Schrobenhausen
Spektakuläre Feuershows und interessante Details

Mittelalter am Schrannenfest: Trotz Umgestaltung wegen der Baustelle war das Lager wieder gut besucht

25.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:53 Uhr

Feuershow, Schwertkampf und mittelalterliche Musik: Das Mittelalterfest rund um das Pflegschloss und in der Lachen war wieder Anzugspunkt für zahlreiche Fans des düsteren Zeitalters - wobei sich gerade bei der Feuershow wieder zeigte, wie hell es im Mittelalter dank lodernder Flammen auch sein kann. Für den richtigen Sound im Lager sorgte unter anderem das Duo Ohrenfreut (unten links). - Fotos: Pobitschka

Schrobenhausen (SZ) Schrannenfestzeit ist auch immer Mittelalterzeit. Auch in diesem Jahr war das Mittelalterfest ein beliebter Anlaufpunkt, denn hier gab es wieder viel zu entdecken. Mit ihren Schwertern, in langen Kleidern, Gürteln und in Leinengewändern waren die Lagernden wieder eine Schau.

Dieses Jahr waren die Stände in der Lachen und rund um das Pflegschloss verteilt. "Der Mittelalterteil hatte trotz Baustelle viel Zulauf - mir gefällt es sehr gut", sagte eine langjährige Mitwirkende, die dieses Jahr erstmalig mit einem Webstand allen Interessierten erklärte und zeigte, wie man im Mittelalter ganz ohne mechanische Webstühle Muster und anderes gewoben hat.

Der Höhepunkt eines jeden Tages war wieder die Feuershow. Mehrmals traten die mutigen Artisten auf, auch am späten Abend, als die Flammen in der Dunkelheit leuchteten und so eine außergewöhnliche Stimmung schufen. Mit Fackeln zogen sie von der Lachen zum Pflegschlossplatz und versammelten sich dort zusammen mit einer immer größer werdenden begeisterten Zuschauermenge.

Zum Teil ohne schützende Kleidung an Armen oder Oberkörper, wirbelten sie brennende Seile durch die Luft, die leuchtende Flammenkreise erzeugten - alles im Takt der Musik und in aufeinander abgestimmte Choreographien. Mit brennenden Schwertern lieferten sich zwei Ritter in Rüstung ein Duell, bei dem sogar die Schutzschilder blaues Feuer fingen. Ein anderer Künstler spuckte meterhohe Flammen - Kinder wie Erwachsene staunten und waren sichtlich mitgerissen von dem Spektakel und dem oft wagemutig anmutenden Feuerspiel.

Mehr denn je begeisterte aber auch eine andere Attraktion im Lager: Wie die vergangenen Jahre auch gab es für Mutige wieder den großen Badezuber zum Abkühlen - ganz ohne Kleidung versteht sich. Bei den heißen Temperaturen kam das einigen gerade recht. Die Badenden hatten sichtlich Spaß dabei und auch so manch Vorbeilaufender bekam etwas vom Zuberwasser ab.

Mittelalterfeeling für jeden gab es auch im Stadtgraben, wo die Mittelaltergruppen ihre Zelte aufgebaut hatten. Dort konnte man das Lagerleben aus nächster Nähe miterleben, Fragen stellen oder einfach nur gesellig zusammensitzen und das schöne Wetter genießen. Nur rumsitzen, das war aber vielen zu langweilig. Ritter mit blitzenden Schwertern betraten mehrmals am Tag die freie Fläche am Pflegschloss. In Zweikämpfen mit Schild und Schwert zeigten sie ihr Können. Was man eigentlich nur aus Büchern oder Filmen kennt, konnte man jetzt hautnah miterleben - aber natürlich nur mit Sicherheitsabstand.

Erklärungen dazu, wie man mit einem solchen Riesenschwert umgeht, gab es auch - und vielleicht gibt es, den leuchtenden Gesichtern vieler Kinder nach zu urteilen, bald einige Ritter mehr in Schrobenhausen.

Sehr viel weniger gefährlich als die blitzenden Schwerter war das handbetriebene, hölzerne Kettenkarussell. Das hatte es nicht nur den kleinen Schrannenfestbesuchern, sondern auch den Erwachsenen angetan. Auch musikalisch konnte man in die Welt von vor einigen Hundert Jahren eintauchen: Tryzna und das Duo Ohrenfreut schufen mit Drehleier, Flöten, Gesang und Trommeln den typischen Mittelaltersound, der einige Gäste sogar zum Tanzen anregte und die sowieso schon gute Stimmung wunderbar untermalte.

Für das leibliche Wohl war auch ausgiebig gesorgt: An vielen Ständen konnte man sich mit Süßem oder Herzhaftem versorgen. Die gut gelaunten und immer zu einem Spaß aufgelegten Verkäufer machten das Essen noch besser und unterhielten ihre Kunden zusätzlich. Auch zum Trinken gab es reichlich - zum Beispiel Met. Bei den hohen Temperaturen war das auch nötig, vor allem, wenn man sich am Schmiedestand bereits als Schmied ausprobiert hatte.

Da flogen Funken, das Metallstück glühte und die Hitze schlug einem nur so entgegen. Heiß - so fühlte es sich an, an einer der handbetrieben und fast originalen Schmieden aus dem Mittelalter zu stehen. Nicht nur die Kinder staunten und beobachteten fasziniert, wie die Fachmänner das Metall bearbeiteten. Nur zu gern beantworteten sie die vielen Fragen der interessierten Besucher.

Weiter ging es für viele dann gegenüber, wo man schon von Weitem das weiße Papier, das zum Trocknen an der Luft hing, sehen konnte. Wie Papier damals entstanden ist, seit wann es das gibt - oder auch wann das erste Klopapier historisch nachgewiesen worden ist, das alles erfuhren Neugierige beim Papiermacher. Das weiße selbst hergestellte Papier war unter anderem mit Einhörnern, Pentagrammen, Drachen und auch mit dem Wappen der Stadt Schrobenhausen geprägt.

Lachend berichtete der Papiermacher unter anderem davon, dass im alten China ein Blatt Klopapier so viel gekostet hat, wie ein Reisbauer in der Woche verdiente. Auch er war sehr zufrieden mit dem diesjährigen historischen Teil des Schrannenfestes. "Gerade weil die Stände anders angeordnet sind, als in den vergangenen Jahren, verteilten sich die Besucher besser", fügte er hinzu.

Die Mitwirkenden an allen Ständen und Vorführungen waren sichtbar begeistert und hatten Spaß, was sich auch auf die Besucher übertrug. Ob Lagerleben, Essen, Trinken oder Unterhaltung für Groß und Klein - der Mittelalterteil am diesjährigen Schrannenfest bot für jeden Besucher etwas. Das Interesse am historischen Teil war groß, viele stellten Fragen und ließen sich erklären, wie Menschen damals gearbeitet, gelebt oder sich unterhalten haben.