Schrobenhausen
Hier muss keiner tiefstapeln

Trotz dürftiger Besucherzahl: Eclipse Sol-Air und Sophisticated Mamas legen fulminanten Auftritt hin

27.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:25 Uhr

Die wissen, was sie tun: Die Sophisticated Mamas lieferten eine gekonnte Show ab.

Schrobenhausen (SZ) Das hat Schrobenhausen wahrscheinlich noch nie erlebt und wer nicht da war, hat einiges versäumt. Die Symphonic-Rock-Band Eclipse Sol-Air und die Sophisticated Mamas überzeugten im Herzog-Filmtheater mit ihrer mitreißenden und ausgereiften Show vor knapp 40 Besuchern.

Auf dem Konzertflyer stand zwar groß geschrieben "Rock im Theater", doch im Herzog-Filmtheater ging es im Aufwärmprogramm mit den Sophisticated Mamas zuerst mal ganz humoristisch-poetisch los. Für "sophisticated" gibt es viele Übersetzungen, wie etwa anspruchsvoll, weltklug, erfahren, durchdacht, raffiniert, niveauvoll und gebildet. All diese Eigenschaften geben die beiden Liedermacherinnen in ihren Texten und ihrer Musik wieder.

Aber wer sind sie eigentlich, diese zwei Mamas? Zu einem ist das die Römerin Cecilia Gagliardi, die Sängerin und studierte Gitarristin ist, und zum anderen die Alemannin Silvia Richard-Färber, die ebenfalls Sängerin und für die Percussion zuständig ist. Ihre Lieder sind alle selbst komponiert und die deutsch-italienisch-schwiizerdütsch-französisch-englischen Texte dazu selbst erdacht.

Apropos Texte: Kaum zu glauben, mit was sich die beiden Damen so alles beschäftigen. Bei "Sabotage" singen sie bluesig von den Socken des Ehemannes, von denen nach dem Waschen nur mehr einer da ist und der Angetraute deshalb schon an Scheidung denkt. Mit ihren wunderschönen Stimmen gestalten sie die Werke gekonnt zweistimmig. Bei "A Solea" können die Zuhörer die Augen schließen und den fast operettenhaften Gesang der Färberin genießen, fantastisch untermalt vom gezupften Gitarrenklang ihrer Partnerin Cecilia Gagliardi. Eine tolle knappe Stunde, die nach Wiederholung verlangt.

Und dann kamen sie, Eclipse Sol-Air, "die meiner Meinung nach beste Symphonic-Rock-Band Europas", wie Manager Hanshelmut Itzel großspurig ankündigt. Am Ende allerdings könnte es sogar sein, dass er recht hat. Denn was Eclipse Sol-Air mit ihrem Feuerwerk an musikalischen Ideen gepaart mit einer leidenschaftlichen Bühnenshow zünden, wird vermutlich auf vielen Bühnen Europas bestehen können. Besonders im Fokus der knapp 40 Besucher stehen die an der Front agierenden Künstler. Vor allem die aufsehenerregende, manchmal makabere Liveshow des französischen Sängers Phillipe Matic-Arnauld des Lions, einst langjähriges Mitglied der Regensburger Domspatzen, ist einfach sehenswert. Stimmlich harmoniert er glänzend mit der bezaubernden Französin Mireille Vicogne, die ihrerseits neben ihrem ausdrucksvollen Gesang auch noch sehr versiert die Querflöte zum Einsatz bringt.

Imponierend und mit brillantem Vibrato ausgestattet, ist das Spiel auf der Violine der erst 20-jährigen Myriam Gessendorfer, die seit ihrem fünften Lebensjahr Unterricht auf diesem Instrument hat. Genial und auf höchstem Niveau sind auch die Soli von Markus Himmer auf seiner Gibson-Gitarre. Herausragend ist aber auch der Italiener Andrea Paoletti am Schlagzeug. Melina Mayer-Gallo spielt die Piano- und Orgelklänge souverän. Bassist Marc Müllers überzeugt durch Fingerfertigkeit. In ihren Liedern beschäftigen sich Eclipse Sol-Air mit Themen, die viele bewegen: Atomreaktoren, die Ewigkeit, die Zukunft, die Freiheit, Asyl und der Zustand der Erde.

Insgesamt ist der Auftritt von Eclipse Sol-Air eine durch Virtuosität, Kreativität und Arrangierkunst gestaltete Vorstellung, die den Schrobenhausener Zuhörern sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben wird. Warum nur knapp 40 Besucher gekommen sind? Vielleicht war es dem mit 22 Euro pro Karte doch recht hohen Preis geschuldet. Der Ort kann es nicht gewesen sein, denn das Herzog-Filmtheater bietet sich mit seinem Ambiente geradezu für solche Events an.