Schrobenhausen
Schlechte Noten für die Stadt

Team der Offenen Hilfen prüft die Barrierefreiheit in Schrobenhausen Viel Kritik von Bürgern

03.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:52 Uhr

Ganz frei von Hindernissen ist Schrobenhausen noch nicht, findet Angelika Stöffler, die mit ihrem Rollator unterwegs ist. Deswegen klebt sie einen Punkt ins Mittelfeld der Bewertungsskala. - Foto: Schneider

Schrobenhausen (SZ) Wie barrierefrei ist Schrobenhausen? Diese Frage stellte gestern ein Team der Offenen Hilfen Bürgern an drei Orten in der Stadt. Die Ergebnisse übergaben die Helfer am Nachmittag Bürgermeister Karlheinz Stephan. Auf dem Prüfstand standen außerdem Neuburg und Karlshuld.

Viele bunte Punkte prangten auf den T-Shirts der Helfer, die gestern in Neuburg, Schrobenhausen und Karlshuld unterwegs waren. Die Botschaft: Wir sind alle verschieden und trotzdem eine Gemeinschaft. Die Teams kamen von den Offenen Hilfen und wollten an ihren Ständen auf den Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung aufmerksam machen. Das Thema dieses Jahr: Barrierefreiheit.

In Schrobenhausen machten die Helfer gestern an der Kindertagesstätte Taka-Tuka-Land, am Mehrgenerationenhaus und vor der Tagesstätte der Caritas in der Lenbachstraße Station. "Wie barrierefrei ist Schrobenhausen" Mit dieser Frage wandten sich die Mitarbeiter an alle, die an ihrem Stand vorbeikamen. "Da braucht es noch viel Nacharbeit", antwortete eine der Passantinnen, ohne lange nachzudenken. Gerne nahm sie das Angebot an, ihre Meinung auf einer riesigen Skala festzuhalten. Sie platzierte ihren Klebepunkt am unteren Ende - neben dem Gesicht mit den nach unten gezogenen Mundwinkeln.

"Viele denken bei Barrierefreiheit an Rollstuhlfahrer", erklärte Kathrin Stadtmüller von den Offenen Hilfen. Dabei seien nicht nur Stufen und Treppenhäuser Barrieren. Zu einer Stadtplanung, die behinderte und benachteiligte Bürger berücksichtigt, gehörten auch Markierungen für Blinde oder Informationstafeln in leichter Sprache. Aufzüge und Rampen sind wiederum nicht nur für Gehbehinderte, sondern auch für Eltern mit Kinderwagen wichtig. Sobald man sich einmal einen Fuß gebrochen habe, merke man, wie wichtig Barrierefreiheit sei, fügte Marion Pielmeier hinzu, ebenfalls Mitarbeiterin der Offenen Hilfen.

Mit dem Thema traf die Gruppe einen Nerv. Rund um die quietschbunte Skala begannen am Vormittag Menschen, zu diskutieren. "Am Wochenende eine Freundin in Krankenhaus zu besuchen, ist für mich fast nicht möglich", berichtete Angelika Stöffler - von Sandizell aus sei die Busanbindung einfach zu schlecht. Selber fahren kann die Seniorin, die auf einen Rollator angewiesen ist, nicht mehr.

Kathrin Stadtmüller notierte ihre Kritik sorgfältig auf einem Pappkärtchen. Denn am Nachmittag besuchten sie und ihre Mitstreiter Bürgermeister Karlheinz Stephan im Rathaus - mit sämtlichen Ergebnissen im Gepäck. "Erschrecken Sie nicht!", warnte ihn Stadtmüller, bevor sie das Plakat mit der Skala entrollte. Nur zwei Punkte klebten im grünen Bereich, die große Mehrheit hingegen im feuerroten Teil. Vor allem das Kopfsteinpflaster in der Innenstadt sei bemängelt worden, berichtete Stadtmüller aus den Umfragen. Aber auch die fehlenden akustischen Signale an Ampeln hätten mehrere Bürger kritisiert.

Bürgermeister Karlheinz Stephan nahm die Kritik gelassen - schließlich arbeitet die Stadt zurzeit mit Hochdruck an einer barrierefreien Innenstadt. "Es wäre interessant, in fünf Jahren noch einmal nachzufragen", sagte er deswegen und versprach: "Ich bin mir des Themas bewusst, und was wir machen können, machen wir."

Auch Benjamin Seuberth, Leiter der Offenen Hilfen, bescheinigte der Stadt, auf einem guten Weg zu sein. "Wir sehen die Aktion als Impuls", sagte er. Dabei kann sich Schrobenhausen in der Region gleich zwei Beispiele nehmen. Die Gemeinde Karlshuld und die Stadt Neuburg, wo die Offenen Hilfen gestern ebenfalls Bürger befragten, kamen deutlich besser weg. Hier landeten viele Punkte im grünen Teil der Skala - und zeigten, dass sich Engagement für benachteiligte Bürger auszahlt.