Schrobenhausen
Der SOB-Kennzeichen-Mann zieht Bilanz

SZ-TRIFFT Ralf Bochert, der vor sieben Jahren die Reform ins Rollen gebracht hat

14.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:18 Uhr

Foto: DK

Schrobenhausen (SZ) Es gibt ja immer wieder Menschen, die behaupten, man könne nichts ändern, was "die da oben" entscheiden, und man müsse einfach alles hinnehmen wie es ist. Ralf Bochert ist der lebende Beweis dafür, dass das so nicht stimmt. Er ist der Mann, der sich fragte, warum eigentlich lokale Autokennzeichen nicht wiederbelebt werden können, um sie für Marketingzwecke einzusetzen. Vor ziemlich genau sieben Jahren startete er eine Initiative, die Wellen geschlagen hat. Auch in Schrobenhausen.

Denn Karlheinz Stephan war einer der ersten Bürgermeister, die sich für die Idee interessierten, für die der Heilbronner Hochschulprofessor damals Partner suchte. Und auch für ihn war die Wiederbelebung der Kfz-Kennzeichen ein spannender Test: Ist in diesem Land wirklich immer alles in Stein gemeißelt, was einmal entschieden worden ist? Ist es nicht.

Bürgermeister Stephan hat das gelernt, und er wendet dieses Wissen gerade wieder an - indem er mit anderen Bürgermeistern in Bayern eine Allianz schließt, um im Krankenhauswesen etwas zu verändern, was (nicht nur) seiner Ansicht nach falsch läuft: Er möchte, dass Eltern ihre Kinder in der Heimat zur Welt bringen können, und das ist heute nicht mehr selbstverständlich. "Wir haben bei den Kfz-Kennzeichen gesehen, was möglich ist", sagte Stephan neulich bei einer Besprechung vor Bürgermeisterkollegen.

Und tatsächlich glaubte auch Ralf Bochert, dass er mit seiner Initiative, für die es damals viel Zuspruch aus der Bevölkerung gab, beim Gesetzgeber scheitern könnte. Er legte damals, 2012, als sein Projekt Spitz auf Knopf stand, sogar ein Gelübde ab: "Wenn es mit der Wiedereinführung funktioniert, laufe oder radle ich alle deutschen Land- und Stadtkreise komplett ab, weil es mir im Zuge des Projekts beim Durch-das-Land-Hasten aufgefallen ist, wie schön Deutschland ist - und weil es mich da ärgerte, dass alles nur an mir vorbeirauschte." 2012 stimmte der Bundesrat der Gesetzesänderung zu. Inzwischen gibt es fast drei Millionen Fahrzeuge mit wiedereingeführten Kfz-Kennzeichen auf Deutschlands Straßen, und Ralf Bochert hat inzwischen über 11 000 Kilometer aus eigener Kraft in Deutschland zurückgelegt. "Noch fehlen etwa 6000 Kilometer, dann war ich in diesem Sinne überall", sagt Bochert. Und: "Unser Land ist einfach wunderbar!" Und überall stößt er auf die reaktivierten Kennzeichen. "Inzwischen sind 305 der 380 relevanten Kennungen reaktiviert", berichtet Bochert. "Mittelfristig erwarte ich über vier Millionen Fahrzeuge." Das beliebteste der wiedereingeführten Kennzeichen ist das Moerser MO, das bereits 62 550-mal vergeben wurde. Moers war allerdings bis 2012 die größte deutsche Stadt ohne eigenes Kennzeichen, wenn man von dem Sonderfall Bremerhaven absieht.

Nur zwei größere Gebiete gibt es, in denen die wiederbelebten alten Kennungen bisher abgelehnt wurden: Südwestniedersachsen sowie die Bodenseeregion. Er macht das daran fest, dass es dort zum einen kaum Vorbilder in der Umgebung gebe, zum anderen gebe es in diesen Regionen CDU-Dominanz. Die gibt es bekanntlich in Schrobenhausen nicht, da regiert die CSU . . .

In den beiden vergangenen Jahren habe es kaum noch Wiedereinführungen gegeben, aber es sind ja auch nur noch wenige Kreise offen. Vor sieben Jahren sah das noch ganz anders aus. 211 Bürger hatten sich damals an einer Befragung in Crailsheim auf dem Marktplatz beteiligt - so begann alles. Es ist eben nicht alles in Stein gemeißelt, wo "Gesetz" drauf steht. Das ist auch ein Gesetz.

Wer das Thema weiterhin verfolgen möchte: https:'de.wikipedia.org/wiki/Kennzeichenliberalisierung liefert aktuelle Statistiken.