Schrobenhausen
Dreimal täglich kurbeln

Stephan Klebel sorgt jetzt dafür, dass die Turmuhr in St. Salvator wieder richtig tickt

24.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:36 Uhr

Er hat den Dreh raus: Stephan Klebel aus Schrobenhausen klettert jeden Tag zum mechanischen Uhrwerk im Kirchturm von St. Salvator hinauf, um die drei Schlagwerke aufzuziehen. - Foto: Spindler

Schrobenhausen (SZ) Die Uhr im Turm der Schrobenhausener Vorstadtkirche St. Salvator tickt wieder richtig. Dafür sorgt jetzt jeden Tag Stephan Klebel aus Schrobenhausen. Er ist der neue Uhrenaufzieher, der bei der Stadt Schrobenhausen dafür nun unter Vertrag steht.

Es ist kurz vor 18 Uhr, Stephan Klebel schließt den Seiteneingang zu St. Salvator auf. In einem Schaltkasten drückt er einen Knopf, das Licht geht an. Dann steuert er auf die schmale Holzstiege zu, die nach oben führt. Der 47-jährige Schrobenhausener bewegt sich auf der schmalen Treppe so, als habe er nie etwas anderes gemacht.

Genau 42 Stufen weiter oben steht das mechanische Uhrwerk aus dem späten 19. Jahrhundert. Klebel holt eine Kurbel hervor, öffnet den Holzschrank mit der Glasscheibe in der Tür. Die gibt den Blick auf die in Dunkelgrün gehaltene Mechanik und das Miniaturziffernblatt frei, das mit dem großen Ziffernblatt weiter oben an der Außenseite des Kirchturms verbunden ist.

Dreimal muss Klebel kurbeln und so die schweren schwarzen Metallgewichte über dem Uhrwerk in die Höhe hieven. Erst in der Mitte die optische Ziffernblattanzeige, dann rechts den Viertelstundenschlag und zu guter Letzt links den Stundenschlag. Das hat Klebel von seinem Vorgänger, dem Landwirt Michael Fuchs, gelernt. Er hat Klebel als den neuen Kirchturmaufzieher angelernt.

Fuchs hatte fast vier Jahrzehnte das gemacht, was er Klebel nun beigebracht hat. Der Landwirt musste aufhören, weil er die Altersgrenze für eine Beschäftigung bei der Stadt überschritten hatte. Mehrere Monate lang hatte die Stadt vergeblich einen Nachfolger gesucht (wir berichteten), bis sich Klebel im Hauptamt meldete.

Natürlich hat er Klebel den einen oder anderen Trick verraten. So, dass über die Einstellung an den Pendeln genau gesteuert werden könnte, ob die Uhr etwas vor- oder nachgeht. Klebel, der übrigens keine Armbanduhr trägt, sondern sich lieber auf die Uhr in seinem Handy verlässt, hat die Kirchturmuhr einige Sekunden vorgestellt. "Das ist mir lieber, nicht dass sich noch jemand beschwert, weil er nach dem Blick auf die Turmuhr den Zug verpasst hat", sagt Klebel und lacht dabei.

Der gelernte Restaurator hat ein Faible für alte Sachen. Und dass er sich für Historisches interessiert, ist ihm quasi schon in die Wiege gelegt worden, schließlich ist er der Sohn von Hubert Klebel, dem langjährigen Vorsitzenden des Historischen Vereins in Schrobenhausen.

Stephan Klebel betrachtet es durchaus als Ehre, dass er den Nebenjob bei der Stadt Schrobenhausen ergattert hat. Natürlich weiß er, dass er jeden Tag auf den Kirchturm klettern muss. Aber, wenn er doch mal etwas vorhat, das ihn davon abhält um 18 Uhr wieder pünktlich da zu sein, macht es auch nichts, denn das Uhrwerk läuft nach dem Aufziehen 30 Stunden ohne Probleme. Doch dann sollte es spätestens wieder aufgezogen werden. Die Stadtverwaltung hat Klebel eine Urlaubsvertretung garantiert: "Dann macht das ein Ministrant oder ein städtischer Arbeiter", sagt Klebel und steigt nach nicht mal fünf Minuten wieder vom Turm herab.