Schrobenhausen
Ganz neue Erfahrungen gesammelt

SZ TRIFFT Corinna Buder, die nach einem Jahr als ehrenamtliche Kraft an einer argentinischen Grundschule wieder zurück in Schrobenhausen ist

08.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:05 Uhr

Foto: Corni Sailer

Schrobenhausen (SZ) Mit einem Rucksack voller Träume brach Corinna Buder im vergangenen Jahr nach Argentinien zu ihrem Auslandsjahr auf. Nun, ein ganzes Jahr später, hat die 19-Jährige wieder deutschen Boden unter den Füßen und berichtet von ihrem ereignisreichen Jahr.

"Work and Travel - das kam für mich eigentlich überhaupt nicht infrage", erklärt Corinna Buder, "ich wollte die Menschen und die Kultur in Argentinien kennenlernen." Im Frühling 2013 nahm sie an einer Reise teil, die den Namen "Klassenzimmer unter Segeln" trägt. Mit Folgen: Das Fernweh packte sie, sie wollte wieder hinaus in die Welt. Verwirklichen konnte sie diesen Traum an der Escuela Waldorf "Crisol de Micael" in El Bolsón im argentinischen Teil Patagoniens. Dort half sie ehrenamtlich an der Grundschule und dem Kindergarten.

"Ich habe den Kindern beispielsweise im Matheunterricht geholfen, habe Pausenaufsicht gemacht, mit ihnen gebastelt und musiziert", erzählt sie. Im Gegenzug bekam die 19-Jährige für die Arbeit, die sie machte, kostenlos Logis in verschiedenen Gastfamilien. Finanziert wurde ihr Aufenthalt durch freiwillige Spenden und das FJA-Programm des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Zudem wurde sie von der Organisation "Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners" unterstützt.

Corinna erzählt lebhaft von dem südamerikanischen Land. Ihre Augen leuchten, wenn sie davon spricht. Vor allem die Mentalität der Menschen und die Kultur des Landes haben sie bewegt. "Die Menschen dort sind offener und lebensfroher. Auch, dass man sich zur Begrüßung ein Küsschen auf die Wange gibt und nicht wie in Deutschland die Hand schüttelt, nimmt gleich Distanz, wenn man jemanden neu kennenlernt. Ich habe mich dort sehr schnell als ein Teil der Gruppe gefühlt." Deutschland hat sie gar nicht so sehr vermisst. Sie sei viel zu beschäftigt gewesen.

Bevor die Schrobenhausenerin nach Argentinien ging, sprach sie kein Spanisch. Die Wahl Englisch oder Deutsch zu sprechen hatte sie nicht, denn die Gastfamilien konnten meist keine Fremdsprachen. Sich dieser Herausforderung zu stellen, hat sich am Ende gelohnt. Mittlerweile spricht und versteht Corinna Buder die Sprache. Gegen Ende ihres Auslandsaufenthaltes hat sie sogar selbst auf Spanisch an der Waldorfschule unterrichtet.

Doch nicht nur aus diesem Grund verflog die Zeit in Argentinien wahnsinnig schnell. Corinna wohnte in einem Jahr bei zehn verschiedenen Gastfamilien. "Ich habe mehr aus dem Rucksack gelebt, als in einem Zimmer. Das war natürlich manchmal stressig, dafür habe ich aber ganz viele Einblicke und Erfahrungen in den argentinischen Alltag bekommen und viele neue Leute kennengelernt. Der Aufwand war es definitiv wert", erzählt Buder mit einem Lächeln.

Auf die junge Erwachsene hat in Argentinien allerdings nicht ausschließlich Arbeit und Lernen gewartet. Auch ein kleines Abenteuer stand bevor. In den Sommerferien nahm sie sich einen Monat lang Zeit, um zu reisen und den Süden Argentiniens zu erkunden. "Ich war in Buenos Aires, Ushuaia, El Calafate, Santa Cruz und Puerto Madryn", berichtet Corinna Buder. Einen Großteil der Zeit reiste sie zusammen mit zwei anderen Helfern, die ebenfalls am FJA-Programm teilnahmen. Teilweise war sie aber auch ganz alleine unterwegs. "Ich bin dann aber nicht mehr getrampt und nachts habe ich es vermieden, allein unterwegs zu sein", fügt sie hinzu.

Besonders begeistert ist Corinna Buder von der Arbeit mit Kindern. An den Schulen in Argentinien stehe immer der pädagogische Wert im Mittelpunkt. Es gehe darum, den Kindern ihre Ängste zu nehmen und sie auf das Leben vorzubereiten. Aus diesem Grund werde an den Schulen alles selbst gebastelt und gebaut. Die Kinder haben keine gekauften Legosteine oder Hefte. Auch das werde alles selbst gemacht. "Vor einigen Jahren haben die Kinder der Schule sogar eine richtige Hütte selber gebaut", erzählt sie.

Corinna Buder hatte Spaß an der Arbeit, wie sie gesteht. Auch sie ist ein naturverbundener Mensch, geht gerne Klettern und Wandern, genießt es, in der freien Natur Zeit zu verbringen. Schön fand sie, dass Eltern und Lehrer an der Schule sehr eng zusammenarbeiten. Gemeinsam werden Feste organisiert und geplant. Probleme werden von Eltern, Schülern und Lehrern diskutiert und gelöst. "Ich habe schon immer gerne mit Kindern gearbeitet", sagt Corinna, "an der Waldorfschule konnte ich ganz neue Erfahrungen sammeln. Die Kinder dort sind so kreativ und haben wahnsinnig viel Fantasie, eben weil sie so viel selbst basteln und bauen." Eine ganz wichtige Erkenntnis hat die angehende Studentin mit nach Hause genommen: "Ich habe in Argentinien so viele Freundschaften geknüpft. Ich weiß, dass die Türen dort immer für mich offen stehen."