscheidet uns nicht viel von der pädagogischen Arbeit eines Regelkindergartens. Unsere Kinder verbringen nur sehr viel Zeit draußen“, umreißt Bianca Möllers den Kern der Waldkindergartenpädagogik. „Wir haben feste Regeln, die Kinder lernen zählen, wir haben einen Morgenkreis, Tagesprojekte und die Vorschulkinder basteln ihre Schultüte.“

Und siehe da: Bis auf die beiden Vorschulkinder, die seit September die erste Klasse besuchen, sind alle geblieben. Mit Elan und Tatendrang starteten die Wurzelzwerge nach der Sommerpause ergänzt durch zwei Neulinge mit 14 Kindern in ihr zweites Jahr voller Waldabenteuer und Naturerfahrungen. „Ich bin froh und glücklich, dass alles so gut läuft“, sagt Bianca Möllers. Dabei strahlt sie übers ganze Gesicht.