Schrobenhausen
Mindestlohn macht den Spargel teurer

Erzeugerverbandschef Josef Plöckl: "Eine Preisanpassung ist notwendig"

27.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:29 Uhr
Der erste Schrobenhausener Spargel: Auf einigen großen Höfen wie hier in der Högenau haben die Saisonarbeiter mit der Ernte begonnen. −Foto: M. Schalk

Schrobenhausen (SZ) Der Schrobenhausener Spargel ist eine weithin geschätzte Spezialität. Wer ihn in den nächsten Wochen genießen will, muss voraussichtlich etwas mehr dafür bezahlen als noch im vergangenen Jahr. Josef Plöckl, Vorsitzender der Spargelerzeugergemeinschaft Südbayern, macht den gesetzlichen Mindestlohn für die absehbare Preiserhöhung verantwortlich. „Der Mindestlohn löst eine Anpassung der Preise aus“, sagt er. Und: „Eine Preisanpassung ist deshalb notwendig.“

Wie hoch die Preissteigerung ausfällt, darauf will sich der Verbandschef noch nicht genau festlegen. Aber: „50 Cent bis ein Euro pro Kilo sind es auf alle Fälle“, erklärt er. Plöckl verweist auf eine Aktion des Verbands süddeutscher Spargel- und Erdbeerbauern mit Sitz in Bruchsal. Mit einer Kampagne unter dem Motto „Mindestlohn braucht faire Preise“ will dieser Zusammenschluss bei den Verbrauchern um Verständnis für Preiserhöhungen werben. Als Chef des Spargelerzeugerverbands Südbayern hat sich Plöckl bereits das Kampagnenmaterial der süddeutschen Spargel- und Erdbeerbauern schicken lassen, unter anderem Aufkleber. Ob auch der Spargelerzeugerverband eine entsprechende Aktion starten wird, ist aber noch nicht klar.

Das neue Mindestlohngesetz macht den Spargelbauern noch in weiterer Hinsicht zu schaffen. Da ist zum einen die Lohnzahlung, die laut Gesetz zum Ende des auf die Arbeitsleistung folgenden Monats zu tätigen ist. „Das ist nicht praxisgerecht“, erläutert Plöckl. „Die meisten Saisonkräfte haben kein Konto in Deutschland.“ Sie würden die Auszahlung in bar am Ende ihres Arbeitseinsatzes, wenn sie wieder nach Hause fahren, bevorzugen – auch deshalb, weil bei einer Verwahrung des Geldes in den Gemeinschaftsunterkünften eine hohe Diebstahlgefahr bestehe. Die meisten Hilfskräfte auf den Spargelhöfen in und um Schrobenhausen kommen aus Rumänien, der Slowakei und aus Polen. Meist bleiben sie um die zehn Wochen bei den Erzeugerbetrieben, wo sie auch wohnen und verpflegt werden. Bis zum Ende der Saison haben sie nach Plöckls Angaben einen Gesamtlohn von 2500 bis 3000 Euro verdient. „Ich hoffe, dass es so bleibt, dass die Arbeiter am Ende der Saison ausbezahlt werden, wenn sie nach Hause gehen“, sagt der Erzeugerverbandschef. Sein Verband habe sich an den CSU-Bundestagsabgeordneten Reinhard Brandl gewandt, der wiederum das Anliegen Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) vorgetragen, aber noch keine Antwort bekommen hat.

Auch eine Auflage des Arbeitszeitgesetzes macht den Spargelbauern zu schaffen: Für Arbeitskräfte in der Landwirtschaft ist die Arbeitszeit regelmäßig auf zehn Stunden begrenzt. In Erntephasen sei aber oft eine Überschreitung dieser Zeit nötig, gibt Plöckl zu bedenken. Außerdem würden die Saisonarbeiter selbst gerne mehr arbeiten. „Die Leute wollen arbeiten und nicht Feiertag machen“, schimpft Plöckl auf das Gesetz. Auch hier steht eine Antwort von Ministerin Nahles noch aus.