Schrobenhausen
Koppold zieht sich zurück

Freie Wähler bekommen doch noch einen Sitz im Verwaltungsrat der Stadtwerke - für Harald Reisner

20.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:20 Uhr
Die Baulandentwicklung - wie das Baugebiet südlich der Karlsbader Straße - gehört inzwischen zu den Aufgaben, die der Stadtrat den Stadtwerken übertragen hat. Deshalb wollen möglichst alle Fraktionen mit Sitz und Stimme im Verwaltungsrat vertreten sein. Nun bekommen die Freien Wähler wieder einen Sitz im Kontrollgremium. −Foto: Haßfurter

Schrobenhausen (SZ) Das Politgerangel um einen Sitz für die Freien Wähler im Verwaltungsrat der Schrobenhausener Stadtwerke hat ein Ende: Rudi Koppold wurde von seiner Partei aus dem Rennen genommen. Nun soll Harald Reisner einen Sitz im Aufsichtsgremium bekommen - zulasten der CSU.

Die Personalie, über die der Schrobenhausener Stadtrat am Dienstagabend in seiner öffentlichen Sitzung um 18.30 Uhr im Bauer-Konferenzgebäude abstimmen wird, im Schnelldurchlauf: FW-Fraktionschef Rudi Koppold bewirbt sich nicht mehr um einen Sitz der FW im Verwaltungsrat der Stadtwerke. Im Gegenzug hat sich die CSU dazu entschieden, einen ihrer inzwischen drei Plätze freizumachen - den von Klaus Englert. Dafür können die FW nun ihr Fraktionsmitglied Harald Reisner aus Mühlried in das Aufsichtsgremium des Kommunalunternehmens entsenden.

Und das kam so: "Die Freien Wähler haben in der Sommerpause über die Personalie beraten und ihren Antrag auf Neubesetzung geschickt", sagt dazu Bürgermeister Karlheinz Stephan, der auch Vorsitzender des Verwaltungsrates ist. "Wir haben im Interesse der Sache Rudi Koppold zurückgezogen", bestätigt FW-Fraktionsvize Günther Schalk auf Anfrage. Als Alternative dazu habe die Fraktion Reisner vorgeschlagen, darauf habe die CSU-Fraktion signalisiert, sie würde einen CSU-Vertreter im Verwaltungsrat fragen, ob jemand auf seinen Sitz verzichten würde. Das Gespräch wiederum hat Stephan geführt - mit Josef Soier und Klaus Englert. Spontan, so Stephan, habe Englert seinen Rücktritt aus dem Verwaltungsrat erklärt. Der Grund: Er habe als Schul- und Kulturreferent des Stadtrates noch viele Projekte in petto, für die er die Zeit nutzen wolle, so Stephan.

Natürlich hat das Ganze eine Vorgeschichte: Die beginnt nur augenscheinlich im vergangenen Sommer mit dem Wechsel von FW-Stadtrat Markus Kauderer zur CSU (wir berichteten). Denn Kauderer hat seit 2015 einen Sitz im Verwaltungsrat der Stadtwerke inne. Nach seinem Wechsel zur CSU behielt Kauderer diesen Posten. Die FW gingen leer aus. Das wollten sich die FW nicht gefallen lassen und pochten darauf, wieder einen ihrer Stadträte im Verwaltungsrat zu platzieren. Dabei erinnert sich Schalk an die Abmachung zu Beginn der laufenden Wahlperiode, nach der jede Stadtratsfraktion mit Sitz und Stimme im Verwaltungsrat vertreten sein sollte. Die CSU reagierte prompt auf den FW-Vorschlag Koppold mit der Begründung, es sei nie angedacht gewesen, die Verwaltungsratsposten fraktionsweise zu vergeben. Vielmehr handele es sich dabei um eine personenbezogene Wahl, erinnert sich Schalk: "Uns wurde signalisiert, dass es Krieg geben werde."

Die Personalie Koppold zeigt, dass die Vorgeschichte definitiv viel weiter zurückreicht. "Ich habe klipp und klar gesagt, dass ich Rudi Koppold nicht akzeptiere", sagt Stephan. Im Sommer 2015 forderte Stephan, dass Koppold seinen bezahlten Nebenjob bei den Stadtwerken aufgeben solle. Diese Auseinandersetzung endete damit, dass die Stadtwerke Koppold zum 31. Dezember 2015 kündigten. Stephan betrachtete damals wie auch heute sein Verhältnis zu Koppold als zerrüttet, weil der sich damals wegen eines Grundstückgeschäftes im Mühlrieder Weg an die Regierung von Oberbayern gewandt hatte - vorbei an Stephan, der in Sachen Stadtwerke damals Koppolds Vorgesetzter war.

An Koppold scheiden sich eben die Geister. "Er tickt so, völlig anders, ich brauche in dem so wichtigen Gremium keinen Verhinderer, sondern Leute, die konstruktiv mitarbeiten", sagt Stephan. Für Schalk steht dagegen fest, dass Koppold berufsbedingt ein gutes Fachwissen und viele Erfahrungen für die Verwaltungsratsarbeit mitbringe. Andererseits sei Koppold jemand, der vielleicht öfter als andere Nein sage: "Der Verwaltungsrat ist ein Aufsichtsgremium und soll kontrollieren, da braucht es auch kritische Personen." Schließlich übertrage der Stadtrat den Stadtwerken immer mehr wichtige Aufgaben wie die Baulandentwicklung. Nach Schalks Ansicht sollte der Stadtrat seinen Einfluss auf das Kommunalunternehmen nicht aufgeben.

Und Rudi Koppold? "Der Bürgermeister hat die Richtung vorgegeben und ich habe nachgegeben", sagt der Mühlrieder, der noch bis April kommenden Jahres als Pfaffenhofener Stadtkämmerer arbeitet. Gleichzeitig nimmt er für sich in Anspruch, das nötige Fachwissen für den Verwaltungsratsposten zu haben. "Wenn der Bürgermeister meint, dass der Herr Kauderer wertvoller ist als ich, dann ist es eben so", fügt er noch hinzu.

Spürbar ist große Erleichterung bei allen. "Ich bin froh, dass die Freien Wähler sich für Harald Reisner entschieden haben", sagt Stephan. Stadtwerkevorstand Thomas Schneider sieht es genauso. Für Schalk steht fest, man sollte die Sache sehen und nicht persönliche Animositäten.

Am Dienstagabend, so vermuten alle, werde es im Stadtrat bei der Personalentscheidung wohl keine Debatten geben. Die Wahl sollte problemlos über die Bühne gehen. "Das Thema Stadtwerke und Verwaltungsrat ist für mich erledigt", so Koppold, "ich sage zum Charlie trotzdem Griaß di und Pfiat di."