Schrobenhausen
Ein Unternehmer aus Überzeugung

SZ TRIFFT Martin Gärtner, Geschäftsführer des eigenen Familienbetriebs mit einem Handicap

10.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:12 Uhr

Auf der Arbeit zu Hause: Gerade mal ein Stockwerk tiefer muss Martin Gärtner, wenn er von seinem Wohnzimmer ins Büro will. - Foto: Leurs

Schrobenhausen (SZ) In einer Umfrage antworteten Buben auf die Frage, was sie später mal werden wollen meistens mit Polizist oder Pilot. Für Martin Gärtner war das nie eine Option. Er wusste schon als kleiner Junge, dass er das Unternehmen seiner Großeltern weiterführen wollte.

Im Jahr 1968 gründeten seine Großeltern Max und Anna Meir das Unternehmen Rundum Meir. Sein Großvater entwickelte in den Anfangsjahren ein neues Garagentorsystem. Nach und nach kamen weitere Modelle hinzu.

Martin Gärtner, der von Geburt an spastisch gelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen ist, verbrachte viel Zeit im Unternehmen. "Ich kenne die Firma von der Pike auf", erzählt er. So hatte er als Kind schon viel Kontakt zu den Mitarbeitern, die bis heute dort beschäftigt sind, und konnte die Unternehmensstruktur von klein auf kennenlernen.

Doch auch, wenn für ihn schon früh klar war, dass er später einmal in das Unternehmen eintreten wird, wollte er nichts geschenkt bekommen. Nach der Schulzeit begann er eine Ausbildung zum Bürokaufmann in einem Betrieb für Büro- und Informationstechnik. "Ich wollte mir das unbedingt selbst erarbeiten", sagt Gärtner mit fester Stimme.

Drei Jahre dauerte seine Ausbildung. Nachdem er sie abgeschlossen hatte, wollte er eigentlich vorerst weiter in seinem Lehrbetrieb arbeiten. Dann starb 1997 überraschend sein Großvater. "Da dachte ich: Jetzt oder nie!", erinnert sich Gärtner.

Der Einstieg in den eigenen Familienbetrieb war anfangs nicht leicht. "Alle Mitarbeiter kannten mich ja als den kleinen Martin", so Gärtner. "Und jetzt war ich auf einmal der Chef." Doch bald gewöhnten sich alle an die neue Situation.

Seit Februar 2014 führt er nun das Unternehmen zusammen mit Ludwig Hofner. "Wir ergänzen uns sehr gut", sagt Gärtner. Während er sich um die Buchhaltung und den IT-Bereich kümmert, ist Hofner vor allem für das Marketing und den Vertrieb zuständig. Auch seine Ausbildung hilft Gärtner dabei, sein Unternehmen gut zu leiten. "Vor allem die technischen Aspekte waren eine gute Vorbereitung", so Gärtner.

Selbst sieht sich der 39-Jährige noch lange im Unternehmen: "Die nächsten 25 Jahre möchte ich auf jeden Fall noch mit dem ganzen Team machen."

Auch sonst steht seine Firma auf festen Füßen. "Meinen Großeltern habe ich viel zu verdanken. Durch sie konnte ich in das langjährige Familienunternehmen einsteigen", so Gärtner. Seine mittlerweile 80-jährige Großmutter ist bis heute noch die gute Seele im Betrieb.

Mit ihr hat er eine besonders enge Beziehung. "Fünf Tage die Woche arbeiteten wir in der Firma und am Wochenende fuhren wir auf Schlagerkonzerte", schwärmt Gärtner. Regelmäßig organisierte er sie auch selbst. Das letzte im Mai 2014 anlässlich seines Geburtstages. Als besonderer Überraschungsgast besuchte ihn die TV-Legende Carolin Reiber. Er wird das nie vergessen. Seit Jahren sind sie bereits miteinander befreundet und da wollte sie es sich nicht nehmen, ihn an diesem Tag zu überraschen.

Mittlerweile hat er eine neue Freizeitbeschäftigung gefunden. Wenn er nicht am Schreibtisch im Erdgeschoss sitzt und in seinem Büro arbeitet, verbringt er viel Zeit mit Julius. Den Pointer-Labrador-Mischling bekam er über eine griechische Tierschutzorganisation. Seitdem sind die beiden unzertrennlich.