Schrobenhausen
"Ich bin frustriert über diesen Stil"

24.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:08 Uhr

Schrobenhausen (woe) Auch Burkhard Braun, Inhaber der Registerstanzerei Braun in Schrobenhausen, kann über die Entscheidung der Agentur für Arbeit Ingolstadt nur den Kopf schütteln. "Fakt ist, dass bei uns kein Hilfsarbeiter mehr als 8,50 Euro in der Stunde verdient.

Und viele sind schon seit Jahren dabei und können viel", erklärt er. Sogar geschulte Maschinenführer, also Fachkräfte, würden nicht die geforderten zwölf Euro Stundenlohn bekommen. Die Einschätzung der Marktlage durch die Arbeitsagentur hält Braun für völlig realitätsfern. Seine Branche ist seit Jahren durch die Konkurrenz aus Tschechien, Polen und Ungarn schwer gebeutelt. "Wir sind so ziemlich die Letzten, die das noch in Deutschland machen", versichert er.

Besonders fragwürdig ist in Brauns Augen die Inkonsequenz der Agentur für Arbeit. Im Januar hatte die Ingolstädter Behörde den Antrag eines anderen Asylbewerbers, dem er einen Arbeitsplatz für 8,50 Euro die Stunde anbot, genehmigt. Jetzt, ein gutes halbes Jahr später, verlangt das Amt auf einmal zwölf Euro als branchenüblichen Satz - für eine ungelernte, kaum Deutsch sprechende Hilfskraft.

Burkhard Braun ist ratlos, aber auch enttäuscht. "Ich bin frustriert über diesen Stil, der da an den Tag gelegt wird", sagt er. Noch immer würde er Truore Boukary gerne eine Chance geben. "Er könnte morgen anfangen", betont der Firmenchef. Jedoch nicht für einen Stundenlohn von zwölf Euro, denn: "Das wäre eine Ohrfeige für alle anderen Beschäftigten." 25 seiner 35 Mitarbeiter sind Hilfskräfte, die für den Mindestlohn arbeiten.

Burkhard Braun fragt sich, wie die Arbeitsagentur bei der Berechnung des ortsüblichen Stundenlohns in diesem Fall vorging. Und er fragt sich noch etwas anderes: "Wie sollen wir die Flüchtlinge integrieren, wenn sie nicht für den Mindestlohn arbeiten dürfen"