Schrobenhausen
Neben der Sprache andere Dinge fürs Leben lernen

Schulreferent Klaus Englert regt Patenschaften für vhs-Kurse für Flüchtlinge an

09.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:42 Uhr

Sucht Kurspaten: Schulreferent Klaus Englert (CSU) - Foto: kx

Schrobenhausen (oh) Mehr als 100 Flüchtlinge und Asylsuchende nehmen seit Anfang August an Sprachkursen der vhs Schrobenhausen teil, die von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern geleitet werden. Die meist jungen Teilnehmer vornehmlich aus dem Nahen Osten und Afrika sind mit Feuereifer dabei und machen gute Fortschritte.

Doch nicht immer geht es um einen Crashkurs in Deutsch. Die Asylsuchenden bringen vielerlei Talente und Begabungen mit, zu deren Förderung auch andere Kurse aus dem breiten Angebot der vhs hilfreich wären. Diese Angebote aus dem regulären Programm sind – obwohl nach deutschen Maßstäben ausgesprochen preiswert – für Flüchtlinge aber unbezahlbar, denn die gewährte finanzielle Unterstützung reicht gerade für das Lebensnotwendigste.

Wie beim jungen Samir K. (Name geändert) aus Afghanistan, der Hals über Kopf flüchten musste, als Taliban-Banden sein Dorf in die Luft sprengten. Trotz lückenhafter formaler Bildung hat Samir eine ungewöhnliche Begabung für Mathematik. Sein großer Wunsch: ein Computer-Kurs. Asifa A., Mutter von zwei Kindern, ist zusammen mit ihrem Mann den mörderischen Fassbomben, die ganze Viertel in Aleppo in ein Flammenmeer verwandeln, gerade noch entkommen. Als begleitende Maßnahme zur Traumabewältigung ist ihr Yoga empfohlen worden. Bei der vhs gäbe es den passenden Kurs. Jasiri M. stammt aus Eritrea, dem Land am Horn von Afrika, das seiner Jugend statt Bildung und eine sichere Zukunft Zwangsarbeit und Misshandlung in Aussicht stellt. Jasiris Leidenschaft gehört der Musik. Er träumt von einem Keyboard-Kurs bei der vhs.

Kann man diesen Menschen helfen? Klaus Englert, der als Schul- und Kulturreferent des Stadtrats auch die Volkshochschule unter seine Fittiche genommen hat, beantwortet diese Frage mit einem eindeutigen Ja und appelliert an den Gemeinsinn der Schrobenhausener, an ihre „Humanitas als nobelste Pflicht von uns allen“: „Vielleicht könnten sie, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, eine Kurspatenschaft für einen oder zwei der Menschen, die auf eine neue Zukunft hoffen, übernehmen“ Solche Kurspatenschaften würden es den Asylsuchenden ermöglichen, neben den kostenlosen Sprachkursen auch andere vhs-Veranstaltungen zu besuchen, die für ihr weiteres Leben nützlich und hilfreich seien. Dies sei auch ganz im Sinne der Wirtschaft, die qualifizierte Kräfte brauche, und fördere die Integration.

Benno Bickel, Leiter der vhs Schrobenhausen, ist von Englerts Idee begeistert. „Wir brauchen dringend Hilfe beim Helfen,“ erklärt er, denn es gebe keinerlei öffentliche Mittel zur Finanzierung von Bildungsangeboten für Asylsuchende. Aber die vhs, so Bickel, setze auf die christliche Nächstenliebe und die humanistisch-ethische Grundhaltung der Schrobenhausener, um bedrängten Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten zur Seite zu stehen: „Kurspartnerschaften sind eine phantastische Idee . . .“