Schrobenhausen
Sauberes Wasser für den Kongo

SZ TRIFFT Hartmut Heuser, dessen afrikanische Brunnenschule vom Rotary Club unterstützt wird

19.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:17 Uhr

"Den Menschen dienen": Mit diesem Motto wollen der Rotary-Präsident Bastian Fuchs (l.) und Pia Kneißl im Kongo eine Brunnenbauschule unterstützen. Wie das gelingt, erklärte Hartmut Heuser vom Rotary Club München-Solln. - Foto: Leurs

Schrobenhausen (SZ) Brunnenbau im Kongo. Das hat sich der diesjährige Präsident des Rotary Clubs Aichach-Schrobenhausen Bastian Fuchs für seine Amtszeit vorgenommen. Wie das konkret gelingen kann, darüber informierte Hartmut Heuser vom Rotary Club München-Solln.

Hartmut Heuser gilt als Macher. Seit zehn Jahren ist er bereits im Kongo für Rotary unterwegs, um den Menschen Zugang zu sauberem Wasser zu ermöglichen. In dieser Dekade war er mit seiner mobilen Brunnenbauschule überall im Land unterwegs. Mit einer Anfang September gegründeten stationären Schule in Kikwit, einer Stadt im Westen Kongos, wird ein weiterer Schritt getan, um den Kongolesen Hilfe zur Selbsthilfe zu bieten.

"Wenn wir dort bohren, denken die Kongolesen immer, dass wir nach Diamanten suchen", sagt Heuser. In all den Jahren habe er aber keinen einzigen Edelstein zutage gefördert. Was Heuser allerdings ermöglichte, war, vielen Menschen zu sauberem Wasser zu verhelfen. Rund 800 Brunnen baute Heuser mit Hilfe von Kongolesen in der afrikanischen Republik. Trotz all der Hilfe ist vor allem in ländlichen Regionen der Brunnenbau schwierig. "Die größte Bremse dabei ist die Korruption", so Heuser.

Die Idee hinter der Schule sei deshalb, die Technik in die kleinen Orte zu bringen. So können sich die Menschen mit dem Wissen über Brunnenbauen selber helfen. Anfang September begann der Unterricht. "Zwölf Schüler werden in der Schule von neun Lehrern und Professoren unterrichtet", so Heuser.

Die Methode des Brunnenbauens ist simpel. "Als wir dort anfingen, wunderten sich die Kongolesen sehr, warum wir mit solch mittelalterlichen Methoden kamen. Doch die Infrastruktur im Kongo ist so schlecht, dass modernes, schweres Gerät nur selten transportiert werden kann", erzählt Heuser. Auch geeignetes Rohrmaterial, das zum Bau nötig ist, ist zum Teil nicht leicht zu beschaffen. So behilft er sich mit dem sogenannten Rotaryverfahren. Dabei wird das Rohr senkrecht per Hand über eine Seilwinde angehoben und aus einem halben Meter Höhe fallengelassen. Nach und nach bohrt sich das Rohr tiefer in die Erde. Das wird so lange wiederholt, bis man etwa die Tiefe von 30 bis 35 Metern erreicht hat. Dabei werden Schlamm und Geröll mit einer Pumpe an die Oberfläche befördert. "Wenn der hochgepumpte Schlamm dünnflüssiger wird, wissen wir, dass wir eine Wasserader erwischt haben", sagt Heuser.

Zum Schluss werden Rohre aus Hart-PVC, einem formbaren Kunststoff, in das Loch geschoben. Nachdem der Brunnen durchgespült und gereinigt wurde, steht den Dorfbewohnern eine saubere Wasserquelle zur Verfügung. "Zwischen 2000 und 4000 Liter Wasser werden so täglich durch einen einzigen Brunnen gewonnen", erzählt Heuser. "Damit können bis zu 300 Haushalte versorgt werden."

Mehrere bayerische Rotary Clubs, darunter auch der Club Aichach-Schrobenhausen, beteiligen sich an diesem Projekt. Gut 100 000 Dollar sollen, auch mit Hilfe der weltweit tätigen Rotary Foundation, zusammenkommen. "Mit dem Geld werden unter anderem der Unterricht, die Reisekosten der Schüler und deren Unterbringung finanziert", sagt Bastian Fuchs, Präsident des Rotary Clubs Aichach-Schrobenhausen. Die besten Absolventen der Schule werden im nächsten Jahr dann in Gruppen von sechs Leuten in die Dörfer gehen und dort Brunnen bauen. "Das dauert in der Regel je nach logistischem Aufwand eine bis vier Wochen", sagt Heuser.

Stundenlange Fußmärsche wären für die Dorfbewohner dann passé. "Ich habe Frauen gesehen, die bis zu 40 Kilo schwere Wassertornister auf ihren Köpfen trugen", so Heuser weiter. Und: Auch sei die Kindersterblichkeit wegen der schlechten Wasserqualität sehr hoch. "Jedes zweite Kind erlebt dort nicht einmal sein fünftes Lebensjahr", so Heuser.

Ab Januar nächsten Jahres werden mit der Hilfe des Rotary Clubs drei Kurse sowie ein Meisterkurs angeboten. Die Absolventen können dann nach drei Monaten im Kongo weiter Menschen zu sauberem Wasser verhelfen.

Um das Projekt im Kongo sowie weitere soziale Projekte, auch in der Region Schrobenhausen-Aichach, finanzieren zu können, wird der Rotary Club auch heuer verschiedene Aktionen organisieren. Eine davon ist ein Filmfestival vom 16. bis 23. Oktober im Cineplex in Aichach sowie die Teilnahme am karitativen Weihnachtsmarkt im Pflegschloss am ersten Adventswochenende. Wer sich näher über das Brunnenbauprojekt informieren möchte, kann sich an Bastian Fuchs, Telefon (08252) 8 94 60, wenden.