Schrobenhausen
Sob-Film taucht in die Welt des Bösen ein

Konrad Leufer und sein Team arbeiten an einem neuen Spielfilm Im Herbst soll er ins Kino kommen

29.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:29 Uhr

Schrobenhausen (SZ) "Wo geht's denn hier nach Kolbach", fragt der junge Mann auf dem Moped. "Nach Kolbach? Wenn ich du wär', würd' ich da nicht hinfahren!", warnt der alte Mechaniker. Immer wieder dreht sich im neuen Sob-Film "Kolbach" alles um diesen mysteriösen Ort.

Ganz still und heimlich hat die Sob-Filmgruppe um Konrad Leufer nun schon seit mehr als eineinhalb Jahren an ihrem neuen Spielfilm gearbeitet. Worum es geht? Das will natürlich noch niemand verraten, doch so viel zeichnet sich ab: Die eher für Lokalkolorit und Idylle bekannten Sob-Filmer wollten mal, wie Konrad Leufer es formuliert, "ein bisschen was Ernsthaftes machen".

Und so zieht in die Sob-Filmwelt, in der es früher höchstens das Perfide gab (gerne Fleisch geworden als Banker, Baulöwe oder Rechtsanwalt), das wirklich Böse ein, nicht nur symbolisch, sondern in all seiner realen Härte in Form einer gewalttätigen Motorrad-Gang. Es gibt Tote und Verletzte.

Wie es zu dieser Idee gekommen ist? Konrad Leufer macht ein ganzes Bündel von Ideen und Motiven aus, deren Wurzeln zum Teil schon lange Jahre zurückliegen. So wollte Kurt Schwarzbauer schon immer mal ein Road Movie machen. Eine Darstellerin reizte der Gedanke, in der Hauptrolle zu weinen, zu leiden und zu sterben.

Der mystisch-unheimliche Ort Kolbach, ein Dorf mit Anfang, aber ohne Ende, aus dem nicht mehr herausfindet, wer hineingegangen ist, gehört schon lange zum Portfolio zu drehender Motive. Und dann sind da noch die Bunker in der Hagenau, die in eine Filmhandlung einzubauen Konrad Leufer seit Langem reizte.

Aus diesen Zutaten entwickelte sich in bewährter Sob-Film-Manier nach langen Diskussionen ein erster Handlungsstrang; Figuren und Ereignisse kamen hinzu, andere wurden verworfen. Eine ganze Weile sollte die Motorrad-Gang aus Untoten bestehen, bis diese fantastisch-horrorhafte Variante zugunsten einer realistischen Handlung wieder aufgegeben wurde.

Schließlich war die Geschichte gereift, Konrad Leufer und Bernadette Thinnes machten sich daran, das Drehbuch zu verfassen. Dann starteten vor einem Jahr die Dreharbeiten. Die gefüllten Terminkalender der Mitwirkenden vor und hinter der Kamera machten die Koordination nicht immer einfach.

Wie schon beim letzten Sob-Film-Erfolg "Lindenkeller" hat sich das Team der Darsteller deutlich verjüngt. Die Hauptrollen spielen Sebastian Heinrich als Jonathan und Bernadette Thinnes als Johanna. Mit von der Partie sind unter anderem Vicky Holz als Johannas Freundin Esther, Fabian Osterloh als guter Kumpel Dani und Corni Sailer als tragische Figur Mareike. Jüngste Schauspielerin ist mit Abstand die vierjährige Janne Bartholomé als Johannas Tochter. Die Motorrad-Gang spielen Christoph Soier, Flo Wegele und Michael Tyroller. Und sogar ein Double gibt es erstmals bei Sob-Film: Uli Wiedemann entlastet Christoph Soier bei den gefährlichen Stunts.

Neben neuen Talenten steht natürlich auch die alte Garde vor der Kamera. War es in der ersten Hochblüte von Sob-Film vor 30 Jahren noch ausgesprochen schwierig, die Rollen "gesetzterer Herren" zu besetzen, kann Conny Leufer heute aus dem Vollen schöpfen. Freudig wiedererkennen werden die Zuschauer zum Beispiel Christian Grimm als Dorfwirt, Peter Pfitzner als Pensionswirt und nicht zuletzt Kurt Schwarzbauer in einer bedeutsamen Rolle als Vater der weiblichen Protagonistin.

Alles beim Alten geblieben ist hinter der Kamera: Wie schon vor 40 Jahren sorgt Konrad Leufers Blick durch den Sucher für exquisite Einstellungen und spannende Kamerafahrten. Aus der 16-Millimeter-Kamera von einst ist längst ein Camcorder geworden. Und wo früher mit Schere und Klebstoff Szene um Szene der Film geschnitten wurde, reihen sich Computer und große Monitore.

Die ersten 30 Minuten des abendfüllenden Films sind zwischenzeitlich fertig geschnitten und vertont; nur die Musik fehlt noch. Beim jüngsten Treffen in Konrad Leufers Studio wurde Szene für Szene kritisch betrachtet, eingehend besprochen und diskutiert. Und am Schluss: Applaus für Konrad Leufer und die Darsteller. Ein Applaus, dem sich viele Kinobesucher voraussichtlich im Herbst anschließen können.