Schrobenhausen
Die Patienten und die Kosten im Blick

Zu Besuch bei den Fachärzten für Innere Medizin in Schrobenhausen

15.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:29 Uhr

Der gleiche Raum, der bei den Chirurgen Angio-Suite heißt, ist in der Inneren Fachabteilung das Herzkatheterlabor. Stefan Hüttl (links) lastet dieses Gerät mit seiner Fachabteilung zu etwa 80 Prozent aus, Martin Schreiber macht hier endoskopische Untersuchungen des Magen-Darm-Traktes. - Foto: Heidrun Budke

Schrobenhausen (SZ) Medizin ist für viele Menschen, die sich ihr ein Leben lang widmen, eine Herzensangelegenheit. Für diese beiden in mehrerlei Hinsicht: Martin Schreiber und Stefan Hüttl, sie praktizieren als Fachärzte für Innere Medizin am Schrobenhausener Krankenhaus.

"Wir haben beide lange gelernt in großen Krankenhäusern, in Unikliniken", sagt Martin Schreiber, Facharzt für Innere Medizin, Nephrologie und Gastroenterologie und stellt damit schon die erste Gemeinsamkeit zwischen ihm und seinem Kollegen Stefan Hüttl fest, ebenfalls Facharzt für Innere Medizin sowie für Kardiologie. Die beiden Chefärzte verbindet beruflich sehr viel, auch wenn sie persönlich mit manchem durchaus anders umgehen.

Aufgrund ihrer Spezialgebiete lernen sie ihre Patienten gut kennen. Sowohl bei der Behandlung von Nierenerkrankungen wie auch bei Herzerkrankungen kommen die Menschen lange Jahre schon zu Schreiber und Hüttl. Manche Patienten kenne man seit 15 Jahren, stellen beide Ärzte fest. "Wenn dann jemand stirbt", so Schreiber, "ist das tragisch und es berührt, aber es ist eine professionelle Form der Auseinandersetzung." Es sei wichtig, dass man das von zu Hause abgrenzen könne. Genau dies fällt Hüttl schwer: "Da habe ich nicht die Routine." Wenn man als Arzt beim Einkaufen angesprochen werde, sei das einerseits zwar sehr schön, weil das zeige, dass die Menschen Vertrauen haben. Andererseits "ist das auch immer so eine Hypothek, die einen persönlich belastet, weil ich immer sehr involviert bin", gesteht Stefan Hüttl offen ein.

Ein Grund dafür ist vielleicht, dass die Fachärzte ihre Patienten nicht nur auf eine Krankheit reduzieren, sondern ganzheitlich erfassen müssen, um erfolgreich zu behandeln. Zur Kardiologie ist Hüttl unter anderem gekommen, weil dort viel Kopfarbeit zu leisten sei. Martin Schreiber sagt, das sei auch in der Nephrologie so: "Das ist eine Aufgabe, die mit sehr viel Nachdenken, mit sehr viel Kombinieren und mit einer Art detektivischer Arbeit verbunden ist." Hüttl ergänzt: "Es ist wichtig, dass man den ganzen Menschen mit seiner Umwelt erfasst." Dazu sei die gute Zusammenarbeit mit anderen Fachabteilungen im Krankenhaus enorm wichtig und die funktioniere einwandfrei. Vieles lasse sich auf dem kleinen Dienstweg klären, loben beide Ärzte die internen Abläufe - ein Grund, warum sie sich, nach Tätigkeiten in Unikliniken und Spezialzentren, für das eher kleine Krankenhaus entschieden. Darüber hinaus biete es berufliche Herausforderungen, die für ein ländliches Krankenhaus nicht selbstverständlich sind: Fortschritt in der Digitalisierung (Beispiel Laptop-Wagen), MVZ, Dialyseeinrichtung und Herzkatheterlabor sind für Patienten und Ärzte eine gute Sache. Da sei der Landkreis sehr engagiert und habe viel ermöglicht, betonen Schreiber und Hüttl. Die Radiologie-Einrichtung etwa sei sehr wichtig für das gesamte Krankenhaus. "Früher", so Hüttl, "haben wir die Patienten in einem klapprigen Transporter nach Pfaffenhofen gefahren." Die hätten sich dann wieder nach Schrobenhausen zurückverlegen lassen und damit eine ganz große Treue zum Kreiskrankenhaus bewiesen. "Das hat mich zum Teil sehr ergriffen", gibt er zu.

Ein anderes Beispiel ist das Herzkatheterlabor, das es nun im dritten Jahr in Schrobenhausen gibt. Medizinern würde manchmal vorgeworfen, technikverliebt zu sein, meint Schreiber, aber mit der Anschaffung des multifunktionalen Herzkathetertisches habe man die Kosten immer im Blick gehabt. Hier könne die Kardiologie "nicht nur die Herzkranzgefäße untersuchen und Schrittmacher versorgen, sondern auch der Herr Schreiber seine gastroendoskopischen Spezialuntersuchungen machen, der Herr Urbahn von den Chirurgen seine Beinarterien auflegen und das ist auch noch hygienetechnisch total abgesichert!", erläutert Stefan Hüttl. Sein Kollege Martin Schreiber, der zugleich ärztlicher Direktor des Kreiskrankenhauses ist, ergänzt: "Der kollegiale Austausch findet hier statt; es ist eben nicht so, dass man sich ein hoch spezialisiertes Gerät anschafft, sich so eine Orchidee da hinstellt . . . Das ist so typisch für Schrobenhausen, dass man auf der einen Seite eine Medizin macht, die von Qualität getragen ist und von technischem Know-how, die aber immer bodenständig bleibt."

Auf einen Punkt, der ihm Sorgen bereitet, weist Chefarzt Schreiber hin: "Die Patienten werden älter und die eingeforderte Flexibilität ist nicht immer gegeben. Was passiert, wenn der Partner in Augsburg im Krankenhaus liegt, man 85 Jahre ist, geh- oder sehbehindert, ohne Familienangehörige? Sie kommen da faktisch nicht hin." Gerade in einem Flächenland wie Bayern sei die Gleichstellung von Versorgungsstrukturen für Stadt und Land wichtig.