Schrobenhausen
Jakob und Johann im Wechsel

Eine bewegte Gebäudegeschichte / Das Neugschwendnerhaus (2)

03.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:54 Uhr

Das Neugschwendnerhaus führte, ehe der Familienbetrieb endete und das Gebäude vermietet wurde, bis in die 70er Jahre auch Heimtierbedarf - Fotos: Archiv Rödig

Schrobenhausen (SZ) Hatten die ersten vier Neugschwendner im Stammbaum noch verschiedene Vornamen (Michael, Martin, Bernhard und Simon), so hießen die Geschäftsnachfolger nur noch Johann und Jakob – im Wechsel. Vom fünften Neugschwendner (Johann) übernahm sein Sohn Jakob 1810 das Geschäft.

Als seine erste Frau Anna Maria starb, heiratete er 1820 die Bierbrauers-tochter Barbara Mayr vom „Bräuhias“, dem die jetzige Bräuhiasengasse ihren Namen verdankt.

Der Siebte in der Reihe, wieder ein Jakob, besuchte als Zehnjähriger 1834 die zweite Klasse der Volksschule und sein Lehrer Michael Sommer war mit ihm sehr zufrieden. Er vermerkte im „Censurenbuch“: „Dieser Knabe verdient das vollste Lob der Lehrer. Lernen ist seine Freude, etwas können seine größte Lust. Er lernt ohne Ermahnung aus eigenem freien Antrieb, und ließ nie eine Frage unbeantwortet, eine Aufgabe ungelernt. Mit seinem unermüdeten Fleiße stimmt das eingezogene sittsame Betragen vollkommen überein, und sein Fortgang ist bei den vorzüglichen Fähigkeiten ausgezeichnet. Im ganzen Schuljahr bedurfte es nicht einer Rüge oder Zurechtweisung.“

Notenmäßig hatte Jakob nur die Noten „vorzüglich“ und „sehr gut“ erhalten und zählte somit zu den besten Schülern seiner Klasse, in der sich auch der Lebzelterssohn Anton Kröner sowie der Maurermeisterssohn Andreas Lenbach befand, der als 19-jähriger beim Stadelabbruch in der Aumühle vom Gerüst stürzte und starb.

Als Andreas’ Sohn Jakob Neugschwendner, „Anwesensbesitzer beim Unterseiler Nr. 108“, am 27. Dezember 1854 vor dem Bürgermeister erscheint, bringt er vor, sich in der Stadt als Seilermeister ansässig machen und Walburga Bergmaier, eine Metzgerstochter aus Schrobenhausen heiraten zu wollen. Für die behördliche Einwilligung allerdings war die Vorlage einer Reihe von Unterlagen Bedingung.

So musste er seine finanziellen Verhältnisse offenlegen, sein Militärentlassungszeugnis und die Eingliederung in das Landwehrdivisionskommando Schrobenhausen einreichen zusammen mit dem Religionszeugnis, dem Werktagsschulentlass-Schein, den Nachweis des Besuchs der Fortbildungs- und Zeichenschule, Impfschein, Lehrbrief und Meisterprüfungszeugnis sowie einige Dokumente seiner Braut. Nachdem dem Magistrat der Nahrungsstand der beiden gesichert schien, sie 35 Gulden in die Stadtkasse einbezahlt hatten und festgestellt wurde, dass „sich auch die Vorfahren mit Würde behauptet haben“ stand der Hochzeit der beiden nun aufgenommenen Bürger nichts mehr im Wege. Der 1856 geborene Sohn Johann, später Seilermeister und Stadtkämmerer, heiratete 1889 die Glasermeisterstochter Veronika Schwarz und drei Jahre später nach ihrem frühen Tod die Bäckermeisterstochter Berta Schächinger.

In einer Zeitungsanzeige vom August 1885 bot „Seiler Neugschwender“ Herbstrübensamen (Krautsamen) sowie „gute Seegrasbänder zu(m) Garben binden“ an. Man nutzte eben alle Möglichkeiten aus, neben dem Hauptgeschäft noch etwas dazuzuverdienen.

1893 (in der Kriegsstammrolle: 1891) wurde der spätere Nachfolger im Geschäft, Jakob Neugschwendner geboren. Er hatte 1925 Anna Schäfer geheiratet und wurde 1938 bei Geschäftsübernahme Seilermeister in der nun schon neunten Generation aber damit auch der letzte seines Berufes unter den Vorfahren der Familie.

Fortsetzung folgt