Schrobenhausen
Martin Luther und die Kunst

Spannender Vortrag von Kirchenrat Helmut Braun bei der Katholischen Erwachsenenbildung

28.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:13 Uhr

Zum Vortrag "Luther und Kunst" begrüßte Konrad Zimmerer, Vorsitzender der KEB (r.), Kirchenrat Helmut Braun. - Foto: mbs

Schrobenhausen (mbs) Vor 500 Jahren trat Martin Luther mit seien 95 Thesen in Wittenberg an die Weltöffentlichkeit, nach diesem halben Jahrtausend feiern die protestantischen Kirchen dieses Jahr ihr großes Jubiläum. Es wird auch im katholischen Raum beachtet und positiv begleitet.

Die Katholische Erwachsenenbildung im Landkreis befasst sich in mehreren Vorträgen mit Luther und seinen Weisungen. Zum Vortrag "Luther und Kunst" konnte Konrad Zimmerer, Vorsitzender der KEB, einem kleinen Kreis von einem Dutzend Zuhörer nun Kirchenrat Helmut Braun vorstellen, Kunstreferent der evangelisch-lutherischen Landeskirche, und damit in Bayern zuständig bei der künstlerischen Ausgestaltung von Kirchen. Helmut Braun kommt nicht von der Theologie her, sondern ist Kunsthistoriker.

Während sich katholische Kirchen voller Bilderpracht zeigen, gilt das Protestantische als eher nüchtern, vor allem in der Bestimmung als Versammlungsraum. Laut Martin Luther solle sich das religiöse Leben auf das Wesentliche konzentrieren. Drei Säulen sieht er im Zentrum: Das Sakrament, den Altartisch für das Abendmahl und die Hinwendung zum Wort, also zu Bibel und Predigt. Für die Kirchen verlangte Luther den Abbau der Hierarchien, wie er im Katholischen sichtbar sei; in mehreren einfach gestalteten Schlosskapellen fand er dazu gute Voraussetzungen. Aus den Forderungen nach Einfachheit rühre laut Helmut Braun auch der Vorwurf an Luther als Bilderstürmer. Aber diese Sicht, so der Referent, sei sehr kurz gegriffen. Luther hat sich mehrfach zur Beziehung von Kirche und Kunst geäußert und dabei auch die Geltung von Bildern zur Darstellung und Erklärung der religiösen Vorstellungen hervorgehoben. Anhand von Beispielen zeigte Braun die Haltung zur künstlerischen Gestaltung der protestantischen Kirchen und das Verhältnis zu Bildern im religiösen Leben.

Nach der Reformation sind in den jeweiligen Regionen - nach dem Diktum "cujus regio, ejus religio" - die vorhandenen Kirchen in Stätten des neuen Glaubens umgewidmet worden. Ein eigener protestantischer Kirchenbau habe erst im Lauf der Zeit eingesetzt; als erste von Grund auf neu gebaute Kirche gilt die Dreieinigkeitskirche in Regensburg. Vielfach sind die protestantischen Kirchen von den umlaufenden, oft mehrstöckigen Emporen geprägt. Den Sinn von Kunst in der Kirche sieht Helmut Braun auch in den Diskussionen, die oftmals von Künstlern provoziert werden, so manche Gemeinde musste sich mit aufregenden Entwürfen auseinandersetzen. Hier sieht er auch einen Ansatz zur dauernden Reformation, zu einer lebendigen Beschäftigung mit den religiösen Inhalten. Braun erläuterte, wie zur Neugestaltung von Kirchen Wettbewerbe ausgeschrieben werden, vorher aber in den Gemeinden mit den Künstlern ausführlich diskutiert wird. Er wies auf mehrere Kirchen in Bayern hin, in denen sich die Haltung zur Kunst in der Kirche nachvollziehen lässt. Zuletzt hob er eine Neuerung in der Augsburger Anna-Kirche hervor, einen roten Block im alten Ambiente des Kirchenraums, eine künstlerisch gestaltete Form eines Altars, die viele Diskussionen ausgelöst hat.