Schrobenhausen
Mitreißende Klänge aus Luthers Zeit

Zum Platerspil-Konzert in der Schrobenhausener Christuskirche kamen rund 80 Besucher

02.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:16 Uhr

Um das Leben, die Liebe und den Glauben drehte sich das Platerspil-Konzert: (v.l.) Karin Schuster, Carola Berninger, Konrad Prinke, Helmut Schels, Heinz Werner und Ulli Glawion. - Foto: Tabea Tyroller

Schrobenhausen (tta) Platerspil - darunter wird nicht nur ein Instrument, eine einfache Sackpfeife mit Schweinsblase, verstanden. So nennt sich auch die Musikgruppe, bestehend aus Ulli Glawion, Konrad Prinke, Carola Berninger, Helmut Schels, Karin Schuster und Heinz Werner.

Anlässlich des Lutherjahres gaben die Spielleut in dieser neuen Besetzung - Berninger und Schuster sind erst seit heuer mit dabei - Lieder und Melodien aus Martin Luthers Zeit zum Besten.

Zur Eröffnung spielte Platerspil den "Stadtpfeiferles Lieblingsreigen". Stadtpfeifer waren im Mittelalter festangestellte Musiker in der Stadt, die sich zu Zünften zusammenschlossen. Platerspil zählt sich selbst aber weniger zu den Stadtpfeifern, sondern vielmehr zu den Spielleuten. Unter den mittelalterlichen Spielleuten wurden Berufsmusiker verstanden, die für die Unterhaltung und die Tanzmusik zuständig waren. Tatsächlich: Der Großteil der Lieder soll unterhalten und auch die meisten Melodien sind eigentlich Tänze.

"Es luthert!", rief Prinke aus. Auch bei Platerspil führte kein Weg an Luthers Vermächtnis vorbei. Darum stammen die zwölf Lieder, die auf dem Programm standen, fast ausschließlich aus der Zeit Luthers. Außerdem unterteilte das Sextett die lutherschen Melodien in drei Themenbereiche: das Leben, die Liebe und der Glauben.

Los ging's mit dem wahren Leben. Dabei bezog sich die Musikgruppe auf die schönen Seiten des Lebens, sprich auf Fröhlichsein, Essen und Trinken. "Es ist schon sehr gewagt in der Kirche Trinklieder zu spielen, aber es ist ja ein Konzert und kein Gottesdienst", gab Schuster augenzwinkernd zu und hatte damit die Lacher auf ihrer Seite. So unterhielt Platerspil die Zuschauer mit einem alten Studententrinklied oder dem mitreißenden "Welschen Tanz" von Hans Neusiedler. Auch mit dem französischen Lied "Tourdion" von Pierre Attaingnant - eigentlich ein Springtanz - sorgte das Sextett für fröhliche Stimmung beim Publikum.

Der zweite Teil des Konzertes war der Liebe und den feinen Künsten gewidmet. Da Luther auch zu diesem Themenbereich Weisheiten hinterlassen hat, wurden zwischen den Liedern immer wieder seine Gedankengänge durch Prinke und Schuster - passenderweise mit aufgesetzter Luthermaske - eingestreut. Ihre eigene Note legte Praterspil beispielsweise Hans Leo Hasslers Stück "Unter all'n auf dieser Erden" auf. Damit es die Frauen für die Männer singen konnten, textete das Sextett das Lied kurzerhand ein wenig um.

Schließlich widmete sich die Musikgruppe dem dritten und wichtigsten Teil, dem Glauben im Leben und Tod, in Krieg und Frieden. Während den ganzen Abend über Melodien und Lieder aus dem 16. Jahrhundert und der Renaissance zum Besten gegeben wurden, schlich sich auch ein zeitgenössisches Stück ein. Bei Felicitas Kuckucks "Es führt über den Main" handelt es sich um ein modernes Lied. Zwar klingt es fröhlich. In Wahrheit hat es einen ernsten Hintergrund - die Totentänze im Mittelalter - vorzuweisen.

Während des gesamten Konzerts brachte Platerspil die Zuschauer schon mit dem mitreißenden Wechsel aus Instrumental und Gesang zum Mitwippen und Mitnicken. Zum krönenden Abschluss war nun das Publikum selbst gefragt. So forderte Schuster dazu auf, eines von Luthers berühmtesten Liedern "Ein feste Burg ist unser Gott" sowie sein Stück "Verleih uns Frieden" mit ihnen zu singen. Gesagt getan.

"Der Applaus ist das Brot des Künstlers", meinte Prinke zu guter Letzt. Das Applaudieren konnte sich auch wahrlich sehen lassen - mehrmals musste sich Platerspil verbeugen, bis der Applaus wieder verebbte.