Schrobenhausen
Es soll weitergehen bloß wie?

Kreiskrankenhaus: Aufsichtsrat will die Geburtsstation nicht schließen, kann sie aber auch nicht öffnen

30.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:36 Uhr

"Wir werden den Kreißsaal wieder öffnen", sagt Krankenhaus-Geschäftsführer Dietmar Eine. Wie, das weiß er allerdings bisher noch nicht. - Foto: Petry

Schrobenhausen (SZ) Die ersten hausinternen Gespräche zum Thema Geburtsstation hatte der Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses schon gestern Vormittag. Denn in der Sitzung vom Mittwochabend hat ihm der Aufsichtsrat heftige Hausaufgaben mitgegeben. Was nun, Dietmar Eine?

Die Geburtshilfeabteilung soll nicht geschlossen werden, das ist der politische Wille. "Die Aufsichtsräte sind durchwegs bestrebt gewesen, im Sinne der Sache zu arbeiten und die Position war eindeutig: Wir werden den Kreißsaal öffnen", sagt Eine. Und jetzt kommt das große Aber: "Wir werden öffnen, sobald wir die qualitativ hochwertige Versorgung gewährleisten können, wenn wir ausreichend mit Hebammen und Ärzten ausgestattet sind. Es bleibt ein Thema der Qualität."

Das heißt: Es müssen mindestens zwei weitere Hebammen her. Danach sucht Eine mit seiner Mannschaft allerdings schon seit Monaten. Auch auf den Aufruf, den Bürgermeister Karlheinz Stephan am Wochenende über soziale Netzwerke gemacht hat, kam keine Rückmeldung. Wir lernen: Wenn zurzeit jemand in dieser verrückten Welt nach einem krisensicheren Job sucht - Hebamme scheint einer zu sein.

Kann man denn vielleicht beim Personal mit einem der umliegenden Krankenhäuser kooperieren? "Das wollen wir auf alle Fälle versuchen", sagt Eine und nickt. Ganz große Hoffnungen macht er sich aber auch in diesem Punkt nicht. "Die Probleme mit dem Hebammenmangel gibt es ja überall. Wir werden aber noch mal Gespräche führen."

Die teure Hebammenversicherung sei in dem ganzen Dilemma übrigens nicht das große Thema. "Es geht nicht ums Geld!", betont Eine. Die Hebammen am Schrobenhausener Kreiskrankenhaus bekamen längst schon "eine zusätzliche Vergütung für die Aufrechterhaltung der Dienste und die Präsenz, die natürlich auch die Versicherung mit beinhalten", sagt Eine. "Bei den Kündigungen ging es nicht ums Geld, sondern um die Arbeitsbelastung, um die Zahl der Hebammen, und es ging auch ums Alter - einige unserer Hebammen befinden sich im Ruhestandsalter."

Die Sachlage ist also diese: Die Geburtsstation soll nicht geschlossen werden, sie kann aber auch nicht öffnen. So ähnlich schätzt auch Bürgermeister Karlheinz Stephan in seiner Funktion als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des Krankenhauses die Lage ein: "Das schlimmste Szenario ist abgewendet worden, aber es ist überhaupt noch nichts gewonnen." Er will jetzt versuchen, überregional einen weiteren Aufruf zu starten.

Denn soviel ist auch klar: Auf Dauer wird der Aufsichtsrat die Station nicht als Leerstand mitschleppen können. "Wenn wir die Vorhaltekosten auf Dauer weiterlaufen lassen, führt das irgendwann das ganze Haus in eine Schieflage", sagt Geschäftsführer Eine mit Blick auf die Zahlen, die er aber nicht konkret benennen mag.

Es geht schon um Geld. Für eine normale Geburt erlösen Kliniken in Deutschland zurzeit zwischen 1200 und 1500 Euro. Das bedeutet: Mit jedem einzelnen Monat, in dem die Abteilung zu ist, fallen locker 30- bis 35 000 Euro an Umsatz weg, während die Fixkosten für das noch verbliebene Personal und die Räume weiterlaufen. Bis Jahresende - so lange hat der Aufsichtsrat der Geschäftsführung jetzt Zeit gegeben. "Wir werden noch mal alle Register ziehen", sagt Eine, "wir werden alles probieren."