Schrobenhausen
Seniorenbeirat steht auf der Kippe

Mitglieder beraten, ob und wie sie nach Kritik des Bürgermeisters weitermachen wollen

04.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:57 Uhr

Schrobenhausen (SZ) „Die Frage ist: Wollen wir überhaupt weitermachen“ So formuliert Heinrich Lechner, worüber der Schrobenhausener Seniorenbeirat kommende Woche entscheiden soll. Der Grund dafür ist die Kritik, die Bürgermeister Karlheinz Stephan vor etwa zwei Monaten geäußert hatte.

Das Aufgeben ist nicht die Sache von Heinrich Lechner. Der kommissarische Vorsitzende des Schrobenhausener Seniorenbeirates verweist dabei auch auf die Geschichte seiner Familie in der Stadt. Die lasse sich per Stammbaum bis ins Jahr 1618 zurückverfolgen, sagt der 73-Jährige mit deutlich hörbarem Stolz in der Stimme. „Ich möchte schon gerne die Geschicke meiner Stadt mit beeinflussen“, nennt Lechner den Grund für seine jahrelange Arbeit in der städtischen Seniorenvertretung.

Die Arbeit hat heuer einen deutlichen Knacks bekommen. Zwei Mitglieder – die CSU-Urgesteine Otto Fauth und Hans Stichlmair – sind ausgestiegen (wir berichteten). Aber nicht einfach so: Sie nannten öffentlich ihre Gründe. Eines ihrer Hauptargumente war, dass ihrer Ansicht nach einige Projekte nicht schnell genug vorangetrieben würden. Außerdem seien Vorstellungen des Seniorenbeirates zum Thema Innenstadtentwicklung nicht ausreichend berücksichtigt worden.

Zu dieser Kritik steht Lechner auch heute noch. Obwohl er in Sachen Altstadtentwicklung inzwischen mit den Ergebnissen, die die Workshops unter Leitung von Planer Emil Lehner zutage gefördert haben, sehr zufrieden ist. Endlich seien Vorschläge des Seniorenbeirates aufgenommen worden. Nun hofft Lechner darauf, dass die Pläne auch bald in die Tat umgesetzt werden.

Aber ein bisschen vernachlässigt fühlt sich der Seniorenbeirat schon von der Stadt Schrobenhausen. „Wir haben kein Geld für einen Flyer oder Ähnliches“, moniert Lechner. In Neuburg sei das anders. Vielleicht liege das ja auch daran, dass es dort einen Oberbürgermeister gebe, sagt Lechner mit einem vielsagenden Lächeln.

Was bleibt, ist nach Lechners Worten ein angespanntes Verhältnis zu Schrobenhausens Stadtoberhaupt Karlheinz Stephan (kleines Foto). Lechner erinnert sich noch gut an Stephans Ausspruch: „Ich werde mir vorbehalten, ob ich Seniorenpolitik künftig mit dem Beirat mache oder ob ich ausschließlich mit dem Seniorenreferenten spreche.“ Darum stehe in der nächsten Sitzung des Seniorenbeirates am Mittwoch, 12. August, um 17 Uhr im Haus der Begegnung die Kardinalfrage an, ob der Beirat noch weiter existieren solle. Und wenn die Antwort ja lautet, müsse sich die sechsköpfige Truppe Gedanken darüber machen, wie sie neue Mitglieder zur Mitarbeit gewinnen könne, sagt Lechner.

Stephan selbst wird am Mittwoch nicht in die Sitzung des Seniorenbeirates gehen. Das kündigte er auf Nachfrage an. Er fühle sich in der Interpretation seines Zitates durch den Seniorenbeirat ein wenig missverstanden, sagt Stephan. Neben dem Seniorenbeirat gebe es drei ähnlich gelagerte Gremien. Umwelt- und Sportbeirat träten zusammen, wenn ihre Vorsitzenden es für nötig hielten. Wenn etwas mit der Stadt zu besprechen sei, würden das die entsprechenden Referenten des Stadtrates mit dem Bürgermeister tun. Im Jugendstadtrat sei er kraft der dafür eigens verabschiedeten Satzung selbst der Vorsitzende. In der Vergangenheit sei er gelegentlich zu den Sitzungen des Seniorenbeirates gegangen. Zuletzt Ende Mai, als er „Tacheles geredet hat“, wie Stephan selber sagt. Auch er stehe zu seinen Äußerungen gegenüber den Mitgliedern des Seniorenbeirates, die ihre Kritik an der Stadt und dem Bürgermeister öffentlich gemacht hätten: „Das ist nicht die feine englische Art.“ Aber, er habe nicht gefordert, dass der Seniorenbeirat seine Arbeit einstellen solle. Da fühlt sich Stephan falsch verstanden.

Wer im Seniorenbeirat mitarbeiten möchte, wendet sich an Heinrich Lechner, Telefon (0 82 52) 79 35.