Schrobenhausen
Kein leichter Job

Klaus Neumann und Klaus Toll vom Helferkreis plaudern aus dem Nähkästchen

04.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:50 Uhr

Klaus Neumann und Klaus Toll (v.l.) sind zwei der Mitglieder der Helferkreise, die sich für die Betreuung der Flüchtlinge in Schrobenhausen engagieren. - Fotos: Petry

Schrobenhausen (SZ) Es werden also deutlich mehr Asylbewerber, die in den nächsten Monaten in Schrobenhausen untergebracht werden (wir berichteten). Stadt und Landkreis setzen bei der Betreuung nach wie vor auf die ehrenamtlichen Helferkreise. Aber: Wie viel mehr können sie noch leisten

Es ist schon jetzt ein stattliches Programm, das die ehrenamtlichen Helfer ableisten. „Es sind etliche kurz vorm Aufhören“, berichtet Klaus Toll, einer der Koordinatoren, bei dem manche Fäden zusammenlaufen. Und es sei am Anfang ja auch nicht ganz leicht gewesen, sich einzubringen. „Wir haben anfangs selber rauskriegen müssen, wie es läuft“, nickt Klaus Toll. Da hieß es nur amtlicherseits „Ihr müsst“, und dann habe man halt geschaut, wie man zurechtkommt. „Wir haben da schon geschluckt, als wir das gehört haben“, sagt Neumann. Allen sei es so gegangen, teils auch den Mitarbeitern am Landratsamt selbst. Inzwischen hat sich vieles eingespielt.

Und es läuft alles einigermaßen geräuschlos in Schrobenhausen. „Das ist so“, nickt Klaus Neumann, und er weiß auch warum: Weil etliche Leute da sind, die sich einbringen. „Auch am Landratsamt. Die Leute dort arbeiten bis zum Umfallen. Es ist kein Problem, auch abends um halb acht noch jemanden an seinem Schreibtisch im Amt zu erreichen.“

Er und Klaus Toll sind sich einig, dass es einen ganz wichtigen Punkt gibt: „Wenn es die Ehrenamtlichen nicht machen würden, würde sich niemand um die Asylbewerber kümmern“, sagt Klaus Toll. „Dann gäbe es womöglich Probleme, die wir so nicht haben“, sagt Klaus Neumann. „Da wäre Chaos“, ist sich Klaus Toll sicher.

Und was das bedeutet, als Asylbewerber in ein fremdes Land zu kommen, zeigen die beiden mit ein paar Beispielen auf: Jeder einzelne Asylbewerber muss beispielsweise zu einem Interview nach München, den Termin und die Adresse gibt es bei der Zuweisung gleich dazu. Wer das mit Bus und Bahn tun muss, wird sich damit nicht leichttun, selbst wenn man der deutschen Sprache mächtig ist. Oder: Die Asylbewerber dürfen nur zum Hausarzt, bräuchten für Facharztbesuche Bescheinigungen aus dem Landratsamt, die sie sich in Neuburg holen müssten. „Klaus Neumann hat es möglich gemacht, dass dieses System jetzt vereinfacht wurde“, berichtet Toll.

Und mit dem Hausarzt ist es nicht immer getan. Es gibt Traumatisierte mit Kriegserlebnissen, die psychologischer Betreuung bedürfen, es gibt Frauen, die sich schwanger auf die Flucht begeben haben. Viele helfen mit, begleiten die Flüchtlinge auf ihren Wegen. Eine Helferin fuhr neulich Mutter und Kind zum Interview nach München, ein anderer brachte einen jungen Syrer zum Augenarzt.

Wie erleben die beiden Helferkreismitglieder die Bewohner des Containerdorfs? „Das sind Menschen wie du und ich“, sagt Klaus Neumann. Nette wie Stoffelige, pubertierende Jugendliche, lustige und grimmige Leute, kleine Kinder und ältere Menschen, Dankbare und Stille. „Es ist alles dabei“, nickt Klaus Toll.

Was beide erleben ist, wie sie sich über die Chance, Deutsch lernen zu dürfen, freuen. Benno Bickel und Wolfgang Murr organisieren immer wieder Crashkurse in der vhs. „Mit Erfolg“, sagt Neumann. „Das ist schon schön, wenn man dann von Leuten, die vor ein paar Wochen kein Wort Deutsch konnten, angesprochen wird“, erzählt er. „Guten Tag, Herr Neumann, wie geht es Ihnen“ Oder: „Sehen sie mal, wie schön mein Zimmer ist.“

Aber: Die Belastung für die Helfer ist hoch. 20, 30 Mails pro Tag sind keine Seltenheit. Und im Moment sind 184 Flüchtlinge in Schrobenhausen, wie viele es am Jahresende sein werden, weiß nach der Ankündigung von Bürgermeister Stephan vom Donnerstag (wir berichteten) niemand. Sowohl Klaus Neumann als auch Klaus Toll sagen: „Wir brauchen auf jeden Fall dringend mehr Helfer!“ Und es sei jetzt schon schwierig, genügend Helfer herzubringen. Bisher sind beide entschlossen, sich weiter einzubringen. Klaus Toll sagt es so: „Weil diese Menschen unsere Hilfe brauchen.“