Schrobenhausen
Kreativer Coaching-Input

Die Gymnasiums-Theatergruppe holt sich in einem Workshop Tipps fürs aktuelle Stück

23.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:39 Uhr

−Foto: De Pascale, Ute

Schrobenhausen (SZ) Sich in ihre Charaktere so richtig hineindenken, ihre Rollen noch genauer zu analysieren - dabei bekommt die Theatergruppe des Schrobenhausener Gymnasiums Unterstützung vom Profi. Unter anderem in einem Workshop gibt Alexandra Schenke Schauspieltipps.

Launisch. Zielstrebig. Genervt. Arrogant. "Habt ihr es wirklich, wirklich vor Augen, dieses Wort?", fragt Alexandra Schenke die Gymnasiastinnen. Dass am Workshop ausschließlich Mädels teilnehmen, ist Zufall. Ansonsten mischen durchaus auch Herrn in der Theatergruppe mit.

Tatsächlich sind dann Unterschiede zu erkennen, als die Mädchen durch die gymnasiale Aula tigern: Wirkt die eine ziemlich genervt, scheint die andere wesentlich zielstrebiger unterwegs zu sein. Übungen wie diese sind es, mit denen Alexandra Schenke die jungen Schauspieler fit machen möchte für ihr Stück, ihnen sozusagen kreativen Input gibt.

Ganz fokussiert coacht sie die jungen Mimen, einzeln wie auch in Gruppen. Wobei es auch mal ziemlich in die Tiefe geht. Anonym schreiben die Mädchen auf, was sie grade im richtigen Leben bewegt - in der Gruppe wird dann darüber geredet. Es geht um Freundschaft und das Thema Mobben, um Eifersucht, "Toxic Friends" oder endlich rauszukommen aus dem kleinen Kaff. Zwischendrin gibt Schenke den einen oder anderen wertvollen Denkanstoß: "Ist euch schon mal aufgefallen, dass Gefühle nicht so wahnsinnig logisch sind?" oder "Kreativität kann man nicht aus- und anschalten" - der Übergang von Realität zum Schauspiel ist fließend. Ziemlich schnell entwickelt sich auch eine gewisse Eigendynamik, geben sich die Damen gegenseitig Tipps. Und genau das ist es, wo Schenke mit ihnen hin möchte. Geht es vormittags unter anderem ums Fördern der Gruppendynamik, wird am Nachmittag konkret an Szenen gearbeitet.

Sehr gern arbeite sie mit Kindern, erzählt Alexandra Schenke, vor allem auch mit Jugendlichen. Grade mit ihnen könne man ein Stück noch mal auf einem ganz anderen Level angehn, "weil da einfach schon Verständnis da ist, die Fähigkeit, an einer Konzeption zu arbeiten und auch in kompliziertere Charakteranalysen einzusteigen". findet Schenke. "Die Jugendlichen bringen viel Input, haben richtig tolle Ideen und arbeiten auch zusammen an einer Geschichte", so Schenkes Erfahrungen. Über Begabung will sie dabei eher weniger reden, sagt: "Ich weiß gar nicht, ob es Begabung in dem Sinne gibt." Eher stünden beim Kinder- und Jugendtheater gewisse Veranlagungen und Stärken im Fokus. Sicheres Sprechen vor Publikum zum Beispiel. Und da gebe es durchaus auch mal Überraschungen. Denn hin und wieder seien es grade die Stillen, Introvertierten, "die einen, wenn man toll mit ihnen arbeitet, überraschen". Deshalb gehe sie auch ans Thema Casting sensibel ran. "Im Optimalfall schreibt man Szenen nicht vor, ich finde es viel besser, wenn die Kinder in ihren Rollen improvisieren, sich die Szenen dann quasi ergeben", so Schenke.

1991 in Schrobenhausen geboren studierte Schenke nach dem Abi an der New York Film Academy. Momentan arbeitet sie hauptsächlich als Synchronschauspielerin und Übersetzerin für Film- und Fernsehsynchronisation und studiert in München Amerikanistik und Pädagogik. Ihre ersten Schritte auf der Bühne machte Alexandra Schenke mit der Theatergruppe des Schrobenhausener Gymnasiums - damals wie heute unter der Leitung von Silvia Eckert-Wagner.

Die nimmt den Begriff "Bühnensau" ja eigentlich nicht so gerne in den Mund. Allerdings: Auf ihre ehemalige Schülerin Alexandra Schenke treffe der schon irgendwo zu. Immer schon habe sich Schenke auf der Bühne pudelwohl gefühlt, ohne sichtbares Lampenfieber. Schauspielerfahrung hat Silvia Eckert-Wagner auch selbst. Nach dem Studium unterrichtete sie im Goethe-Institut im afrikanischen Kinshasa - und stand in der Zeit ebenfalls auf der Bühne. Ein tolles Coachingteam also, das mit den Gymnasiasten an einem Stück arbeitet, in dem es um die Bewohner eines großen Mehrfamilienhauses geht - eine regelrechte Spielwiese für Schauspieler also, mit verschiedensten Charakteren, ineinander versponnenen Geschichten, aus denen sich dann so einiges an Interaktion spinnen lässt.

Kurz vor den Aufführungen im November gebe es zwar verstärkt Proben, übertreiben will es Eckert-Wagner damit aber nicht. Ihre jahrelange Erfahrung gibt ihr Recht: Einen größeren Aussetzer habe es eigentlich nie gegeben. Während Eckert-Wagner der Premiere gelassen entgegenblickt, sieht es bei manch einem ihrer Darsteller anders aus. Aber: Der Erfolg der Aufführungen sei für ihre Schüler immer ein wahnsinnig tolles Gefühl. "Die kommen kaum mehr runter, von diesem Adrenalin", sagt sie schmunzelnd. Ein wenig Wehmut schwingt für Eckert-Wagner heuer dennoch mit: Die diesjährige wird ihre letzte Produktion sein. Doch sie blickt optimistisch in die Zukunft: "Ich glaube, Theater wird für Schüler immer eine attraktive Beschäftigung sein."