Schrobenhausen
Rockig, bluesig, jazzig und mit viel Wiener Schmäh

Rund 900 Besucher feierten im Bauer-Konferenzgebäude drei Tage lang "Sob sings Austria plus"

18.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:40 Uhr

Schrobenhausen (SZ) Tolle Musik, so einiges zum Schmunzeln, bekannte wie nicht ganz so bekannte Gesichter, das Ganze mit dem einen oder anderen liebenswert durchgeknallten Typen dazwischen: Am Wochenende ging "Sob sings Austria plus" im Bauer-Konferenzgebäude über die Bühne.

Der eine vermisst die kuschelige Atmosphäre des Herzogangerkinos, der andere findet's im Bauer'schen Konferenzgebäude mindestens genauso gut - der entscheidende Vorteil ist nicht von der Hand zu weisen: Locker das Doppelte - um die 900 Leute - können an diesem "Sob sings"-Wochenende im Vergleich zu den vergangenen Jahren mitfeiern.

Chillig ging's ja bei "Sob sings" immer schon zu, heuer läuft das alles vielleicht sogar noch einen Tick entspannter ab. Weil Hektik, die liegt ja den Freunden aus der Alpenrepublik, um deren Musik sich "Sob sings" in diesem Jahr hauptsächlich dreht, nicht so. Dann dauert der Umbau zwischen den Bands halt ein paar Minuten länger - wen juckt's? Oft sind es grade jene Augenblicke, in denen irgendetwas nicht sofort hinhauen mag, in denen besonders hervorspitzelt, welch liebenswerte Truppe "Sob sings"-Schöpfer Freddy Vogt - für den es übrigens nicht nur einmal donnernden Applaus gibt - da um sich geschart hat. Als bei Göthe die Technik anfangs zickt, macht das die beiden, die das einfach charmant weglächeln, gleich noch sympathischer. Die zwei haben sich mit "Dog" - ist da jetzt der Tag oder der Hund gemeint? - den ziemlich sicher anspruchsvollsten Text überhaupt aufgebürdet - und meistern ihn fantastisch.

Den Job des Moderators macht Vogt diesmal nicht allein. An seiner Seite: die gebürtige Österreicherin Martina Mill, von der das Publikum so einiges an österreichischen Insidern abstaubt. Was man sich unter dem Begriff "Wappler" vorzustellen hat? Ausschließlich Männer, die "a weng doikad san, aber irgendwo auch schlau". "Doikad" stellt sich die brandneue gleichnamige Band dann aber so gar nicht an - im Gegenteil, nach Songs von STS und Voodoo Jürgens gibt's sogar Zugaberufe, sodass sich Zottore im Anschluss bei Freddy Vogt launig beschwert: "Mit der Vorband hast ma sauba was eibrockt!" Unbegründet, wie sich gleich herausstellt, kommt er selbst mit Titeln wie "Blues goes to Mountain" von Willy Michl nicht minder gut beim Publikum an.

"Leiwand" findet Cecky Soier Martina Mills Ankündigung zu seiner Band im österreichischen Schmäh. Und leiwand beschreibt auch ziemlich gut das, was er und seine Jungs dann fabrizieren: Ein Lobster Club, der Wandas "Bussi Baby" schmettert - Momente wie die sind es, in denen besonders klar wird, wo genau Freddy Vogt mit "Sob sings" eigentlich hin will. Dabei setzt er eine Menge Vertrauen in seine Schrobenhausener Musikerkollegen. Und die enttäuschen nicht, liefern Rockiges, Bluesiges, Jazziges oder Balladen. Und musikalische Leckerbissen wie Josh Stadlmaier und seine Freunde. "Keine Ahnung, was die heit macha - aber i versprich eich, des werd riesig", ahnt Vogt schon vor dem ersten Ton der Four Friends. Freddy wäre nicht Freddy, würde er dazwischen nicht den einen oder anderen Gag raushauen. Zwei, drei Plätze sind vorne frei? Geht gar nicht, echauffiert er sich künstlich: "Da hat ma ja das Gefühl, man sei net berühmt." Und diejenigen, die Vogt ja gern als "unsere Senioren aus St. Georg" betitelt, I tabu, die hätten heuer mit Sängerin Sandra Roth sogar noch ihre Pflegerin mitgebracht, frotzelt Vogt.

Neben Leuten, die auf den Bühnen der Stadt bislang wenig oder noch gar nicht präsent waren - Martina Mills Tochter Nina Räpple etwa, die mit "Ham kummst" zeigt, dass sie gesangstechnisch eine Menge drauf hat -, mischen auch viele der festen Größen mit, machen aus den Songs aus Österreich und Bayern ihr ganz eigenes Ding. So zum Beispiel Nik Richter und seine Thermomixes mit Qualtingers "gschupftn Ferdl". Oder die Smalltown Rebels, die da frei nach Karin Rabhansl, die sich in dem Titel über die Behandlung beim Arbeitsamt mokiert, singen: "Musiker san asozial." Bei den Rebels heißt es dann irgendwann: " . . . warn's doch beim Stadtmarketing bliebn".

Die Erste Allgemeine Verunsicherung und Jeff Vader - eine Verbindung, die sich nicht unbedingt zwingend aufdrängt. Funktioniert aber toll, nicht zuletzt der witzigen Verkleiderei wegen. Ein österreichisch-bayerischer Abend ohne Ringsgwandl - auch nicht denkbar, scheint sich die Bagaasch gedacht zu haben. Von den Herrschaften gibt's die zünftige Radl-Mare. Und als Reinhard Widmann - noch so ein Neuzugang auf der "Sob sings"-Bühne - "I am from Austria" singt, da nimmt man ihm das beinah ab. Aber: Irgendeine Verbindung zu Schrobenhausen müssen die Musiker schon haben, das ist der Deal. Und ja, Gerolsbach lässt Freddy Vogt grade noch so durchgehn, "des zählt ja fast zu unserm Landkreis", kündigt er Jezzad und damit Martina und Jürgen Mill an, die dann mit Reinhard Fendrichs "Weus'd a Herz hast wia a Bergwerk" für einen der berührenden "Sob sings"-Momente sorgen. "Irgendwann bleib i dann dort" von STS - ein weiterer Song, der ein wenig kommoder daherkommt. Den gibt's von New Life, die ja nicht erst seit gestern auf den Bühnen der Stadt daheim sind. Genauso wie Midnight Blue, die mit Birgit Maria Gaertner auch heuer wieder eine brillante Sängerin an Bord haben. Auch Schindi, Bessy & Fou sind keine Unbekannten, haben Wolfgang Ambros' "Es is no ned vorbei" dabei.

Dass ein Abend mit Fokus Österreich nicht ohne Jodeln funktioniert, ist auch gebongt. Den Job übernimmt die Moos Connection mit Hubert von Goiserns "Heast as net". Als sich beim "Austro-Bavarian-Medley" am Ende die Sob All Stars - also alle Musiker des Abends - auf der Bühne versammeln, spätestens da hält es kaum noch einen auf seinem Sitzplatz.

Bliebe nur noch eine Frage ungeklärt: Wer sich denn nun eigentlich hier im Bauer-Konferenzgebäude als "Hausband" betiteln darf? Die wunderbare "Sob sings"-Hausband WonderBoys - ohne die ja schließlich an diesem Wochenende gar nichts liefe? Oder vielleicht doch Hydraulica, die - ebenfalls richtig tolle - Hausband der Firma Bauer?