Schrobenhausen
Politmagazin Frontal 21 greift Bauer AG wegen Leiharbeit an

07.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:43 Uhr

Schrobenhausen (jsp) Michael Schulze steht vor dem Tor des Werkes West der Bauer AG in Schrobenhausen und spricht mit einigen ehemaligen Arbeitskollegen. Mit dieser Szene begann der Beitrag des ZDF-Magazins Frontal 21 am Dienstagabend zum Thema Leiharbeit (wir berichteten). Schulze, der in dem rund neunminütigen Beitrag behauptet, er habe zwölf Jahre bei Bauer als Leiharbeiter gearbeitet und sei trotz mehrerer Bewerbungen nicht als Stammmitarbeiter übernommen worden, dient dem Magazin als Beispiel für eine Leiharbeitspraxis, wie sie vom Gesetzgeber nicht gewünscht war.

Dabei spielt die Firma Bauer im Film des Politmagazins eine kleinere Rolle. In der Hauptsache ging es um Dauerleiharbeit bei deutschen Automobilherstellern. Ein BMW-Leiharbeiter wird in dem Film anonymisiert gezeigt. Auch der Arbeitsmarktwissenschaftler der Uni Koblenz, Stefan Sell, erklärt, dass sich Leiharbeit in weiten Teilen der Wirtschaft inzwischen als Dauerzustand etabliert habe – mit Nachteilen für die Beschäftigten. Außerdem lassen die beiden ZDF-Reporter Tonja Pölitz und Michael Haselrieder Gewerkschaftsvertreter zu Wort kommen. Und auch Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) sowie ihre Kanzlerin Angela Merkel (CDU) werden mit Äußerungen zitiert, dass gesetzlich verankerte Arbeitsmarkterleichterungen von der Wirtschaft immer wieder missbraucht worden seien. Doch die ZDF-Reporter räumen in ihrem Beitrag auch ein, dass die angeprangerte derzeitige Dauerleiharbeitspraxis völlig legal sei.

Anfang August trafen sich Haselrieder und Pölitz nach eigenen Worten mit dem Fallbeispiel ihres Films, Michael Schulze, in Schrobenhausen zum Fernsehdreh. Die Firma Bauer hatte laut Pölitz zunächst ein Interview mit Frontal 21 abgelehnt. In der vergangenen Woche habe sich Vorstandschef Thomas Bauer zu einem Gespräch vor der Kamera bereiterklärt. Das habe am Rande eines anderen Termins von Thomas Bauer in Berlin stattgefunden. In dem Film wird von Bauer lediglich eine Sequenz gezeigt, in der er den Fall Schulze als Einzelfall beschreibt.

Thomas Bauer erinnert sich nur ungern an das Interview für das ZDF: „Das war eine einzige Falle, die Journalistin hat mich in einem Maße unfair behandelt, wie ich es noch nie erlebt habe.“ Selbst anschauen wollte sich Bauer den Beitrag nicht: „Mir wird schon jemand erzählen, wie es gewesen ist.“ Allerdings war sich Bauer sicher, dass das ZDF alles dafür tun werde, sein Unternehmen schlecht aussehen zu lassen.