Schrobenhausen
Sieht schlimmer aus als es ist

Forstfachmann erklärt: Tiefe Schneisen im Wald sind Teil der Bewirtschaftung

23.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:36 Uhr

Foto: DK

Schrobenhausen (SZ) Einen Waldfrevel glaubten zwei SZ-Leser in dieser Woche bei ihrem Spaziergang zwischen Schrobenhausen und Hörzhausen entdeckt zu haben. Dort liegen nicht allzu große Stämme, die offenbar frisch gefällt wurden, und in den Wald selbst sind lange Schneisen hineingebrochen, auf denen noch Äste und Zweige liegen. "In Anbetracht der relativ geringen Holzmengen am Wegrand ist offensichtlich durch Holzvollernter sehr großflächig Waldboden niedergewalzt worden", schreiben die beiden Spaziergänger, die alles fotografiert haben. Das habe mit nachhaltigem Wirtschaften nichts mehr zu tun, meinen sie.

Doch, sagt Andreas Hahn auf Anfrage der SZ. Hahn ist stellvertretender Bereichsleiter Forsten am Landwirtschaftsamt Pfaffenhofen. Und er spricht, nachdem er die Fotos genau angeschaut hat, sogar von "vorbildlicher Waldpflege". Das zeigen ihm zum Beispiel gelbe Bänder an einzelnen Bäumen: Der Revierleiter habe die Bäume offensichtlich genau angeschaut und diejenigen markiert, die in diesem Waldstück noch eine längere Karriere vor sich haben sollen. Die habe man dann von anderen, zu nahe stehenden Bäumen befreit, um ihnen die Möglichkeit zu geben, besser zu wachsen.

In einem Wald, der bewirtschaftet wird, werden im Abstand von 30 bis 35 Metern sogenannte Rückegassen angelegt. Auf ihnen fahren Harvester - das sind spezialisierte Holzerntemaschinen mit sehr breiten Reifen - ins Dickicht hinein, um zielgerichtet Bäume zu fällen und dabei meist gleich zu entasten. Die Äste, erklärt Hahn, bleiben auf der Rückegasse liegen. Das diene dem Schutz des Waldbodens, dem dann das Gewicht des Harvesters, das durch die breiten Reifen sowieso schon gut verteilt wird, nichts mehr ausmacht.

Oft merke auch ein regelmäßiger Waldbesucher gar nicht, dass eine frisch geschlagene Rückegasse schon zuvor da war. Denn innerhalb kurzer Zeit verschwinden diese Wege wieder im Wald: "Sie können da in zwei Monaten schon nicht mehr durchschauen, wenn das Laub austreibt", meint Hahn. Wenn allerdings in einigen Jahren erneut der Harvester in den Wald muss, soll er die bereits früher angelegten Rückegassen erneut benutzen.

An dem, was er auf den Bildern aus dem Waldstück zwischen Schrobenhausen und Hörzhausen sieht, hat der Forstfachmann vom Landwirtschaftsamt also nichts auszusetzen. "Das ist eine Pflege, um die Mischung im Bestand zu regulieren." Als Waldbesitzer müsse man ja im Auge haben, dass der Bestand auch in Zeiten des Klimawandels gesund bleibe. Auch die richtige Jahreszeit zum Holzmachen sei gewählt worden: Im Februar habe die Brut- und Setzzeit noch nicht begonnen.

Dass der eine oder andere Spaziergänger angesichts solcher Schneisen im Wald erschrickt - gerade wenn, wie in diesem Fall, auch Erlen gefällt werden, deren Holz einen stark rötlichen Farbton hat -, kann Andreas Hahn verstehen. Er empfiehlt dann, einfach in den nächsten Monaten immer mal wieder an derselben Stelle spazieren zu gehen und zuzusehen, wie der Wald die Schneise wieder in Besitz nimmt.