Schrobenhausen
Der vielleicht lauteste Drummer der Stadt

SZ TRIFFT Franz Raßhofer, der die Schrobenhausener Bandszene seit Jahren mitgestaltet

09.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:58 Uhr

Franz Raßhofer (r.) ist ein Fixstern in der Schrobenhausener Szene. Seit den 80er-Jahren sorgt er für Budenzauber hinterm Schlagzeug, unter anderem mit Cat-O'-Nine-Tails (l.), mit denen er einst schon vor Green Day oder Soul Asylum auf der Bühne stand. - Fotos: Haßfurter

Schrobenhausen (SZ) So viele bekannte Gesichter hat die Schrobenhausener Musikszene hervorgebracht, ihn aber sieht man nicht so leicht, weil er zumeist von einer Batterie aus Kesseln und Blech verdeckt ist: Franz Raßhofer. Dabei ist er längst ein Stück Schrobenhausener Musikgeschichte. Er ist sozusagen einer aus der ersten Garde in der zweiten Reihe. Inzwischen ist er 50. Seinen runden Geburtstag hat er neulich mit einem gigantischen Privatkonzert gefeiert; alle möglichen Weggefährten waren mit dabei.

Wie so viele Schrobenhausener Musikerkarrieren begann auch die von Franz Raßhofer an der Knabenrealschule, wo in den 80er-Jahren zwei Lehrer zu Gange waren, die Sensationelles leisteten, die Schüler begeisterten, ganz viel Saat auslegten: Günther Gräfe und Wolfgang Hefele. In ihrem Umfeld entstand auch eine Band namens Actinium, um einen der besten Schrobenhausener Sänger, Uli Mayer, und um den Gitarristen Markus Butschek, der heute irgendwo in Kanada lebt. Mitte der 80er-Jahre war das. Es dauerte nicht lange, da forderten die Fans ein Schlagzeug-Solo vom Franz ein, wenn Actinium auftrat, und manchmal gab er ihnen das auch.

"Wenn du Rock 'n' Roll brauchst, ist Franz der Richtige", sagt Gerhard "Solo" Zimmermann, einer seiner Weggefährten, der aber gleich darauf hinweist, dass es auch anders geht. "Der Franz hat sich ja immer wieder ausprobiert, im Jazz, auch mit dem Liedermacher Matou, das kann er auch." Gerhard Zimmermann und Franz Raßhofer trafen sich Ende der 80er bei Cat-O'-Nine-Tails, da wurde er Nachfolger von Rolf Bayer an den Drums, nachdem der zu Inferno in Augsburg gewechselt war. Cat-O'-Nine-Tails standen für Hardcore und Punk vom Feinsten, ihre Longplayer verkauften sich damals in alle Welt. Legendär waren vier LPs aus Schrobenhausen, die nach Mexiko gingen, und die Gigs als Vorband von Green Day, Soul Asylum, den legendären Bullet La Volta oder den Lemonheads. Franz Raßhofer spielte damals zusammen mit Robert "Bob" Haßfurter, Solo Zimmermann, Mark von Sukow und Michael "Semme" Simon aus Pfaffenhofen. Möglich, dass man sie demnächst mal wieder live auf der Bühne erleben kann.

Später ging aus der Truppe Joe Leila hervor, eine Band mit viel Witz, coolem Groove und bemerkenswerter Fangemeinde. Dort bekam er, nach "Rassi", seinen zweiten Spitznamen: Budd E Love. Joe Leila spielen noch heute ab und zu, aber terminlich mit ziemlich angezogener Handbremse. Macht nichts, der Rassi hat immer mehrere Combos gleichzeitig am Start.

"Das war eigentlich immer so", erinnert sich Franz Raßhofer, "weil ich mich immer wieder neu ausprobieren wollte und die Leute behaupteten, ich könne nur lauten Rock spielen." Deshalb kann es auch passieren, dass es Franz Raßhofer ist, der hinter der Schießbude sitzt, wenn Bands wie die Barney Gumble Experience mit den Soier-Jungs oder auch Jeff Vader auftreten. Wenn's ist, hilft der Rassi aus - alles kein Problem, bei ihm geht der Trend eben zur Fünft-Band.

Regelmäßig ist Franz Raßhofer mit den Smalltown Rebels um den Top-Gitarristen Florian "Flo" Bauer zu hören. Der kennt Rassis Ruf als "The loudest Drummer in town" natürlich auch, ihm ist etwas ganz anderes wichtig: "Er ist ein musikalisch Gleichgesinnter, auf den man sich 100-prozentig verlassen kann." Oder anders gesagt: Wenn Franz Raßhofer hinter einem am Schlagzeug sitzt, kann nichts mehr schiefgehen. Entsprechend ist es kein Zufall, dass Franz Raßhofer seit einiger Zeit Drummer bei Flo Bauers Studioprojekt Rising Wings ist. Und die Drums für die Urfassung des Bauer-Songs hat er auch eingespielt.

Demnächst wird man Franz Raßhofer noch bei einer anderen neuen Band erleben können, die aus einer Schrobenhausener Uralt-Connection hervorgeht: Die Jungs von Zaad tun sich offenbar wieder zusammen, inzwischen sind sie halt keine Jungs mehr, sondern gestandene Herren. Mit den exzellenten Musikern Thomas Mühlbauer am Mikro, Norbert Renner an der Rockgitarre, Markus "Mac" Sailer am Bass und eben Franz Raßhofer entsteht da was. Metal, natürlich. Einen Namen gibt es schon: Grand Fiction 67, möglich, dass das was mit dem Baujahr der Musiker zu tun hat.

Wieder was Neues. So wie immer halt, im Musikerleben des Franz Raßhofer. Manche Dinge ändern sich nämlich nie.