Schrobenhausen
Hochwasser vor der Stadt aufstauen

Die Bürgerinitiative um Josef Plöckl und Werner King bekräftigt ihren Alternativplan und hält sich Klageoption offen

23.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:46 Uhr

Bis zu drei Millionen Kubikmeter Hochwasser könnten im Goachat aufgestaut werden. Davon sind Werner King (l.) und Josef Plöckl von der Bürgerinitiative Hochwasserschutz überzeugt. - Foto: Spindler

Schrobenhausen (SZ) Das Hochwasser vor den Toren der Stadt aufstauen und dosiert durchlassen - so stellen sich die Mitglieder der Schrobenhausener Bürgerinitiative Hochwasserschutz einen "vernünftigen Plan" vor. Das Gegenteil sehen Josef Plöckl und Werner King in den derzeitigen Plänen.

"Nicht in die Höhe, sondern in die Breite" solle das Hochwasser gestaut werden, sagt Josef Plöckl, einer der Mitbegründer der Bürgerinitiative Hochwasserschutz. Und zwar nicht nur einmal, sondern gleich mehrfach. So sehr ärgern ihn die Pläne für die sogenannte Hochwasserfreilegung von Schrobenhausen, über denen das Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen seit mehr als zehn Jahren brütet. "Wir sind nicht für den Hochwasserschutz", fügt Werner King hinzu, "der gerade propagiert wird."

Was King und Plöckl damit meinen, ist schnell zusammengefasst. Vor allem die hohen Mauern, die in besonderem Ausmaße in der Fischergasse in der Schrobenhausener Vorstadt hochgezogen werden müssen, sind den beiden und ihren Mitstreitern ein Dorn im Auge. Auch Dämme an vielen anderen Stellen - mal größer, mal kleiner - in der Stadt sowie in Mühlried finden nicht gerade den Zuspruch der Bürgerinitiative. Der technische Hochwasserschutz, wie die Planer es nennen, hat aber noch mehr in petto, was King und Plöckl für nicht stimmig halten. Etliche Pumpen sollen die Bauten unterstützen und das Hochwasser im Griff behalten. Für Plöckl ist ganz klar, dass alleine der Unterhalt der Pumpen, um sie einsatzbereit zu halten, jedes Jahr viel Geld kosten werde. "Die Entschädigungszahlungen für Landwirte im Goachat sind nichts dagegen", ist Plöckl überzeugt.

Die Liste der Widersprüche in der Planung ist nach Ansicht der beiden Aktivisten noch länger. So hatte Plöckl zwei Bescheide der Regierung von Oberbayern aus den Jahren 1981 und 1982 ausgegraben - oder sich zutragen lassen -, nach denen die Paar zwischen Schrobenhausen und Hörzhausen regelmäßig geräumt werden müsse. Doch, so der ehemalige Bürgermeister Josef Plöckl, bislang seien weder der Bezirk noch die Stadt ihren Verpflichtungen nachgekommen. Und noch etwas hat Plöckl herausgefunden. Vor nicht allzu langer Zeit habe ihm jemand mehr als 100 Jahre alte Pläne von der Verbindungsstraße zwischen Mühlried und Königslachen gezeigt: Darauf sei nachzuvollziehen, dass der Wasserdurchlass eigentlich viel größer sein müsste, als er dort in Wirklichkeit sei.

Nun wollen die Mitglieder der Bürgerinitiative, die sich im November 2007 gegründet hat, nicht ausschließlich als Nörgler und künftige Kläger gegen die Hochwasserschutzpläne dastehen. "Wir wollen nur einen vernünftigen Hochwasserschutz", betont Werner King. Und dazu gehört ein einfacher Plan: Sobald das Wasser in großen Mengen die Paar herunterkomme, müsse es nicht in den Kanal zwischen Hörzhausen und Schrobenhausen laufen, sondern vor dem Kanal an einer alten Mühle bei Hörzhausen vorbeigleitet werden ins Goachat. Dazu müsste ein Wehr bei Hörzhausen wieder aktiviert werden, sagt Plöckl. Hinzu komme noch ein Damm zwischen Drei Linden und dem Gewerbegebiet an der Augsburger Straße. Der staue das Wasser auf.

King und Plöckl haben auch schon für zwei Szenarien errechnen lassen, wie viel Wasser so im Süden vor der Stadt aufgehalten werden könnte: Bei einem etwa 500 Meter langen Damm zwischen der B-300-Abfahrt Schrobenhausen-Süd und Drei Linden hätten so 650 000 Kubikmeter Wasser in den Paarauen Platz; gäbe es einen etwa 2880 Meter langen Damm, der noch an Drei Linden Richtung Hörzhausen weiterführe, könnten sogar 3,15 Millionen Kubikmeter angestaut werden. Dieses Wasser müsse dann lediglich dosiert durch die Stadt gebracht werden. Das führe dann dazu, dass Dämme und Mauern in der Stadt nicht mehr so hoch ausfallen müssten, wie sie bislang noch geplant seien.

Natürlich weiß auch Werner King, dass es ganz ohne den technischen Hochwasserschutz nicht gehen wird. Aber die Folgen könnten minimiert werden. Und Plöckl sowie King geben zu, dass einige Maßnahmen, die die Stadt in den vergangenen Jahren selber schon vorgenommen hat, etwas für den Hochwasserschutz gebracht hätten. Da nennen die beiden das neue Überlaufbecken am Langenwiesbach bei Steingriff sowie die Öffnung des Schrobenhausener Stadtwallgrabens. Auch die von der Bürgerinitiative geforderte Anhebung eines Feldweges zwischen Drei Linden und der Augsburger Straße, der inzwischen in die Pläne eingepasst wurde, verbuchen sie als Erfolg ihrer Arbeit.

Nun wartet auch die Bürgerinitiative darauf, dass das Landratsamt den Planfeststellungsbescheid für den Hochwasserschutz fertigstellt. Dann werde die Initiative einen Fachanwalt den Bescheid prüfen lassen, so Werner King. Im Zweifel sei die Initiative auch bereit, gegen den Bescheid zu klagen. "Wir privat klagen auf jeden Fall", sagt Josef Plöckl, der Volksfest- und Soba-Mitorganisator, mit Blick auf den Volksfestplatz.