Schrobenhausen
Jugendamt sucht Gastfamilien

Engagement für junge Flüchtlinge aus der Mitte der Gesellschaft erbeten

27.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:29 Uhr

Schrobenhausen (SZ) Mit dem Zustrom an Asylbewerbern steigt auch die Zahl der minderjährigen Flüchtlinge, die ohne Begleitung ihrer Eltern nach Deutschland einreisen und sich hier aufhalten. Das stellt das Jugendamt vor besondere Herausforderungen.

Denn anders als bei volljährigen Asylsuchenden, die in Gemeinschaftsunterkünften oder dezentralen Einrichtungen leben, sieht das Gesetz im Falle der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge die Jugendämter in der Pflicht. Auch die Unterbringung in Jugendhilfeeinrichtungen, wo sie bedarfsgerecht pädagogisch betreut werden, ist vorgesehen. Da die im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen vorhandenen Plätze im Laufe des Jahres nicht mehr ausreichen werden, um den prognostizierten Zustrom aufzunehmen, sucht das Kreisjugendamt Neuburg-Schrobenhausen geeignete Gastfamilien, die junge unbegleitete Flüchtlinge für einen begrenzten Zeitraum aufnehmen.

Über 4000 junge Menschen, meist im Alter zwischen 15 und 17 Jahren, haben 2014 in Oberbayern einen Asylantrag gestellt. Um die betroffenen Kommunen zu entlasten, verpflichtete die bayerische Staatsregierung im Herbst 2014 Städte und Landkreise Bayerns, sich an der Unterbringung der Jugendlichen zu beteiligen.

Seither konnte das Jugendamt Neuburg-Schrobenhausen mit Unterstützung der Arbeiterwohlfahrt in Neuburg und dem Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef in Schrobenhausen 17 stationäre Plätze schaffen, die mit jungen Menschen aus Eritrea, Somalia, Ghana und Afghanistan belegt sind. Weitere 14 Plätze stehen ab April bereit, dank großer Anstrengungen des Kinder- und Jugendhilfezentrums St. Josef und dem Träger Futhuk, mit dem das Jugendamt seit über zehn Jahren im ambulanten Bereich erfolgreich zusammenarbeitet. Die neueste Prognose der Regierung von Oberbayern geht jedoch von mindestens 45 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen aus, die 2015 im Landkreis untergebracht werden müssen. Die vorhandenen Plätze in den Jugendhilfeeinrichtungen reichen demnach nicht aus. Das Kreisjugendamt sucht deshalb ergänzend zum derzeitigen Hilfeangebot geeignete Gastfamilien, die einen jungen, noch minderjährigen Heranwachsenden für einen begrenzten Zeitraum in ihrer Familie aufnehmen. Die Familien werden vom Sozialdienst des Jugendamtes fachkundig betreut und erhalten eine finanzielle Unterstützung. Die Kennenlernphase wird gemeinsam vom Jugendamt und der sogenannten Clearingstelle, in der die Jugendlichen in der Regel bereits mehrere Monate leben, moderiert. Kommt es zu einer Aufnahme in die Gastfamilie, besuchen die jungen Menschen bereits nach wenigen Tagen spezielle Integrationsklassen in den Berufsschulen in Neuburg und Schrobenhausen.

Beispiele aus anderen Landkreisen zeigen, dass die Unterbringung in Gastfamilien mit entsprechender fachlicher Vorbereitung und Begleitung für alle Beteiligten eine positive Erfahrung sein kann. Familien, die an einer Aufnahme interessiert sind, sollten anderen Kulturen und Religionen tolerant und interessiert gegenüberstehen sowie über ausreichend Wohnraum und gesicherte finanzielle Verhältnisse verfügen.

Beratung und Information zur möglichen Aufnahme unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge erteilt das Jugendamt im Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen. Ansprechpartner sind Gerda Reitberger, Telefon (0 84 31) 5 73 37, E-Mail: gerda.reitberger@lra-nd-sob.de und Jutta Wender, Telefon (0 84 31) 5 73 87, E-Mail: jutta.wender@lra-nd-sob.de.