Schrobenhausen
Geld fürs Geld zahlen

Sparkasse verlangt Zinsen für Guthaben von Gewerbe und Kommunen Stadt setzt auf geschicktes Finanzmanagement

14.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:55 Uhr

Schrobenhausen (jsp) Hinter verschlossenen Türen hat sich der Schrobenhausener Stadtrat mit einer Forderung der Sparkasse Aichach-Schrobenhausen ab 1. Januar beschäftigt. Das Geldinstitut verlangt von Gewerbekunden und Kommunen ein sogenanntes Verwahrgeld -- einen Strafzins auf Guthaben.

Der Stadtrat hat am Dienstagabend beschlossen, jetzt seine Guthaben auf verschiedene Banken zu verteilen.

"Wir leben in einer verrückten Welt", sagt Bürgermeister Karlheinz Stephan (kl. Foto) auf Anfrage. In der nichtöffentlichen Sitzung habe Kämmerer Manfred Haiplik den Stadträten vorgerechnet, dass die Stadt im kommenden Jahr rund 15 000 Euro Verwahrgeld an die Sparkasse zahlen müsse. Darauf wollten die Stadträte aber verzichten. Wie Stephan sagt, solle das "durch ein geschicktes Finanzmanagement" verhindert werden. Soll heißen: Die Stadt will ihre Guthaben so auf verschiedene Banken verteilen, dass sie unter dem Grenzwert für den Strafzins bleibe.

Der Grenzwert liegt nach Angaben von Sparkassenchefin Birgit Cischek (kl. Foto) für Kommunen bei einer Million Euro. Für Gewerbekunden liege der Grenzwert bei 500 000 Euro. Nicht mal 100 der Sparkassenkunden seien von der Regelung betroffen, so Cischek weiter.

Den Grund für den Strafzins sieht die Sparkassenchefin bei der Europäischen Zentralbank (EZB). Die verlange von der Sparkasse 0,4 Prozent Zinsen für eingelagertes Geld. "Wir geben den Zinssatz, den wir zahlen, nur an unsere Kunden weiter", erklärt Cischek. Dazu sei die Bank gezwungen, nachdem die EZB bereits vor zwei Jahren die Zinsen nach unten gedreht habe. Für Kundeneinlagen erziele das Geldinstitut eben keine Einnahmen mehr.

Der Strafzins für Firmen und Kommunen solle aber noch nicht der Startschuss sein, solche Zahlungen auch von Privatkunden zu verlangen, sagt Cischek heute. Allerdings stellt sie auch klar, dass sie heute noch nicht genau sagen könne, wie die EZB in Zukunft weiter agieren werde. "Wir hoffen, so weit wie möglich, dass wir nicht ins Privatgeschäft gehen müssen."

Cischek geht davon aus, dass auch andere Banken in ihrem Geschäftsgebiet mit ähnlichen Forderungen bei Gewerbekunden und Kommunen nachziehen werden. Über die Landkreise seien die Kommunen bereits im Vorfeld davon informiert worden und würden das nun in ihren Gremien besprechen.

Das Verhalten des Schrobenhausener Stadtrates könne sie nachvollziehen, sagt Cischek zu dem Ratsbeschluss. Das sei vollkommen legitim. Unternehmen dagegen würden eher Investitionen planen und brächten so das Geld von der hohen Kante wieder in Umlauf. Das könne eine Kommune natürlich so nicht tun, meint Cischek.

Neben dem Schrobenhausener Stadtrat, der sich am Dienstagabend mit dem Strafzins auseinandersetzte, steht das Thema im Gachenbacher Gemeinderat an.