Schrobenhausen
Nichts für schwache Nerven

Sabrina Berger aus Schrobenhausen feierte Halloween im US-Bundesstaat Minnesota

30.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:03 Uhr

Schrobenhausen (SZ) Alle machen mit. Vom Kindergartenkind bis zum Rentner sind spätestens am 31. Oktober alle im Halloween-Fieber – zumindest in Amerika. Sabrina Berger aus Schrobenhausen hat bei einem Schüleraustausch das Gruselfest im US-Bundesstaat Minnesota miterlebt.

Warten, bis es dunkel wird? Von wegen! In Melrose, einer Stadt im US-Bundesstaat Minnesota, packen große und kleine Halloween-Fans bereits am Nachmittag ihre Kostüme aus. „Meine Gastmutter hat mir eines geliehen“, sagt Sabrina Berger. „Ich war eine Zauberin – oder so was Ähnliches.“ Die 17-jährige Schülerin schmunzelt, als sie von ihrem Aufenthalt in den Vereinigten Staaten erzählt. Zehn Monate hat sie bei einer Familie mit drei Kindern verbracht. Mit ihren „kleinen Geschwistern“ und den Gasteltern feierte sie in dieser Zeit viele Feste: Ostern, Silvester, Weihnachten – und eben Halloween.

Anders als in Deutschland, findet Sabrina, ist in Amerika an diesem Tag „alles ganz groß und wichtig“. Allerheiligen habe jenseits des großen Ozeans nicht soviel Bedeutung wie daheim in Schrobenhausen. Halloween dagegen ist ein Ereignis, bei dem die ganze Bevölkerung mitmacht. „Schon Tage vorher haben wir kiloweise Süßigkeiten gekauft.“ Sabrina erinnert sich an meterlange Regale und Naschwerk in allen Formen, Farben und Geschmacksrichtungen. „Überdimensional“, lautet ihr Urteil. Der Süßkram landete in einem großen Korb, bereit, um an Feuerwehrmänner und Feen verteilt zu werden.

Auch Sabrina war mit ihrer Gastfamilie unterwegs. Bei den Nachbarn, den Großeltern und sämtlichen Tanten und Onkeln klingelten sie. Schokolade, saure Drops und manchmal sogar Spielzeug für die Kleinen wanderten in ihre Tüten. „Es hat ziemlich lange gedauert, bis wir das alles aufgegessen hatten.“ Sabrina lacht. Das klassische „Trick or Treat“ – bei uns übersetzt mit „Süßes oder Saueres“ – ist aber längst nicht alles. „In Amerika kommen die Kinder an Halloween verkleidet in die Schule. Das gruseligste Kostüm wird sogar prämiert.“

In der Nachbarstadt regierten an diesem Tag die Geister, erzählt Sabrina weiter. „Sie hatten einen Gruselparcours aufgebaut. Der war richtig furchteinflößend!“ In einem Gebäude lehrten blutrünstige Gestalten all jene das Fürchten, die es tatsächlich gewagt hatten, einen Fuß über die Schwelle zu setzen. „Hinter jeder Ecke wartete ein neues Monster und zum Schluss wurde ich sogar mit der Motorsäge aus dem Haus gejagt.“ Wie in einem Horrorfilm. „Das hat Spaß gemacht“, versichert die 17-Jährige. Sogar die Fahrt mit einem zum Ungeheuerbus umgebauten Leichenwagen.

Obwohl ihr das Gruselspektakel in Melrose unheimlich gut gefallen hat: daheim in Schrobenhausen spielt Halloween für Sabrina keine Rolle. Auch ihre Freundin Birgit Schmidmair bleibt von der schaurigsten Nacht des Jahres unbeeindruckt. „Man verbringt einen netten Abend mit seinen Freunden – mehr nicht“, erklärt sie. Und selbst wenn sie auf eine Halloween-Party gehen: ein Kostüm tragen die beiden 17-Jährigen dabei nicht unbedingt. „Das heben wir uns lieber für den Fasching auf“, sagt Birgit.

Sie ist sich dennoch sicher, dass Halloween auch in Deutschland immer mehr im Kommen ist. „Schon allein deshalb, weil wir einfach viel von den Amerikanern übernehmen.“ Ob das gut ist, da sind sich die beiden Mädchen nicht so sicher. „Den Sinn hinter dem Fest kennt in Amerika keiner. Ich glaube, sie feiern einfach gerne“, vermutet Sabrina. Und auch hierzulande wisse im Grunde niemand so genau, worum es beim „All Hallows Eve“ – also dem Vorabend des Allerheiligenfests – eigentlich geht.

Nur ein Trend aus Übersee? Über die Herkunft von Halloween sind sich Sabrina und Birgit nicht so recht einig. Hans Hammer, der Schrobenhausener Kreisheimatpfleger, schafft Klarheit. „Das Fest basiert auf einem keltischen Brauch“, erklärt er. Es war Sitte, den Verstorbenen Speisen vor die Tür zu stellen, um sie milde zu stimmen. Mit irischen Auswanderern kam der Brauch im 19. Jahrhundert nach Amerika, im Verlauf der 1990er Jahre wieder zurück nach Europa. „Allerdings eher als Wirtschaftsförderung. Mit christlichen Traditionen hat der Vorabend von Allerheiligen nichts zu tun“, betont Hammer. Das Geisterfest sei nett, aber oberflächlich. „Wir sind zwar eine offene Gesellschaft, sollten unsere Wurzeln aber nicht vergessen.“