Schrobenhausen
Papierkrieg war die größte Herausforderung

Humanitäre Hilfe lieferte Krankenbetten und Material für die Pflege nach Albanien

26.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:15 Uhr

Gruppenfoto mit Kollegen: Die Schrobenhausener Hilfszugfahrer mit Vertretern des albanischen Roten Kreuzes, die sich nicht nur um die Formalitäten, sondern auch um die Betreuung der Ehrenamtlichen kümmerten - Foto: Hastreiter

Schrobenhausen (gfh) Mit zwei Fahrzeugen gingen vier Mann der Humanitären Hilfe im Bayerischen Roten Kreuz auf große Fahrt. Nach sieben Tagen hatten sie mehr als 3200 Kilometer zurückgelegt und in Albanien das Rote Kreuz und in der Stadt Fier ein Krankenhaus vorwiegend mit Betten und Produkten für die Pflege der Patienten beliefert. „Es ist alles optimal gelaufen“, meldet Vorsitzender Toni Drexler als Bilanz der Aktion, die in der langen Liste der Hilfszüge die Nummer 101 trägt.

Ausschließlich alte Hasen saßen an den Lenkrädern des BRK-Sattelschleppers und des VW-Busses. Mit Drexler waren Klaus Fuhrmann, Max Weigert sowie Leonhard Tyroller unterwegs, der auch die organisatorischen Vorarbeiten erledigt hatte. Der Umgangston an den Grenzen sei durchaus freundlich, aber die Ladelisten müssten eben stimmen. Wenn der Zoll bei seinen Kontrollen Abweichungen feststelle, dann könne das Probleme geben. So habe er frühzeitig mit den Vorbereitungen begonnen, weil nicht nur mit dem ARK (Albanisches Rotes Kreuz), sondern auch mit dem DRK (Deutsches Rotes Kreuz) in Berlin die Details abzustimmen waren – in Deutsch und Englisch.

Problemlos ging das Beladen des Lasters in den Lagern der Hilfsorganisation über die Bühne. Lediglich die 21 Krankenhausbetten erforderten höheren Aufwand. Dazu kamen Rollstühle, Säuglingsbetten, Rollatoren, Bettwäsche, Inkontinenzprodukte, Flüssigseife, Gehhilfen und Kindernahrung.

Auch die Anreise war für die Hilfszugfahrer keine große Herausforderung. Wenn für die 1600-Kilometer-Strecke drei Tage benötigt werden, dann liegt das daran, dass Albanien über Italien und über die Adria angesteuert wird. In Bari rollte der Konvoi auf die Fähre, 120 Kilometer weiter östlich ging er in Durres wieder an Land. Esma Shyle stand den Schrobenhausenern als Ansprechpartnerin des ARK zur Verfügung und Dolmetscherin Sonila übersetzte nicht nur offizielle Botschaften. Die Aktivitäten in der Hauptstadt Tirana waren schnell erledigt, weil dort lediglich 20 Rollstühle, neun Rollatoren und 20 Paar Krücken abzuladen waren, die an Bedürftige verteilt werden.

Etwas schwieriger gestaltete sich der Tag in Fier, einer Stadt mit rund 100 000 Einwohnern, die etwa dort liegt, wo im Nachbarland Italien der Stiefelabsatz beginnt. Ziel war das einzige große Krankenhaus, in dem rund 400 Beschäftigte und 100 Ärzte Patienten betreuen, für die 320 Betten zur Verfügung stehen. Nicht nur die Klinik war voll, auch die Parkplätze. Und weil Autos auch die Zufahrt verstopften, mühten sich die Hilfszugfahrer und Kollegen des ARK eine Stunde lang und brachten den ersten Teil der Ladung mit Krankenliegen ins Haus. Erst nachdem die Polizei den Weg frei gemacht hatte, konnte direkt vor dem Gebäude abgeladen und die Betten wohl behalten ausgepackt werden.

In ihrem Büro empfing die Klinikleiterin die vier Schrobenhausener, bedankte sich für die Bemühungen und stellte ihr Haus bei einem kleinen Rundgang vor. Dabei bestätigten sich bei Leonhard Tyroller die Beobachtungen über die Entwicklung in den vergangenen Jahren. In den Straßen der großen Städte würden die Hinweise auf die Armut immer weniger, ein Blick hinter die Fassaden würde aber ein anderes Bild ergeben. So sei das Haupthaus der Klinik in Fier alt und in schlechtem Zustand. Auch der Laie erkenne, dass für die Ärzte nicht die aktuelle Technik zur Verfügung stehe. Der Zustand der Betten sei nicht zumutbar für die Kranken: einfache Eisengestelle mit durchgelegenen Matratzen. Von akzeptablen Standards sei das alles noch meilenweit entfernt, befanden die BRK-Männer.