Schrobenhausen
Hier entstehen Freundschaften

Stefan Lesny über das Schüleraustauschprogramm der Rotary-Clubs

31.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:24 Uhr

So sehen fröhliche Austauschschüler aus: Jeder, der Lust hat, kann sich bei Rotary bewerben, nicht nur Superschüler oder Kinder von Mitgliedern. Beim Schrannenfest war es heuer zu einem internationalen Zusammentreffen gekommen (Bild) - Foto: Lesny

Schrobenhausen (SZ) Die Welt kennenlernen, den Horizont erweitern – jungen Menschen bietet ein Schüleraustausch die Gelegenheit dazu. Möglich macht das seit vielen Jahren auch der Rotary-Club.

Das Austauschprogramm richtet sich an alle. Ausschließlich gute Schüler ins Ausland zu schicken oder den eigenen Nachwuchs bevorzugen – das alles gibt es bei Rotary nicht. Es sind ganz andere Werte, die zählen: „Wir müssen das Gefühl haben, dass der Jugendliche die persönliche Reife mitbringt, um ein Jahr auf eigenen Füßen zu überstehen“, sagt Stefan Lesny vom Rotary-Club Schrobenhausen-Aichach. Er ist zugleich auch Vorsitzender der Austauschprogramme im Distrikt Südwestbayern. Und außerdem sollten die Jugendlichen in gewisser Weise ja auch Botschafter für Deutschland im Ausland sein. Offenheit gegenüber anderen Kulturen sei daher eine grundlegende Voraussetzung für die Aufnahme ins Austauschprogramm. Aus Erfahrung weiß Lesny: „Diejenigen, die sich für so etwas entscheiden, haben das in der Regel.“

Klassiker im Rotary-Austauschprogramm sind seit Jahren die USA, Brasilien oder Mexiko. Und für brasilianische und mexikanische Jugendliche wiederum steht Deutschland ganz oben auf der Wunschliste.

In den vergangenen Monaten war in Schrobenhausen eine junge Dame aus Brasilien zu Gast, ein Mädchen aus Australien bleibt noch bis Dezember. Groß gefeiert wurde übrigens beim Schrannenfest, mit einem Farewell-Wochenende. Mit dabei waren sämtliche ausländische Gastschüler, die in diesem Schuljahr im Distrikt Südwest-Bayern in Deutschland waren, plus die neuen Schüler, die im kommenden Schuljahr weggehen.

Spannend ist nicht nur das Jahr im Ausland, sondern – speziell für die Familie daheim – auch die Rückkehr der Jugendlichen. „Du schickst ein Kind weg und kriegst einen Erwachsenen zurück“, erzählt Lesny. Im Prinzip werde die Entwicklung, die junge Leute in diesem Alter an der Schwelle zum Erwachsenwerden ohnehin durchmachen, im Zeitraffer durchlaufen, sagt er. Dabei lernen die Jugendlichen auch viel über sich selbst. Natürlich lasse Rotary die jungen Leute nicht allein im Regen stehen, dennoch: Aktiv werden, auf andere zugehen, das müssten die Jugendlichen schon selbst tun. Und früher oder später komme bei jedem auch mal ein bisschen Heimweh auf. „Wenn sie mal krank sind, ist halt keine Mama da, die Tee bringt.“

Die verschiedenen Austauschprogramme, die Rotary bietet, gehen von Jugendbegegnungen, Vier-Wochen-, Studenten- bis hin zum Schülerjahresaustausch, erzählt Lesny. Beim Schülerjahresaustausch vermittelt Rotary Jugendliche für ein Jahr in ein anderes Land, im Gegenzug kommen ausländische Schüler nach Deutschland. „In der Regel nehmen die Familien, die Kinder wegschicken, auch Gäste auf“, berichtet Lesny. Damit sie so viel wie möglich von der Vielfalt der Kultur mitbekommen, werden die Jugendlichen in drei verschiedenen Familien untergebracht. Um die komplette Vermittlungs- und Organisationsarbeit kümmert sich Rotary.

Weil Rotary die jungen Leute im Vorfeld entsprechend vorbereitet, gibt es allerdings nur eine sehr geringe Zahl an Abbrechern. „Unter fünf Prozent“, beziffert sie Stefan Lesny. Und dass einer der deutschen Austauschschüler mal freiwillig vorzeitig zurückkehrte, daran kann er sich überhaupt nicht erinnern. Vereinzelt käme es allerdings vor, dass er seinerzeits Jugendliche zurückschicken müsse. Im vergangenen Jahr waren das in seinem Distrikt drei von 25 jungen Leuten. Die Gründe: Heimweh, aber auch einmal Ladendiebstahl.

Meist bestehe nach dem Austauschjahr noch lange Kontakt, erzählt Stefan Lesny, „es bilden sich intensive, oft lebenslange Freundschaften“. Und so komme es sogar mal vor, dass eine Familie zur Hochzeit ihres ehemaligen Gastkindes nach Australien fliegt.