Schrobenhausen
Neuer Hoffnungsträger in der Stadt

Er heißt Benedikt Schmid, ist 29 und hat viel vor: Schrobenhausen hat endlich wieder einen Streetworker

20.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:20 Uhr
Er ist Schrobenhausens neuer Streetworker: Benedikt Schmid (v.l.). Zwar ist er noch neu im Streetworking, kann aber auf die Unterstützung von Karlheinz Stephan, Elisabeth Teschemacher, Anne Heiß, Stefanie Buchner-Joppich und Hans-Peter Wilk zählen. −Foto: Burgstaller

Schrobenhausen (SZ) Aufatmen bei der Stadt und bei der Caritas: Schrobenhausen hat mit dem 29-jährigen Benedikt Schmid endlich einen neuen Streetworker. Die Hoffnungen in ihn sind groß - immerhin war die Streetworker-Stelle seit April unbesetzt.

Die Erleichterung ist ihnen allen anzumerken. Elisabeth Teschemacher, die Vorsitzende des Caritas-Kreisverbandes, Kreisjugendpflegerin Anne Heiß, der Geschäftsführer im Caritas-Kreisverband Hans-Peter Wilk und Stefanie Buchner-Joppich, die in der Caritas Zweigstelle in Schrobenhausen arbeitet, keiner von ihnen wird müde zu betonen, wie froh man ist, Benedikt Schmid gefunden zu haben.

Und der wiederum freut sich auf seine neue Aufgabe. "Ich habe auch schon erste Kontakte mit den Schrobenhausener Jugendlichen knüpfen können", sagt der Rohrenfelser. "Natürlich wird das alles noch Zeit brauchen, bis wirkliche Beziehungen aufgebaut sind", betont Anne Heiß, aber schon diese ersten drei Wochen, die Schmid nun im Amt ist, machten deutlich, dass er sich seiner neuen Aufgabe gewachsen fühlt - und dass er Lust aufs Streetworking hat. Denn das mit dem "street" (zu deutsch: Straße) und dem "working" (arbeiten) dort nimmt er ernst: Nachmittags ist er eigentlich kaum in seinem Büro am Bürgermeister-Stocker-Ring anzutreffen. Da nämlich ist er längst unterwegs, schaut sich in der Stadt um, knüpft Kontakte.

Ganz normal für einen Streetworker eigentlich, aber in Schrobenhausen wurde man eben auch schon eines Besseren belehrt. Schmids Vorgänger Taifun Solgun hat in Sachen Streetworking in der Stadt gewissermaßen verbrannte Erde hinterlassen. Er sei schlecht erreichbar gewesen, kaum unterwegs und habe zu wenig für die Jugendlichen getan, das zumindest hörte man immer wieder. "Das gilt es jetzt wieder aufzubauen", sagt Stefanie Buchner-Joppich.

Sie war es auch, die Benedikt Schmid für die Stelle ausgewählt hat. Viele Bewerber hat es zwar nie gegeben, aber einfach aus der Not heraus irgendjemanden zu nehmen, kam auch nicht infrage. Schließlich wollte man nicht noch eine Pleite erleben und hat auch deshalb ganz besonders genau hingeschaut. Schmid hat diesen Test bestanden. "Er ist offen, ehrlich, engagiert und hat sich bereits gut in das Thema Jugendarbeit einarbeiten können", ist Buchner-Joppich überzeugt.

Tatsächlich hat der gebürtige Ehekirchner den meisten jungen Erwachsenen und vielleicht sogar vielen Sozialarbeitern etwas voraus, wenn es um den Umgang mit Jugendlichen geht. "Ich bin seit 15 Jahren Karatetrainer in Ehekirchen und gebe auch Kurse in Gewaltprävention", erzählt er. Außerdem hat er die vergangenen zwei Jahre in Neuburg als Betreuer für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gearbeitet. Beste Voraussetzungen also, um nun in Schrobenhausen anzupacken. Zu tun gibt es auf jeden Fall genug.

"Da sind die Probleme, die alle Städte haben. Jugendliche, die kein Dach über dem Kopf haben, Drogen nehmen oder Alkohol trinken", sagt Stefanie Buchner-Joppich. Und das ist nicht alles. "Streetworking heißt ja nicht nur dort anzugreifen, wo es schon Probleme gibt", erklärt Anne Heiß. Auch Präventivarbeit gehört dazu. Also einfach Ansprechpartner und Berater für Jugendliche zu sein, die zum Beispiel gerade Stress zu Hause oder in der Schule haben. "Ich habe auch schon mitbekommen, dass sich viele Jugendliche einen Treffpunkt in der Stadt wünschen. Einen, der nicht unbedingt das Jugendzentrum ist und zu dem auch die ab 18 hingehen können", sagt Schmid. Da wolle er angreifen und sehen, was sich machen lässt.

"Ich habe den Eindruck, dass die meisten Jugendlichen hier sehr aufgeschlossen sind, sie nehmen einen gut auf", sagt Schmid. Das erleichtere ihm die Arbeit ungemein. Wahrscheinlich kommt ihm bei der Kontaktaufnahme aber auch sein Alter zugute. "Er ist jung, er ist in den gleichen sozialen Medien unterwegs wie die Jugendlichen", sagt Stefanie Buchner-Joppich. Die jungen Leute würden so das Gefühl haben, ein Gespräch auf Augenhöhe führen zu können. "Es ist wichtig, dass die Jugendlichen merken, dass der Streetworker kein Polizist oder Aufpasser ist", sagt Elisabeth Teschemacher. Gerade ein älterer Streetworker - wie etwa Schmid-Vorgänger Tayfun Solgun - könne diesen Eindruck schnell vermitteln und echtes Vertrauen gar nicht erst entstehen. Benedikt Schmid sollte diese Probleme also nicht haben. Nur das mit dem Vertrauen aufbauen, das gelingt nicht allein dadurch, dass er noch jung ist. Das muss er selbst schaffen. Aber er weiß auch schon wie. "Alles Gesagte bleibt immer zwischen den Jugendlichen und mir", verspricht er. Sogar dann, wenn es um Straftaten geht.

Am Montag wird Benedikt Schmid sich dem Schrobenhausener Jugendstadtrat vorstellen. Wer ihn auch kennenlernen will oder seinen Rat braucht, kann ihn unter der Nummer (0176) 40 44 22 11 erreichen. "Gerne auch über Whatsapp", sagt er.

ZUR PERSON

Benedikt Schmid kommt ursprünglich aus Ehekirchen und wohnt jetzt seit einiger Zeit in Rohrenfels. Er ist 29 Jahre alt und hat einen Masterabschluss im Fach Soziologie. Nach dem Studium an der Katholischen Universität Eichstätt begann er 2015 in Neuburg bei der Stiftung St. Johannes zu arbeiten. Dort hat er unbegleitete minderjährige Flüchtlinge betreut. In seiner Freizeit unterrichtet Benedikt Schmid seit rund 15 Jahren Karate beim FC Ehekirchen. Seit Mai vergangenen Jahres ist er dort außerdem Dojo-Leiter und Cheftrainer der Abteilung.

Neben dem Trainerschein für Karate besitzt Schmid auch die Lizenz, Gewaltprävention und Selbstverteidigung zu unterrichten. | bsx