Schrobenhausen
Der Bürgermeister kämpft weiter

Geburtshilfe zu, Gynäkologie am Krankenhaus bleibt Karlheinz Stephan gibt aber noch nicht auf

21.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:01 Uhr

Es war einmal: Bilder wie dieses wird es aus dem Kreiskrankenhaus wohl nicht mehr geben. - Foto: Kreiskrankenhaus Schrobenhausen

Schrobenhausen (SZ) Die Nachricht ist seit Donnerstag draußen: Ab sofort gibt es keine Geburten mehr am Kreiskrankenhaus Schrobenhausen, auch keine Kaiserschnitte mehr. Für Bürgermeister Karlheinz Stephan ist das Thema aber noch nicht zu Ende.

Die Stimmung war erkennbar gedrückt, mit der Stephan, begleitet von Krankenhausgeschäftsführer Dietmar Eine, gestern wie angekündigt vor die Medien traten. Die Nachricht, dass die Geburtshilfeabteilung am Kreiskrankenhaus schließt, zu akzeptieren, fällt ihm offensichtlich nicht leicht. "Ich betrachte das ein Stück weit als persönliche Niederlage, dass es nicht gelungen ist, die Station wieder in Betrieb zu nehmen", sagte er. Die Situation, vor der der Aufsichtsrat in seiner Sitzung am vergangenen Mittwochabend stand, habe so ausgesehen: "Wir hatten letzte Woche null Hebammen." Aufgrund dieser "aussichtslosen personellen Situation" habe es gar keine andere Möglichkeit mehr gegeben, als die Schließung vorzunehmen.

Stephan zeigte dabei Verständnis für die Hebammen, die bis zuletzt noch ihre Bereitschaft, mitzuwirken signalisierten. Es sei "verständlich, dass sie sich aufgrund der ungewissen Zukunft anderen Häusern zugewandt" hätten.

Personelle Konsequenzen habe diese Entscheidung für die verbliebenen zwölf Mitarbeiter der Gynäkologie zunächst nicht, sagte Klinik-Geschäftsführer Dietmar Eine. Zu Details werde es aber noch weitere Gespräche im Hause geben.

Konsequenzen gibt es allerdings für werdende Eltern: "Wenn heute die Situation eintritt, dass eine Mutter bei uns wegen eines Kaiserschnitts vor der Tür steht, müssen wir sie verlegen, weil wir keine Hebamme im Haus haben", erklärte er. Nur in absoluten Notfallsituationen würde Schrobenhausen noch einspringen. Und wenn eine Mutter im Schrobenhausener Land mit Komplikationen vor der Geburt den Notarzt ruft, dann werde der entscheiden, ob sie - je nach räumlicher Nähe - nach Aichach, Neuburg oder Schrobenhausen gebracht wird.

Eine Auswertung, wo die jungen Eltern aus dem Schrobenhausener Land ihre Kinder zur Welt gebracht haben, seit der Kreißsaal im April geschlossen wurde, hat Bürgermeister Stephan: Ein Drittel ging nach Neuburg, ein weiteres Drittel verteilte sich auf Aichach und Pfaffenhofen, der Rest weiter weg.

Wie es überhaupt zu der Situation gekommen war, erklärte Eine so: "Es standen Ruhestände bei den Hebammen vor der Tür. Nachwuchs zu finden, war seit 2015 ein Riesenthema." Einige der Hebammen aus der früheren Belegschaft seien am Ende ihrer körperlichen Kräfte gewesen. Die Frage, von welcher Seite denn die Initiative ausging, die Hebammen fest anzustellen, beantwortete Eine so: "Das ging von beiden Seiten aus." Bei weniger als einer Geburt pro Tag und Hebamme sei es schwierig, ein vernünftiges Auskommen zu haben. Aber sein Haus habe den Hebammen die Wahl gelassen: Eine freiberufliche Basis wäre ebenso möglich gewesen wie eine Festanstellung, sagte Eine.

Für Bürgermeister Stephan, der einst mit dem Ziel angetreten ist, Schrobenhausen familienfreundlich zu machen, ist diese Entscheidung "ein herber Rückschlag". Er sagte gestern: "Das kann uns nicht zufriedenstellen, und das kann so nicht bleiben. Ich gebe nicht klein bei." Er wolle versuchen, ein Umdenken in der Gesundheitspolitik herbeizuführen (siehe Bayern-Teil, Seite 13) , die gerade die Schaffung von größeren Einheiten vorantreibt, so dass kleine Häuser mit weniger als 600 bis 1000 Geburten - je nach Struktur - auf der Strecke bleiben. In Schrobenhausen gäbe es gerademal 300 Geburten pro Jahr.

So viel hat er schon mal erreicht: Die bestehenden Strukturen im Krankenhaus bleiben zunächst unangetastet, der Kreißsaal wird nicht gleich ausgebaut, "bis wir sehen, ob nicht doch noch ein Lichtlein auftaucht."

Parallel hatte das Krankenhaus auch schon geprüft, ob man den Kreißsaal an Hebammen als privat geführtes Geburtshaus vermieten könne; dafür werde es aber keine Genehmigung geben, sagte Stephan. Offizielle Begründung: Es sei dann für die Eltern nicht zu unterscheiden, ob sie vom Krankenhaus oder einem privaten Hebammenhaus betreut würden.